- Ein VVT für Aprilia nach Vorbild von Suzuki
- Variable Ventilsteuerung im Motorsport
- Variable Ventilsteuerung im Alltag
- VVT für künftige Abgasnormen
Bei Pkw längst Standard, breitet sich variable Ventilsteuerung inzwischen auch bei Motorrädern aus. Anscheinend ist auch bei Piaggio und Aprilia ein VVT-System in der Pipeline.
Kawasaki, Suzuki, Yamaha, aber auch Ducati, BMW und sogar Harley-Davidson haben oder hatten bereits Motorradantriebe mit variabler Ventilsteuerung im Einsatz. Mehr oder weniger aufwändig konstruiert – und mehr oder weniger überzeugend in der Praxis. Anfang des Jahres 2023 tauchten Patentzeichnungen auf, die angeblich eine künftige variable Ventilsteuerung von Piaggio beziehungsweise von Aprilia zeigen.
Ein VVT für Aprilia nach Vorbild von Suzuki
Auf den vorliegenden Patentzeichnungen ist das VVT (variable valve timing) von Piaggio am Beispiel des V4-Motors von Aprilia zu sehen. Offenbar handelt es sich dabei um ein vergleichsweise einfaches mechanisches System, das ohne aufwändige Elektrik und Elektronik auskommt. Ähnlich wie das VVT, das Suzuki ab 2017 bei der GSX-R 1000 einsetzte. Also mit Kugeln am Antriebsrad der Einlassnockenwelle, die drehzahlabhängig von der Zentrifugalkraft nach außen bewegt werden. Mit der Position der Kugeln auf ihren leicht schrägen Bahnen wird das auf die Einlassventile wirkende Nockenprofil verschoben und somit effektiv verändert. Während Suzuki hierfür jeweils 12 Kugeln verwendet, sollen bei Piaggio beziehungsweise Aprilia jeweils 3 Kugeln genügen. Das würde entsprechend geringeren Fertigungsaufwand und obendrein geringere Reibungsverluste bedeuten. Gegen die Zentrifugalkraft wirken hier W-förmige Federn, um die Kugeln und mit ihnen die Einlassnocken bei sinkender Drehzahl wieder zurück zu bewegen.
Variable Ventilsteuerung im Motorsport
Im Rennsport sind variable Ventilsteuerungen, je nach Klasse und Reglement, entweder vom Aufwand her (MotoGP) oder auf die Serienausführung (Superbike) beschränkt. Dieses System könnte Aprilia sowohl im MotoGP als auch in der Superbike-Kategorie einsetzen. Im MotoGP kam es womöglich schon zum Einsatz, in der Aprilia RS-GP.
Variable Ventilsteuerung im Alltag
Doch nicht nur im Sport bringen variable Ventilsteuerungen Vorteile. Sie entschärfen den klassischen Zielkonflikt zwischen starkem Durchzug sowie geringem Spritverbrauch auf der einen Seite und hoher Spitzenleistung auf der anderen Seite. Mit VVT muss ein Motor nicht festgelegt werden auf brav oder spitz, auf zahm oder scharf. Diese Eigenschaften können kombiniert werden: Bei niedrigen Drehzahlen werden die Ventile später und/oder weniger geöffnet, bei höheren Drehzahlen früher/mehr.
VVT für künftige Abgasnormen
Umso wichtiger wird die Variabilität im Ventiltrieb hinsichtlich der immer strenger werdenden Abgasgrenzwerte. Insofern könnte das hier zu sehende VVT nicht nur für die Aprilia RSV4 verwendet werden, es kommt auch für andere Motoren von Aprilia, Moto Guzzi und Piaggio infrage. Mit dem relativ simplen Aufbau eventuell sogar bis hin zu kostensensiblen Segmenten unterhalb 600 Kubik. Und bei Rollern, Stichwort: Vespa.