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Ora Funky Cat: So schnurrt der smarte Stromer

Great Wall Motors aus China bringt unter der Marke Ora sein erstes Elektroauto nach Europa. Es bietet Software-Spaß und hat nur wenig Macken.

Langsam verlieren wir die Übersicht. Unentwegt, ja mindestens monatlich, tauchen bei uns neue chinesische Elektroautos auf. Von Marken, die hier vorher kein Mensch kannte. Zum Beispiel diese Ora-Truppe, die vollelektrische Tochtermarke des Great Wall Motor-Konzerns mit Sitz in Baoding. Einer der großen privaten Big Player im Reich der Mitte, der schon 2021 weltweit fast 1,3 Millionen Autos verkaufte. Nebenbei enger Kooperationspartner von BMW. Nur damit Sie wissen, mit wem wir es hier zu tun haben.

Und Ora, man ahnt es schon, ist eine dieser neuen Automobilmarken, die speziell die jüngeren, schwer digital orientierten Menschen mit hipper Optik und viel Software-Zauberei ködern soll. Genau, wir reden hier von der Generation Z („Post Millennials“), die zwischen Mitte der 1990er und 2010er Jahre geboren wurde. Für die soll Oras neuer Funky Cat nach dem Willen seiner Marketing-Strategen der perfekt passende gute Kumpel sein. Mindestens ein guter Freund. Und extra dafür haben die berufsmäßigen Schönredner mit „Car-paninon“ sogar ein lustiges neues Wort erfunden.

ora funky cat: so schnurrt der smarte stromer

Kindchen-Schema Mit kugligen Glubschaugen wie beim Mini Cooper und VW Käfer versucht sich die kleine „irre Katze“ bei uns einzuschmeicheln.

Deshalb sieht dieses Auto, dass bei uns für Ora die Pionier-Rolle spielt, nun zwar nicht aus wie eine „irre Katze“, aber cool und krass genug, um die erwähnte Klientel anzumachen. Optisch mit den kugligen Glubschaugen so in der Retro-Mitte zwischen Mini Cooper und VW Käfer. Hübsch jenseits des langsam langweiligen SUV-Booms. Und mit dieser handlichen Länge von 4,24 Metern (1,83 Meter Breite!) betont parkplatzfreundlich für gestresste Großstädter. Damit ist der Viertürer mit der großen Heckklappe auch ein interessanter Konkurrent für Teslas Model 3, den elektrischen ID.3 von VW und den kommenden Opel Astra-Stromer. Aber natürlich genauso ein Rivale für die elektrischen Kurzen a la Opel Corsa Electric oder Renault Zoe.

Erstaunlich viel Platz im Innenraum

Und dank des Radstandes von 2,65 Metern finden wir im wirklich fein ausgekleideten Innenraum unerwartet Platz in Hülle und Fülle. Schon der Einstieg (kleines Lob für die soliden Türgriffe) funktioniert selbst für unsereins (1,94 Meter Körpergröße) verrenkungsfrei bequem. Dazu gibt es in beiden Sitzreihen viel Bewegungs- und eine geradezu hutfreundliche Kopffreiheit. Tatsächlich auch auf der Rückbank. Sämtliche Sitzgelegenheiten passen ordentlich für jedes menschliche Format, gegen Extra-Geld gibt es sie für den Fahrer und den Beifahrer sogar mit Belüftung und einer netten Massagefunktion, deren angenehme Rücken-Kneterei wir mehrfach genossen haben.

Sorry, dürfen wir die Uhr noch mal kurz zurückdrehen? Wir haben nämlich ganz vergessen, dass der Chinese seinen Besitzer schon per Face ID erkennt, freundlich zwinkert und dann zuvorkommend automatisch auch gleich die Sitze passend einstellt. Ebenso die komplette Klimatisierung ganz nach dem individuellen Wohlbefinden.

