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Opels schnelle Fließhecks im Classic Cars-Vergleich

opels schnelle fließhecks im classic cars-vergleich

Opel GT, Opel Monza, Opel Calibra & Opel Vectra C im Classic Cars-Vergleich

Schnelle Fließheck-Modelle haben in Rüsselsheim eine lange Tradition. Die vier Musterbeispiele Opel GT, Opel Monza, Opel Calibra und Opel Vectra C treffen auf dem Opel-Testgelände in Dudenhofen zum Classic Cars-Vergleich zusammen.

Wir hätten auch andere nehmen können. Die Kandidaten standen regelrecht Schlange: Vom Rallye-Kadett B und dessen Nachfolger über die Erstausgaben von Commodore und Manta bis zum Ascona C und den Youngtimern Tigra und Astra Coupé reichte die Auswahl. Das hier im Classic Cars-Vergleich versammelte Fastback-Quartett bestehend aus Opel GT, Opel Monza, Opel Calibra und Opel Vectra C stellt also nur einen repräsentativen Querschnitt einer Designtradition dar, wie sie neben Opel nur wenige Marken vorweisen können. Für jedes Jahrzehnt steht jeweils ein Modell Pate. Und weil die fließenden Linien in voller Fahrt viel besser zur Geltung kommen, nutzen wir die Gelegenheit, während der Fotosession jedes Auto um den Handlingkurs der Opel-Teststrecke in Dudenhofen zu scheuchen und überprüfen dabei, ob Fahrwerk und Antrieb halten, was das dynamische Design verspricht. Die Ampel der Zufahrt zeigt grün, los geht’s! Auch interessant: Unsere Produkttipps auf Amazon

Der Opel Manta GSe ElektroMod (2021) im Video:

Der Opel GT ist natürlich gesetzt. Im Herbst 1968 kam er auf den Markt und verdrehte uns sofort die Hälse. Seine gertenschlanke Figur mit Schlafaugen und Wespentaille übertrug die sexuelle Revolution aufs Automobil. Die Schlafaugen, die schlanke Taille und der kesse Hüftschwung sprachen Bände, und sein Ende war genauso schön wie der Anfang: Anstelle des bei Opel sonst üblichen Koffersaals präsentierte uns der GT ein unerhört knackiges, kleines Hinterteil, das nicht nur wegen seiner vier runden Rückleuchten große Ähnlichkeit mit dem der zeitgleich zur Serienreife gebrachten Corvette Stingray aufwies. War Opel in der Lage, solch rasanten Formen auch Taten folgen zu lassen? Mit 90 PS (66 kW) aus 1,9 Liter Hubraum raubt der GT uns heute nicht direkt den Verstand. Der Motor ist ein genügsames Kaltblut, kräftig und zuverlässig, aber nicht spritzig. Im Motorraum des GT drückt er sich ganz dicht an die Spritzwand und schnurrt etwas gequält sein Lied vom ehrlichen Malocher. Einer muss die Arbeit ja machen.

Das Vergnügen ist trotzdem ganz auf unserer Seite, sobald wir uns an die schwergängige, aber herrlich direkt ausgelegte Lenkung des Classic Cars gewöhnt haben. Der GT mag es, wenn die Straße genauso schön kurvig ist wie seine Karosse. Er verteilt sein niedriges Gewicht gekonnt auf beide Achsen und wedelt ohne große Massenträgheit um die Kurven des Testgeländes. Im Vergleich zu keineswegs trägen Zeitgenossen wie Manta und Ascona wirkt der Zweisitzer deutlich talentierter und erreicht beachtliche Kurventempi, ohne mit den schmalen Reifen zu singen. Die Sitzposition ist großartig, das schmale Coupé lässt sich wunderbar präzise dirigieren. Wichtigstes Utensil für Opel GT-Fahrerende sind Handschuhe, denn das Original-Holzlenkrad rutscht einem leicht durch die Finger.

