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Pebble Beach Concours d’Elegance – alter Glanz und neue Gloria

pebble beach concours d’elegance – alter glanz und neue gloria

Nicht alle Besucher am ;Concours d’Elegance 2022 in Pebble Beach wollen erkannt werden – selbst wenn sie Preisträgerinnen sind. David Paul Morris / Bloomberg

1950 zum ersten Mal durchgeführt, hat sich der «Pebble Beach Concours d’Elegance» zum weltweit bekanntesten und grössten Schönheitswettbewerb für klassische Automobile entwickelt. Es ist deshalb nicht verwunderlich, dass jedes Jahr im August eine immer grössere Zahl von Sammlern, Enthusiasten sowie Technik- und Design-Begeisterten nach Pebble Beach reist.

Eine Auszeichnung im Wettbewerb geht in der Regel auch immer mit einer Wertsteigerung des präsentierten Klassikers einher, vor allem wenn es sich um einen der begehrtesten Preise wie «Most elegant car», «Best in Class» oder gar «Best of Show» handelt. Doch bis es so weit ist, wird von der Organisation und den Teilnehmenden viel Vorbereitungszeit verlangt.

Das Selecting Committee prüft die eingehenden Bewerbungen und entscheidet, ob ein Fahrzeug zum Concours zugelassen wird. Ist diese Hürde erst einmal geschafft, starten die Vorbereitungen für die aktive Teilnahme in Pebble Beach. In erster Linie gilt es, das klassische Automobil für die wichtigsten 15 Minuten des ganzen Wochenendes vorzubereiten: die Inspektion durch die Jury.

Strenge Bewertungskriterien

Dabei wird in erster Linie der jeweilige Zustand von Chassis, Motor und Getriebe, der Karosserie, des Interieurs und bei Cabriolets des Verdecks bewertet. Abweichungen von der Konfiguration bei Ablieferung des Fahrzeuges ergeben Minuspunkte. Besonderen Wert legt die Jury auf Authentizität und den originalgetreuen Zustand, die dokumentierte Historie sowie die Funktionalität von beispielsweise Motor, Licht oder Richtungsanzeiger.

Die Bewertung beginnt auf einer Punkte-Skala bei maximal 100 Punkten. Abweichungen vom Original sowie kleinste Veränderungen werden mit Minuspunkten bestraft. Die Judges können noch Zusatzpunkte zum Beispiel für besondere Eleganz oder besondere Historie vergeben. Das Automobil mit der höchsten Punktzahl gewinnt die Auszeichnung «Best of Class», die zweit- und drittplatzierten der Klasse werden ebenfalls ausgezeichnet. Ehre, wem Ehre gebührt.

Honorary Judges entscheiden dann unter den Klassensiegern über Spezialpreise wie zum Beispiel «Most elegant Car» und zu guter Letzt über den begehrten Titel «Best of Show». Die vier für diesen Titel nominierten Classic Cars werden dann als Höhepunkt der ganzen Veranstaltung vor der Siegerehrung in einer Reihe vor der Rampe aufgestellt, auf der sie schon am Nachmittag für den Klassensieg ausgezeichnet worden sind.

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Der ;Duesenberg J Figoni Sports Torpedo von 1932 ist der diesjährige Sieger des Preises «Best in Show» beim Pebble Beach Concours d’Elegance. David Paul Morris / Bloomberg

Dieses Jahr waren der Duesenberg J Graber Cabriolet von 1930, der Duesenberg J Figoni Sports Roadster von 1932, das Talbot-Lago T150C-SS Figoni & Falaschi Teardrop Coupé von 1937 sowie der Talbot-Lago T26 Grand Sport Stabilimenti Farina Cabriolet von 1951 nominiert. Die Entscheidung fiel äussert knapp zugunsten des 1932er Duesenberg J Figoni Sports Torpedo, der speziell im Hinblick auf den Pebble Beach Concours 2022 restauriert wurde.

Sehr erfreulich aus Schweizer Sicht war, dass dieses Jahr dem berühmten Schweizer Karossier Hermann Graber aus Wichtrach zwei Klassen gewidmet waren. Viele der Meisterwerke Hermann Grabers sind heute im Eigentum von amerikanischen Sammlern. Umso schöner, dass auch Enthusiasten aus der Schweiz weder Mühen noch Kosten scheuten, mit ihren in Wichtrach entstandenen Einzelstücken den harten Wettbewerb zu bereichern. Insgesamt wurden 16 Fahrzeuge mit Graber-Karosserien in verschiedenen Klassen präsentiert. Ein wunderbarer Querschnitt des Wirkens und Werkens von Hermann Graber, das grosse Anerkennung, ja sogar Bewunderung fand.