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Bremslicht-Leiste in der Heckscheibe Eine junge, digital orientierte Zielgruppe will Ora mit dem vollelektrischen Funky Cat ansprechen. Ältere Semester könnten sich beim Anblick der Heckpartie an den seligen Fiat Punto von 2012 erinnert fühlen. Öffnen lässt sie sich per Zuruf.

Per Zuruf öffnet uns der Fünfsitzer zudem die Seitenfenster, die Heckklappe oder das Glasdach. Und im Stau vertreibt er dem Fahrer die Wartezeit entweder mit diversen Spielen auf dem größeren Touch-Zentraldisplay oder dem Abspielen seiner Lieblingsmusik, die hier über die Streaming-App Deezer (demnächst folgen Spotify und YouTube) herbeigezaubert wird. Je nach Stimmungslage, die von der Kamera im Innenraum signalisiert wird. Und bei Bedarf gibt der Bordcomputer Restaurant-Empfehlungen, die auf unsere speziellen Vorlieben abgestimmt sind.

„Charly“ versteht jedes Wort

Fest steht: Dieser Sprachassistent, dem man neben der Standard-Ansprache („Hello, Ora“) sogar einen eigenen Namen verpassen darf (wir haben ihn „Charly“ genannt), ist viel verständnisvoller als die Quatschsysteme eines VW ID.3 und diverser anderer Konkurrenten, die, wenn wir uns jetzt mal gerade erinnern, am liebsten nur auf gängig vorgestanzte Sprüche reagieren. Ja, Freund Ora will uns sogar im Stau aufmuntern. Auf die Ansage „Mir ist langweilig“ (der Standardspruch aller Kids nach spätestens einer Reisestunde) kann sein Unterhaltungsfritze mit uns sogar eine Runde Geo-Quiz (mit Hauptstädte raten und so) spielen. Mussten wir ausprobieren.

„Charly“ fragt auch gern mal besorgt nach. Etwa so: „Wollen Sie wirklich die Fenster öffnen, es regnet doch gerade.“ Oder der Gute warnt mich, weil ich mal gerade nach meinem in den Fußraum abgestürzten Notizbuch hangele, mit dem erhobenen Zeigefinger. „Seien Sie nicht geistesabwesend, bitte Konzentration beim Fahren.“ Zu Befehl, Charlie. Demnächst könnten wir hier übrigens auch die Fußball-Bundesliga verfolgen, dann läuft nämlich auch die DAZN-App. Die aktuellen Weltnachrichten von Reuters gibt es jetzt schon.

Software-Updates over the air

Überhaupt das Digitale. Das kann er wirklich. Induktive Aufladung des Smartphones? Selbstverständlich. Videos oder Fußball gucken? Gerade erwähnt. Automatisch in die nächste Parklücke? Schafft er. Apple CarPlay und Android Auto? Zum Verkaufsstart an Bord. Das Infotainment-Programm? Alles da, gleich mehr dazu. Over-the-Air-Updates? Schon in Betrieb. Dazu läuft sich bereits die Ora-App, mit der sich dann gängige Elektro-Fernzugriffe erledigen lassen, zunehmend warm. Was hier vielleicht nicht so toll ist? Naja, die Icons auf dem Mittelscreen sind ziemlich klein geraten. Augenpulver für empfindliche Brillenträger.

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Noch Luft nach oben In den beiden Top-Versionen ORA Funky Cat 400 Pro+ und GT ist ein Panoramadach serienmäßig an Bord.

Noch ein kurzer Blick aufs ganze Cockpit dieses Ora, das im Stil der neuen Zeit ziemlich minimalistisch daherkommt. Oben mit diesem freundlichen Kunstleder bezogen, dass sich täuschend echt wie edles Alcantara anfühlt. Richtig, mit Steppnaht. Keine Flut von Knöpfen und Schaltern, die meisten Funktionen lassen sich ja ohnehin mit Sprachbefehlen steuern. Ideal in Griffweite der schicke große Drehregler auf der Mittelkonsole, der für die Gangwahl zuständig ist. Und ganz links vom Zweispeichen-Multifunktionslenkrad der Schalter für die Fahrmodi von Eco bis Sport.