Opel GT: schöne Hülle, schlichte Technik

Die Schaltung operiert im Opel GT mit langen Wegen, wird allerdings selten gebraucht, denn der Motor ist elastisch. Mit hohen Drehzahlen kann er nicht viel anfangen, dennoch schwingt sich der GT dank kleiner Stirnfläche und niedrigem Gewicht bei beharrlichem Gasgeben zu sehr anständigen Dauertempi auf. Und noch eines wird klar: Ein schnelles Heck ist mitunter schwer zu bremsen. Mit seinen zierlichen Scheibchen vorn und Trömmelchen hinten gibt der GT jedenfalls keinen Meister der Verzögerung ab. Das erwartete in den frühen Siebzigern auch niemand von ihm. Wo er auftauchte, hoben die Opel-Fans ab, und solange gerade nicht zufällig Ingrid Steeger in einem Dino um die Ecke kam, konnte nichts und niemand sie ablenken. Im Vergleich dazu ist der Opel Calibra eine relativ nüchterne Angelegenheit.

Die junge Steffi Graf zog ihm bei seiner Premiere auf der IAA 1989 das Tuch von der Karosserie, und seine Linienführung und seine Performance hatten tatsächlich Ähnlichkeit mit der Präzision ihres Grundlinienspiels – klar, druckvoll und ohne Kabinettstückchen. Nur die handwerkliche Meisterschaft seines Designs ließ erahnen, dass der Calibra auf dem Zeichenbrett eben jenes Opel-Designers Gestalt angenommen hatte, der zwei Jahrzehnte zuvor maßgeblich am GT mitwirkte: Erhard Schnell. Durch seine extrem tief heruntergezogene Frontmaske mit schlitzartigen Scheinwerfern wusste der Opel Calibra die technische Verwandtschaft mit dem ein Jahr zuvor präsentierten Vectra rein äußerlich bestens zu kaschieren. Das Coupé beeindruckte mit seinem fabelhaft niedrigen Luftwiderstandsbeiwert von cW 0,27 und einer gestreckten Silhouette, wobei das Heck so lang geriet, dass man fast wieder von einem Stufenheck sprechen konnte.

Zeitlos und unterschätzt: Opel Calibra

Von außen besehen bestand somit keinerlei Verwechslungsgefahr, und wer den Opel Calibra 30 Jahre später einträchtig im Paarlauf mit dem GT verfolgt, stellt fest, dass seine zeitlose Form unter all den weit aufgerissenen Kühlergrimassen der Gegenwart vielleicht noch attraktiver wirkt als damals. Mit einer Träne im Knopfloch geben die Opelaner:innen heute zu, dass ihnen 1989 das Budget fehlte, um dem Calibra ein angemessen individuelles Armaturenbrett zu verpassen. Die triste Kunststofflandschaft des Opel Vectra A dämpft heute noch die Erwartungen, sobald man im Calibra Platz nimmt. Dabei steckt nicht nur in diesem gelben Modell aus dem Fundus von Opel Classic jede Menge erstklassige Antriebstechnik: Unter der Fronthaube des Classic Cars arbeitet “C20XE”, ein mustergültig konstruierter Zweiliter-Vierzylinder mit quadratischem Bohrung-Hub-Verhältnis, dessen Gaswechsel über zwei obenliegende Nockenwellen und jeweils vier Ventilen pro Zylinder gesteuert wird.

Ergebnis sind 150 PS (110 kW), die über ein Zentraldifferenzial mit Viscokupplung automatisch alle vier Räder antreiben. Das mag aus heutiger Sicht nach übertriebenem Aufwand klingen, aber der Opel Calibra 4×4 umrundet die Kurven des Handlingkurses so neutral und verlegt sich erst bei äußerst flotter Gangart auf ein dezentes Untersteuern, dass es eine wahre Wonne ist. Wie immer, wenn das Fahrwerk eine souveräne Vorstellung abgibt, wünscht man sich mehr Leistung. Objektiv betrachtet reicht das gebotene Paket aber völlig aus. Die Sitze sind hinreichend bequem, Lenkrad und Schaltung reagieren etwas unverbindlich, aber der Gesamteindruck ist positiv. Der Calibra hat viel mehr Spaßpotenzial als viele Opel-Fans ahnen, sonst wäre er nicht immer noch so günstig zu haben. Aber dieses Phänomen zieht sich durch die gesamte Markenhistorie, der Opel Calibra ist nicht der einzige massiv unterschätzte Opel-Klassiker.

