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Opel Vivaro-e Cargo (2023) im Test: Der Elektriker fürs Handwerk

Gelingt die Vereinigung rudimentärer Ausstattung im Basismodell mit einem modernen Antriebskonzept?

opel vivaro-e cargo (2023) im test: der elektriker fürs handwerk

Nachdem wir seit 2014 alle viel Zeit hatten, um im Kopf umzuparken, startet Opel die E-Offensive. Und so konnte der Hersteller von 2021 auf 2022 seine BEV-Verkäufe um 83 % steigern. Mittlerweile sind 43 % der ausgelieferten Mokka-Modelle vollelektrisch und der Corsa kommt auf einen E-Anteil von rund 33 %. Läuft im Pkw-Bereich. Doch macht die Elektrifizierung auch bei leichten Nutzfahrzeugen Sinn? Wir haben es mit dem Opel Vivaro-e Cargo getestet.

Was ist das?

Eigentlich ist der Opel Vivaro-e Cargo schon ein alter Hut, denn er ist bereits seit Sommer 2020 bestellbar. Seitdem buhlt er zusammen mit dem Mercedes-Benz eVito (und natürlich seiner Stellantis-Verwandtschaft um den e-Jumpy, den E-Scudo und den e-Expert) um umweltbewusste Nutzfahrzeug-Kundschaft. Und seit 2022 will nun auch noch der VW ID. Buzz Cargo die nachhaltigen Handwerker mit Retro-Charme und MEB-Technik von sich überzeugen.

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Erhältlich ist der Vivaro-e Cargo laut Konfigurator aktuell in den Längen M (4.959 mm) und L (5.309 mm) und mit zwei unterschiedlichen Batterieoptionen. Die kleinere kann 50 kWh speichern, der große Akku fasst 75 kWh. Das sorgt für WLTP-Reichweiten von maximal 229 km in der 50er-Variante und 328 km in der 75er-Version. Für den Vortrieb sorgt ein E-Motor an der Vorderachse, der (wie aktuell noch bei allen vollelektrischen Opel-Modellen) eine Leistung von 100 kW (136 PS) bereitstellt und maximal 260 Newtonmeter erzeugt.

Was kann man laden und ziehen?

Die maximale Zuladung des Opel liegt nur knapp unter der von vergleichbaren konventionellen Fahrzeugen: Mit bis zu 1.163 Kilogramm schleppt der Vivaro-e fast so viele Lasten weg wie seine Diesel-Brüder mit Zweiliter-Vierzylinder (bis zu 1,4 Tonnen Zuladung). Außerdem kann der Vivaro-e ab Werk mit einer Anhängerkupplung bestellt werden und so Anhängelasten von bis zu 1.000 Kilogramm ziehen.

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Da von Anfang an eine Elektro-Version geplant war, sind die Batterien so unter dem Laderaum verbaut, dass sie das Volumen nicht einschränken. Die Kastenwagen bieten 5,8 (M) respektive 6,6 Kubikmeter (L). Hier können Leitern oder Bauholz von bis zu 3,67 oder sogar 4,02 Meter Länge verstaut werden.

Die weit öffnenden Heck- und Seitentüren erleichtern das Beladen. Besonders praktisch sind dabei die sensorgesteuerten Schiebetüren. Eine Fußbewegung reicht, damit die Türen automatisch öffnen oder schließen. Kostet natürlich Aufpreis. Und unsere Sparversion hatte nicht einmal ein Navi – dafür aber eine Rückfahrkamera mit 360-Grad-Ansicht. Praktisch.

Und wenn die Baustellen weit auseinander liegen?

Die Höchstgeschwindigkeit ist auf 130 km/h begrenzt, was die elektrische Reichweite schonen soll. Die Batterien lassen sich über eine Wallbox in der Firma, unterwegs an Schnellladern oder über jede beliebige Steckdose auf Baustellen laden.

An einer Schnellladesäule mit 100 kW Gleichstrom lässt sich beispielsweise die 50 kWh-Batterie in 30 Minuten zu 80 Prozent wieder aufladen. Beim großen 75 kWh-Akku werden dafür 45 Minuten benötigt. Ein bisschen Zeit muss man also mitbringen.