Zwei Akkus mit 45 und 60 kWh

Noch schnell was zur Technik des Stromers. Es gibt ihn mit zwei Batteriegrößen: Die kleine des Funky Cat 300 mit 47,8 kWh (netto 45,4), die nach europäischer WLTP-Norm für 310 Kilometer gut sein soll, sowie die große Version (Funky Cat 400) unseres Testwagens, die mit ihren 63,1 kWh (netto 59,3) bis zu 420 Kilometer Reichweite (GT: 400 km) erlauben soll. Für den reinen Stadtverkehr dürfte man da sogar mit mindestens 450 Kilometern rechnen.

Spannend ist die Chemie des kleineren Akkus, denn hier handelt es sich schon um Lithium-Eisenphosphat-Zellen, die besonders sicher und langlebig sind. Zulieferer ist in diesem Fall der chinesische Branchenriese CATL, der ja unter anderem auch Tesla bedient. Die Zellen der großen Batterie („Ternäre Lithium“) sind hingegen mehr die Klassiker. Nutzen Lithium-Nickel-Kobalt-Manganat als positives Elektrodenmaterial und Graphit als negatives Elektrodenmaterial.

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Schau mir in die Augen Wie viele andere Elektroautos pflegt auch der Ora eine minimalistische Innenarchitektur mit wenigen Schalter. Per Kamera und Face-ID erkennt das Auto den Piloten und stellt Sitze, Radiosender und Temperatur nach dessen Vorlieben ein.

Sonst noch was? Ja, diese geräumige, fünfsitzige Funky Cat-Limousine hat generell einen Frontantrieb und in jedem Fall den permanent erregten Synchronmotor mit einer elektrischen Antriebsleistung von 126 kW (171 PS). In Vorbereitung sei auch schon eine leistungsstärkere Version mit immerhin 150 kW (204 PS) hören wir bei Ora hinter vorgehaltener Hand. Würde dann besonders nett zu dieser sportlich gestylten GT-Version passen, die wir noch beschreiben werden.

Und wie fährt sich das Teil? Das erfahren Sie im zweiten Teil.

Los geht’s. Zack, den genannten Drehschalter in der Mittelkonsole auf „D“ rasten, ein leichter Druck aufs Strompedal, und mit einem ganz leisen Summen setzt sich die smarte Fuhre in Bewegung. Die sich dann, und das ist schon mal sofort die erste erfreuliche Erkenntnis auf den ersten Kilometern, mit ihren 1615 Kilo Lebendgewicht (ohne Fahrer) und einem Drehmoment von 250 Newtonmetern bemerkenswert leichtfüßig fährt.

Rekuperation in drei Stufen

Die Scheibenbremsen (vorn sogar innenbelüftet) wiederum sorgen auch für ordentliche Verzögerung, bemerken wir in den ersten engeren Ecken der mit diversen Gebirgsstraßen gespickten Teststrecke. Doch die braucht das Auto in vielen Fällen überhaupt nicht, denn die Rekuperation, die motorisch bremsend Energie zurückgewinnt, gibt es hier in drei Stufen. Hinzu kommt eine stärkste zusätzliche Einstellung, die bis zum Stand bremst, also sogar das sogenannte One-Pedal-Driving erlaubt. Genau, Fahren nur mit dem Strompedal. Schont die Bremsbeläge, senkt den Stromverbrauch, und zu letzterem kommen wir noch.

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Alles andere als ein Blender Wie viele Leben die Elektro-Katze hat, wissen wir nicht. Auf der Testfahrt lernten wir sie als angenehmen Begleiter schätzen.