Opel Monza: Edel-Coupé mit Yacht-Charakter

Und damit widmen wir uns dem Fastback-Coupé, das das Jahrzehnt zwischen GT und Calibra abdeckte – dem Opel Monza. Er hatte alles, was ein Modell braucht, um sich eine Hausmacht zu schaffen: modernes Design, ein anspruchsvolles Format und hohe Funktionalität gepaart mit einem mondänen Touch und durchaus arrivierter Technik. In Gestalt der frühen Commodore Coupés hatte der Monza sogar charismatische Vorläufer, doch seit BMW das 6er-Coupé lanciert hatte, saß dem großen, zweitürigen Opel ein neuer Rivale vor der Nase, und da wirkte die für Opel sonst so wichtige Nähe zur Basis – sprich die optische Verwandtschaft zum Rekord – kontraproduktiv. Trotz seines einzigartigen Fastback-Stils gelang es dem Opel Monza nie, aus dem Windschatten seiner Vorgänger zu fahren, und selbst als Klassiker gehört er zu den absoluten Schnäppchen.

Wer günstig ein kompetent gemachtes, seltenes Nobel-Coupé mit großem Sechszylinder haben möchte, kommt am Monza nicht vorbei. Die Dreiliter-Version gilt dabei als erste Wahl, egal ob mit Vergaser oder Einspritzung. Der Motor harmoniert mit der früher oft georderten Automatik so gut wie mit dem erst am Ende des ersten Produktionszyklus angebotenen Getrag-Fünfgang-Getriebe. Der Monza hat 50 Prozent mehr Hubraum als der Calibra, aber er ist auch über einen Zentner schwerer, und sein Sechszylinder lässt sich spürbar mehr Zeit, um Gasbefehle in Vortrieb umzuwandeln. Dafür klingt er grandios. Auf den ersten Metern wirkt der Monza etwas weich in den Knien, aber das Vertrauen wächst mit jeder schnell gefahrenen Kurve. Während man den GT bewusst hineinzwingt und mit eiserner Hand auf Kurs hält, muss man den Opel Monza quasi am lockeren Zügel führen. Das Classic Car wird nicht aus dem Ruder laufen, dafür werden seine einzeln aufgehängten Hinterräder zu präzise geführt.

Der Fastback der Milleniumsjahre: Opel Vectra C

Auf Anhieb gewöhnungsbedürftig, aber nach einer Weile Aufenthalt an Bord regelrecht cool wirkt das einfarbig dunkelgrüne Interieur im Opel Monza, selbst die Fensterkurbeln gestaltete man in Rüsselsheim damals Ton in Ton. Das Raumangebot ist ausgezeichnet, die Sitzposition lässig, die Lenkung fühlt sich weich und etwas indirekt an, doch es fehlt nicht an Präzision. Gasgeben und Verzögern erfolgt in der vorausschauenden Weise einer Motoryacht, für quirlige Wendemanöver gibt sich der Monza schlicht zu wuchtig. Gut zwei Jahrzehnte liegen auch zwischen dem letzten Oberklasse-Coupé und dem jüngsten Vertreter des Fastback-Stils aus Rüsselsheim in unserem.

Die Anwesenheit des Opel Vectra C in diesem Classic Cars-Vergleich mag an dieser Stelle überraschen, ist er doch mit seinen gut 15 Lenzen bislang nicht einmal in der Youngtimer-Szene angekommen. Doch die Erfahrung mit früheren Generationen lehrt gerade bei Opel, nach den Goldstücken zeitig Ausschau zu halten und sie zu ergattern, solange es noch gute Exemplare aus erster Hand gibt. Die schwarze Limousine, mit der wir unseren Exkurs ins Opel-Fastback-Design abschließen, gehört zu den meistunterschätzten Fahrzeugen aus der Zeit nach dem Millennium – wer nicht mit dem Opel-Blitz im Herzen herumfährt, hat den Vectra C wahrscheinlich glatt übersehen oder spontan unter ferner liefen einsortiert. Was für ein Fehler!

Opel Fastbacks: günstige Liebhaberstücke

Denn mit dem Opel Vectra C unternahmen die Rüsselsheimer:innen noch einmal einen sehr ernsthaften Versuch, in Qualität und Leistung zu Marken wie Audi oder Volvo aufzuschließen. Der Vectra GTS verfügt über einen neu konstruierten V6-Zylinder mit vorbildlichen 60 Grad Bankwinkel, kettengetriebene Nockenwellen, vier Ventile pro Zylinder und einen Twin-Scroll-Turbolader, der schon kurz über der Leerlaufdrehzahl mächtig Druck aufbaut. Das Resultat ist eine ziemlich beeindruckende Kombination aus fulminanter Kraftentfaltung und bemerkenswert hoher Laufruhe. Das Ganze wird eingebettet in eine Mittelklasselimousine, die sich offensichtlich große Mühe gibt, auch im Interieurbereich des zukünftigen Classic Cars gehobene Ansprüche zu bedienen. Man sitzt bequem, blickt auf ein sachlich, aber akkurat eingerichtetes Cockpit und freut sich diebisch darüber, wie dieser Underdog mit minimaler Verzögerung unwiderstehlich losstürmt. In Kurven lastet der V6 schwer auf der Vorderachse, aber das kann den Spaß im Opel Vectra C kaum schmälern. Rasante Rücken, die entzücken – Opel hatte in dieser Kategorie immer etwas Überzeugendes auf Lager. Nie war es so günstig, das zu honorieren.