Wie in den Jahren zuvor haben auch einige Teilnehmer aus der Schweiz mit ihren Perlen am Concours d’Elegance teilgenommen, einige wurden mit den begehrten Preisen ausgezeichnet. Es verwundert nicht, dass die grösste Zahl von Schweizer Teilnehmern in den Klassen mit Graber-Karosserien angetreten ist.

Eine weitere bemerkenswerte Tatsache zeigte sich darin, dass das oberste Gremium der Jury bei den Bewertungskriterien einen Kurswechsel vollzogen hat. Weg von den überrestaurierten und auf «Show Cars» getrimmten Klassikfahrzeugen hin zu mehr Authentizität und Originalität. Ein Trend in die richtige Richtung. Auf die Provenienz und die möglichst durchgehende, lückenlose Historie wird vermehrt grosser Wert gelegt.

Wo früher komplett überrestaurierte und so ihrer Seele beraubte Fahrzeuge die grosse Mehrheit waren, sind in den Klassen «FIVA Trophy» oder «Preservation Class» auch unrestaurierte Automobile willkommen und gern gesehen. Christian Jenny, ausgewiesener Jaguar-Sammler und Connaisseur der Historie der britischen Marke, zeigte im Wettbewerb einen der ersten ausgelieferten geschlossenen Jaguar E-Type von 1961 aus dem ehemaligen Besitz von Briggs Cunningham in absolutem Originalzustand. Der frühere Besitzer Thomas Haddock hat anhand dieses Fahrzeugs ein Buch als E-Type-Referenzwerk verfasst.

Seit wenigen Jahren auch Luxus-Neuwagen-Schau

Der Concours d’Elegance in Pebble Beach vom Sonntag ist jeweils der absolute Höhepunkt eines bereits am Dienstag beginnenden spannenden Rahmenprogramms, bei dem auch die neusten Sondermodelle und Konzeptstudien gezeigt werden. Gerade die wohlhabende amerikanische Kundschaft schätzt solche Events ausserordentlich. Und so wird klar, warum die High-End-Hersteller die Pebble-Beach-Woche für die Präsentation der neuesten Modelle nutzen.

Zu den besonders potenten Weltpremieren gehörten diesmal der Bugatti W16 Mistral, der Lamborghini Urus Performante, der Aston Martin DBR22 und der McLaren Solus GT. Bentley brachte ein ganzes Modellprogramm mit nach Pebble Beach. Die Briten bauen den 4½ Litre Blower aus dem Jahr 1930 nach den damaligen Spezifikationen in limitierter Auflage neu auf. Über den Sinn oder Unsinn solcher Nachbauten lässt sich trefflich streiten.

pebble beach concours d’elegance – alter glanz und neue gloria

Der Bugatti W16 Mistral gehörte zu den Weltpremieren am Concours d’Elegance 2022 in Pebble Beach. Alle 99 käuflichen Exemplare des 5 Millionen teuren Roadsters sind bereits vergeben. David Paul Morris / Bloomberg

pebble beach concours d’elegance – alter glanz und neue gloria

Der Golfklub an der kalifornischen Pazifikküste gehört seit 1950 zu den wichtigsten Veranstaltungsorten in der Welt der klassischen Automobile. Immer häufiger zeigen die Hersteller aber auch Weltpremieren und Zukunftsstudien. David Paul Morris / Bloomberg

Wie andere Premium-Hersteller stellt sich Bentley angesichts der grossen Herausforderungen der kommenden Jahre neu auf. Ab 2025 werden Bentley-Fahrzeuge mit Elektroantrieb unterwegs sein. Umfassende Um- und Neubauarbeiten der Fabrikationsanlagen in Crewe werden nun in Angriff genommen. Der Fabrikation von limitierten und individualisierten Bentley-Modellen durch die betriebseigene Marke Mulliner, einen der ältesten Karosseriebetriebe der Welt, wird dafür auch mehr Raum zugestanden.

Das Marken-Design der Zukunft ist im Bentley Mulliner Batur vorweggenommen. Das auf 18 Exemplare limitierte Sondermodell Mulliner Batur wird nach Kundenwunsch in unterschiedlichen Ausführungen geliefert. Die Lackierung, das Leder, die Teppiche, das Interieur und vieles mehr werden pro Fahrzeug spezifisch mit der Kundschaft ausgesucht und in Crewe in Einzelanfertigung verbaut. Trotz dem hohen Anschaffungspreis von 1,9 Millionen Pfund sind die geplanten 18 Exemplare bereits ausverkauft. Die gegenwärtige Kapazität der Mitarbeitenden und das bestehende Platzangebot in den Montagehallen lassen keine höheren Auflagen zu.

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