Was Funky Cat denn so in schnelleren Kurven und ekligen Spitzkehren kann? Unsere Kurzfassung: Die nimmt der kompakte Stromer bemerkenswert feinnervig und fast immer relativ neutral. Seine Lenkung, wir haben hier sicherheitshalber beim Losfahren mal gleich den direkteren Sport-Modus gewählt, liefert für ein in China gebautes Auto ein überraschend gutes Feedback. Da weiß man eigentlich immer, wohin die Vorderräder gerade weisen.

Motorsteuerung wird noch geschärft

Trotzdem ist Alexander Wolf noch nicht zufrieden. Für den 44-jährigen Fahrkünstler, der schon einige Jahre bei BMW und Magna verbrachte und nun für Ora in München als Testchef die Europäisierung der chinesischen Modelle verantwortet, entspricht „Sport“ hier nur einer europäischen Normal-Einstellung. „Da braucht der Funky Cat noch eine schärfere Stufe obendrauf.“ Dagegen ist selbstverständlich nichts einzuwenden. Wobei wir auch so mit diesem smarten Chinesen schon viel Freude hatten. Bewegt sich so cool, wie er aussieht. Die 18 Zoll großen Leichtmetallräder verlieren selbst bei forcierter Fahrweise nicht den definierten Kontakt zur Straße.

Wir müssen hier ja auch nicht wie die Wilden in der Gegend herumrasen, was sowieso nicht im Sinne eines ökologisch sinnvollen Elektroautos wäre. Mit den offiziell angesagten Fahrleistungen können wir deshalb auch gut leben. Beispielsweise damit, dass dieser neue Rundling in 8,3 Sekunden auf Tempo Hundert flutscht und sich, wenn es denn unbedingt sein muss, bis auf eine Höchstgeschwindigkeit von 160 km/h schwingt. Was dann allerdings ein bisschen länger dauert.

Stromverbrauch um die 16,5 kWh/100km

Die Abstimmung von Federung und Dämpfung liegt spürbar auf der komfortablen Seite, was uns durchaus gefällt. Kein Stuckern, keine übertriebene Härte. Und die sonst oft nervenden Wind- oder Abrollgeräusche sind hier bis Tempo 130 quasi nicht zu hören, was grundsätzlich für eine solide Dämmung spricht. Die Unterhaltung mit dem Nebenmann (Nebenfrau könnte hier falsch aufgefasst werden) dürfte relaxt in Zimmerlautstärke funktionieren. Dabei fällt auch auf, dass hier, egal auf welchem Untergrund, nichts knistert oder knarzt. Die Zeiten, in denen chinesische Autos mit mieser, klappriger Verarbeitung auffielen, sind auch bei Ora definitiv längst vorbei.

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Schnell mal laden? Eher nicht Mit einer maximalen Ladeleistung von 64 bzw. 67 kW hinkt der Chinese der Konkurrenz aus Europa hinterher: Wenigstens 100 kW sollten am DC-Schnelllader heutzutage schon gezogen werden können. Da muss Ora nachbessern.

Und der Stromverbrauch? Angesagt vom Hersteller sind ziemlich freundliche Werte zwischen 16,5 und 16,8 kWh (GT-Version) pro hundert Kilometer. Auf unserer Testtour über 160 Kilometer waren wir ohne Gepäck bei normalem Tempo und batteriefreundlichen Temperaturen von beinahe 20 Grad im Schnitt meist (was für ein Zufall) mit 16,8 kWh unterwegs, beim Trullern auf Teilstrecken ging es hinunter bis auf fast 12 kWh. Aber Hallo, nicht schlecht. Werte, mit denen sich diverse stromfressende Konkurrenten gern schmücken würden. Ergo dürften die angesagten 420 Kilometer durchaus realistisch sein.

Schwächeln an der Ladesäule

Wer dann allerdings weitersucht, findet auch im smarten Funky Cat den einen oder anderen Schwachpunkt. Schnellladen zum Beispiel kann er nicht so gut. Denn mit den 64, beziehungsweise 67 kW, die hier maximal an der öffentlichen DC-Gleichstromsäule in die Batterien reinrauschen können, dauert es beim kleinen Akku im besten Fall bis zu 43 Minuten bei der Füllung von zehn auf 80 Prozent. Mit dem großen sind es im Idealfall mindestens 48 Minuten. Da sind diverse Rivalen dieser Klasse deutlich fixer mit Ladeleistungen zwischen 130 und 170 kW.