Technische Daten des Opel GT, Opel Monza, Opel Calibra & Opel Vectra C

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Opel GT/Opel Monza/Opel Calibra/Opel Vectra C

Rasante Rücken: Fastbacks haben in Rüsselsheim Tradition. WIr haben vier von ihnen auf die Opel-Teststrecke in Dudenhofen gebracht.

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Opel GT 1900

Die hessische Corvette: Die Ähnlichkeiten zum amerikanischen Großcousin sind nicht von der Hand zu weisen.

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Der GT ist straff gefedert und gut ausbalanciert. In Kurven verhält er sich fast neutral.

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Der Stil der 70er: Holzlenkrad und Zusatzuhren..

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Schwarze Sitze mit integrierten Kopfstützen und transpirationsförderndem Bezug.

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Der 1,9-Liter-Vierzylinder versteckt sich fast unter dem Frontscheibenrahmen.

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Opel Monza 3.0 E

Die optische und technische Verwandtschaft zum Rekord verbirgt der Opel Monza nicht. Kontraproduktiv für ein Luxus-Coupé? Mit neuen Premium-Rivalen wie dem 6er-BMW in den späten 1970ern, ja.

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Nicht so kontraproduktiv: das Fahrverhalten. Der Monza verbindet auf souveräne Weise Komfort und Fahrsicherheit.

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Der Stil der 80er: grüne Cockpit-Möblierung im Nussbaum-Dekor. Türverkleidungen mit Veloursstoff.

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Natürlich dürfen auch farblich passende Sitzpolster und Teppiche nicht fehlen.

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Den Monza gab es in der ersten Serie nur mit Sechszylinder und 140 bis 180 PS (103 bis 132 kW).

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Opel Calibra 2.0 16V 4×4

Zeitlose Perfektion: Man mag dem Calibra nicht ansehen, dass er aus dem Jahr 1990 stammt. Das liegt neben der Geradlinigkeit der Karosserie auch an den schmalen Scheinwerfern und minimalistischen Lufteinlässen an der Front.

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Was der Allradantrieb im Calibra verloren hat, zeigt sich nur in schnellen Kurven.

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Der Stil der 90er: Armaturentafel im Soft-Touch-Design. Die Vectra-Basis verleumdet der mausgraue Innenraum anders als das Blechkleid nicht.

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Auch 90er: Sitze mit unruhigem Dekor. Typisch Opel: Handkurbel zur Sitzhöheneinstellung.

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C20XE: Grauguss-Motor mit Querstromkopf aus Leichtmetall und Vierventil-Technik.

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Opel Vectra C GTS V6 Turbo

Nanu? Was hat der im Vergleich verloren? Der Vectra C wird oft unterschätzt. Dabei gehört er als GTS mit Turbo-V6 definitiv in die Riegen der Rüsselsheimer Fastback-Legenden.

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Der windschlüpfrig geformte Vectra GTS läuft bei 250 km/h gegen den Tempobegrenzer.

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Der Stil des Millenniums: Armaturenbrett im kühlen Techno-Look.

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Elektrisch einstellbare und beheizbare Ledersitze mit Memory-Funktion.

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Der 60-Grad-V6 dreht sehr vibrationsarm hoch und macht enorm viel Dampf.

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Opel Vectra C/Opel Calibra/Opel Monza/Opel GT

Der GT hat sich zum respektablen Oldie gemausert, die andern drei werden oft irrtümlicherweise als glanzlos und Massenware abgetan. Doch alle vier Fastbacks faszinieren und haben mehr drauf, als viele erwarten. Dazu sind sie oft noch günstig zu haben und selten obendrein! Wann schlägt auch bei Ihnen der Blitz ein?

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