Auf der Langstrecke verliert der/die Funky Cat deshalb etliche Minuten. Da müssten wir dann das kurze PP-Picknick (Pinkeln und Pausenbrot) der Familie mit einem zweiten Kaffee unauffällig etwas ausdehnen. Im täglich normalen Stadt- oder Landverkehr würde das hingegen kaum auffallen. Zumal dann, wenn wir hier relaxt über Nacht mit einer häuslich-privaten Wallbox laden würden, an der dieser Ora den Strom immerhin dreiphasig mit bis zu 11 kW in die Batterie fließen lässt. Was dann 5,5 beziehungsweise 6,5 Stunden (große Batterie) dauern würde.

Trotzdem wollen wir natürlich gern wissen, ob da bei Oras verhaltenem Ladespeed vielleicht eine Besserung in Sichtweite sei. In solchen Fällen, das wissen wir mittlerweile, sind die Chinesen ja meist geradezu rasend flexibel. Und klar, Deutschland-Geschäftsführer Jens Schulz kennt das Thema. „Darüber reden wir bereits mit unseren chinesischen Partnern.“ Dafür soll es wohl relativ zügig eine Lösung geben, deutet er schließlich vorsichtig an. Womöglich sogar noch in diesem Jahr.

Mickriger Kofferraum

Noch eine Kleinigkeit. Bei der Betrachtung des Ladethemas fällt uns schlussendlich auch auf, dass die Ladeklappe des Funky Cat vorn links liegt. Prinzipiell nicht schlimm, aber manchmal etwas unpraktisch in einem Land mit Rechtsverkehr und den entsprechenden Anordnungen der Ladesäulen. Und das wird sich vermutlich nicht so schnell umbauen lassen.

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Elektrischer Türöffner Die Kofferraumklappe öffnet sich per Zuruf oder Fußbewegung. Der Raum dahinter reicht aber nur für Handgepäck.

Weil wir gerade beim Herummäkeln sind. Hinter der Heckklappe, die sich wie erwähnt per Zuruf oder von draußen gar per eleganter Fußbewegung elektrisch öffnet und dann ladungsheischend wunderbar hoch schwingt, lauert eine Enttäuschung. Wir erwarten eine Bettzeuglade von Kofferraum, aber diese 228 Liter Ladevolumen reichen wohl nur für die Reisetaschen eines verlängerten Wochenendes. Es gibt zwar einen doppelten Boden im Gepäckabteil, aber für ein Typ-2-Kabel ist da ebensowenig Platz wie unter der Fronthaube, wo sich bereits der Motor und das Zeugs des Energiemanagements drängeln. Und diese verdammt hohe Ladekante des Kofferraums, die partout nicht zu übersehen ist, bringt zwar kein Drama, aber für empfindsame Naturen womöglich Rückenprobleme.

Umklappen der Lehne schafft Platz

Logisch, da wäre bei Bedarf mehr drin gewesen. Aber wer sich mit dem Reich der Mitte näher beschäftigt, der weiß, dass die Chinesen in diesem riesigem Land höchst selten mit dem Auto in den Urlaub düsen. Man fährt mit der superpünktlichen Bahn oder fliegt ganz einfach. So, unabhängig davon lässt sich dieses Kofferräumchen, falls wir zum Beispiel nur zu zweit unterwegs sein sollten, mit der Umlegen der im Verhältnis ein Drittel zu zwei Drittel geteilten Rücksitzlehnen flugs auf 858 Liter vergrößern. Da stört dann zwar eine Stufe in der so verlängerten Ladefläche, aber die Welt sieht völlig anders aus, weil wir jetzt bei diesem Volumen da hinten für die große Reise alles Mögliche hineinstopfen könnten.

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Kofferraum im Kompakt-Format Nur 228 Liter fasst der Gepäckraum, der über eine hohe Ladekante erreicht wird. Das Umklappen der Rückenlehnen schafft immerhin ein wenig Luft. Und bald auch eine Dachbox. Fotos: Ora

Apropos Einpacken. Da würde für den anstehenden Skiurlaub auch eine Dachbox helfen. Eine entsprechende Änderung der Reling des Funky Cat wäre relativ fix zu bewerkstelligen, erfahren wir. Aha. Und schön zu hören, dass Ora mit einem Zulieferer bereits an den Voraussetzungen für ein solches Staugerät werkelt, das anscheinend bald auf den Markt kommen könnte. Im übrigen soll die zweite Generation des Funky Cat für größere Transportaufgaben der Baumarkt-Fetischisten und Hobbycamper sogar eine Anhängerkupplung bekommen.

Premium-Preise ab 38.990 Euro

Was die Funky Cat denn als ständiges Haustier so kosten würde, müssen wir nun noch verraten. Angesagt von Ora sind hier mutige 38.990 Euro für die 300er Basisversion mit dem kleinen Akku. Schon dieses hübsche Sümmchen, dass den Etat einer jungen Familie garantiert überschreiten dürfte, soll uns signalisieren, dass hier kein Billigheimer, sondern ein Kandidat fürs edlere Premium-Segment kommt. Dafür gibt es neben der peniblen Verarbeitung auch eine überdurchschnittliche Grundausstattung. Inklusive sind unter anderem diese 18 Zoll großen Leichtmetallräder (Reifen 215/50), die veganen Ledersitze (pflanzliche Materialanteile), die LED-Scheinwerfer, die Klimaautomatik, das Smart-Key-System und die starke Soundanlage mit ihren insgesamt acht Lautsprechern.

Gefahren sind wir die Funky Cat allerdings in der feinen, komplett ausgestatteten 400 Pro+-Version, die ab 47.490 Euro zu haben ist. Große Batterie, beheizbares Lenkrad, Panorama-Glasschiebedach, automatischer Parkassistent, Wärmepumpe, ausklappbare Fond-Mittelarmlehne mit Cupholdern. Alles drin. Die GT-Topversion für zusätzliche 2000 Euro ist dann hauptsächlich sportlich verfeinert: Karbon-Zierrat, roter Dachspoiler, rote Bremssättel, spezielle Sporträder und so weiter. Und falls das noch interessiert: Den Funky Cat gibt es in 13 verschiedenen Außenfarben und 5 Innenraum-Farbvarianten.

Jetzt nur mal zum schnellen Vergleich: Der etwas größere VW ID.3 mit 150 kW (204 PS) und einem 58-kWh-Akku ist (mit weniger Ausstattung) derzeit erst ab 43.995 Euro zu haben, Tesla will für ein Model 3 nach der jüngsten Preissenkung mindestens 43.990 Euro, und den kleineren elektrischen Mini Cooper SE (mit deutlich weniger Reichweite), der ja auch was ganz Besonderes sein will, gibt es (mit weniger Grundausstattung) nicht unter 35.700 Euro.

Fünf Sterne und fünf Jahre Garantie

Und beim Finanziellen sind auch die Garantien des Ora zu berücksichtigen. Immerhin fünf Jahre ohne Kilometerbegrenzung gibt es auf das Auto, dazu die gängigen acht Jahre (bis maximal 160.000 Kilometer) auf die Batterie. Bei Volkswagen zum Beispiel bieten sie für eine ID.3 Limousine nur zwei Jahre Fahrzeug-Garantie. Die Chinesen scheinen sich ihrer Sache also sicher zu sein. Ganz abgesehen davon, dass der Ora den Euro-NCAP-Crashtest mit einer vorbildlichen Fünf-Sterne-Bewertung bestanden hat und ein ziemlich komplettes Paket von generell serienmäßigen Fahrerassistenzsystemen offeriert. Vom Abstandshalter-Tempomaten, dem Notlenkassistenten, einem Totwinkelwarner, der 360-Grad-Rundumsichtkamera bis zum notfalls bremsenden Aufpasser fürs Rückwärtsfahren.

Bleibt die Frage, wo und wie diese reizvolle Katze ihre Besitzer finden soll. Import und Vertrieb übernimmt die deutsche Emil Frey-Gruppe, die fast 30 Marken im Portfolio hat. Bislang soll es für den Ora schon 140 Händler- und Servicepunkte geben, bis zum Jahresende sollen es 200 für diese neu gegründete O! Automobile GmbH sein, verspricht uns Geschäftsführer Schulz. Darunter würden dann etwa 135 Mitsubishi-Händler sein. Nein, das erfordere keine großen Investitionen, erklärt er. Wobei die jeweiligen Showräume dann seiner Meinung nach schon „eine kleine Ora-Welt“ beinhalten sollten.

Modellangebot soll zügig wachsen

Bereits Ende Februar werden bei uns die ersten Funky Cat-Modelle ausgeliefert, generell sollen Interessenten nicht länger als fünf bis sechs Wochen auf ihr neues Auto warten. Und beim Frey-Vertrieb planen sie schon prophylaktisch mit einem Jahresabsatz von rund 6000 Exemplaren. „Ich würde gern noch ein paar mehr verkaufen“, lächelt der Geschäftsführer. Mit solchen Angaben sei man bei der Frey-Gruppe bekanntermaßen etwas konservativ. Wo denn bitte die zusätzlichen Autos herkommen sollen, wollen wir nun natürlich wissen. „Kein Problem“, signalisiert Schulz, schließlich betreibe Great Wall allein in China 18 Automobilwerke, von denen man eins ruck, zuck auf zusätzliche Ora-Modelle umrüsten könne. „Das dauert da drüben nur ein paar Wochen“.

Klar ist offenbar auch, dass wir von Ora demnächst weitere E-Modelle sehen werden. „Die Palette wird nach oben und unten kräftig ausgeweitet“, darf Schulz schon offiziell verraten. „Die sind alle schon weitgehend konzipiert und demnächst in der Pipeline“. Als nächstes Exemplar erscheint dieser schon gezeigte, coupehafte Fließheck-Viertürer auf dem optischen Level eines Porsche Panamera. Ist exakt 4,87 Meter lang, als Allradler mindestens 300 kW stark. Dürfte, wenn wir einige zarte Andeutungen des erwähnten Europa-Testchefs richtig deuten, in nicht ein mal drei Sekunden auf Tempo 100 sein. Wird zudem dank einer neuen Zellchemie mit üppiger Reichweite glänzen und zum Ende des Jahres zu uns kommen.

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„Die Palette wird nach oben und unten kräftig ausgeweitet“ Ora-Geschäftsführer Jens Schulz rechnet mit einem Absatz von etwa 6000 Exemplaren des Funky Cat im Jahr. Aber das ist nur der Anfang: Weitere Modelle für Europa sind bereits fest eingeplant. Unter anderem ein elektrisches SUV im Tiguan-Format.

Und schon im nächsten Jahr, kündigt Wolf an, komme Oras erster SUV im kompakten Format eines VW Tiguan zu uns. Es wird wohl noch in diesem Herbst auf der Münchner IAA vorgestellt. Und ein Preishammer ist auch in Sicht. Nämlich ein kurzer, nur rund 3,50 Meter langer Stadtmini auf Basis des viersitzigen Ora Black Cat. Einer mit etwas mehr als 300 Kilometer E-Reichweite, der bei uns nur gut 10.000 Euro (!) kosten soll. Ein neuer Schocker für die europäische Konkurrenz, deren elektrische Einstiegsmodelle ja gerade immer teurer werden. Sie sagen es: Da rollt was auf uns zu.

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