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Wenn Sie eher kleinere Kundenkreise ziehen, kann mit dem serienmäßigen 7,4 kW-Ladeanschluss an jeder Steckdose, bei jedem Zwischenstopp einphasigen Wechselstrom getankt werden. Als Option gibt es zudem einen 11-kW-On-Board-Charger für dreiphasigen Wechselstrom. Opel gibt für die Batterie eine Garantie von acht Jahren oder 160.000 Kilometer Laufleistung.

Wie ist er im Fahrgastraum und wie fährt er sich?

Im von Hartplastik dominierten, aber dadurch sehr robusten Cockpit finden sich zwar Ablagemöglichkeiten für beinahe jeden Zweck, allerdings könnten sie doch etwas größer und zahlreicher sein. Im Alltag wird also wahrscheinlich viel Kleinkram einfach unsortiert auf dem gewohnten Platz zwischen Armaturenbrett und Windschutzscheibe landen.

Hinter dem Lenkrad ohne Multifunktions-Bestrebungen sitzen analoge Anzeigen, die ausreichend übersichtlich gestaltet sind und die wichtigsten Parameter mitteilen. Wenn Sie es nicht ganz so spartanisch wollen, lässt sich optional aber nachrüsten. Beispielsweise mit einem Head-up-Display oder einem Spurhalteassistent. Der Baukasten gibt es schließlich her und die Passagierversion namens Zafira-e Life lässt sich ja auch ziemlich umfangreich ausstatten. Warum also bei der gewerblichen Version darauf verzichten?

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Gestartet wird unser Vivaro-e Cargo-Testwagen übrigens mit einem ganz normalen Schlüssel. So ein Ding, das man in ein Zündschloss stecken und drehen muss. Sobald alle Systeme laufen und der Antrieb scharf gestellt ist, surrt es leicht im Innenraum. Eigentlich ganz angenehm so ein nicht künstlich erzeugtes Feedback.

Unterwegs fällt auf, dass selbst die L-Version recht handlich, übersichtlich und auch spritzig (wir waren allerdings nur unbeladen unterwegs) ist. Die Straßenlage ist auch ohne zusätzliches Gewicht im Ladeabteil gut, die Lenkung ist allerdings etwas gefühllos. Windgeräusche sind präsent. Was am fehlenden Diesel-Sound liegt.

Was muss man bezahlen?

Los geht es mit dem Vivaro-e Cargo M (also mit 100 kW-Antrieb und 50 kWh-Akku) für 39.500 Euro (ohne Förderung und exkl. Mehrwertsteuer). Das obere Ende an Einstiegspreisen markiert folgerichtig der Vivaro-e Cargo L mit großer 75-kWh-Batterie und gleichem Antrieb für mindestens 45.250 Euro (ebenfalls ohne Förderung und exkl. Mehrwertsteuer).

Die Preisdifferenz zwischen den unterschiedlichen Akkugrößen beträgt übrigens 5.000 Euro. Und mit einigen sinnvollen Ergänzungen aus der Aufpreisliste müssen Sie ebenfalls rechnen. Je nach Anforderungen landen wir hier zwischen rund 4.000 und 7.500 Euro extra.

Im Vergleich zur hauseigenen Stellantis-Gegnerschaft gibt es natürlich keine Preisvorteile. Der neueste Konkurrent (der VW ID. Buzz Cargo) ist mit einem Basispreis von etwa 56.000 Euro aber deutlich teurer. Hat mit 150 kW aber auch mehr Leistung, kommt mit seinem 82 kWh-Akku deutlich weiter (423 km laut WLTP) und lädt mit maximal 170 kW auch noch schneller.

Der Mercedes-Benz eVito ist mit 85 kW starkem Antrieb und 60 kWh-Batterie und einer WLTP-Reichweite von rund 300 km von den reinen Daten her nicht so gut aufgestellt wie der Vivaro-e Cargo, trotzdem kostet der Benz-Kasten mit mindestens 45.990 Euro stets mehr.

Fazit:

Während wir als Unternehmen für deutschlandweite Expressfahrten vielleicht nicht unbedingt auf die Elektroversion des Vivaro Cargo zurückgreifen würden, ist er für Handwerksfirmen mit kleinerem täglichen Radius durchaus eine Überlegung wert.

Am eigentlichen Nutzwert ändert sich nämlich herzlich wenig wenn im besten Fall sogar Strom aus den Solarpaneelen vom Firmendach geladen werden kann, sinken die laufenden Kosten ungemein. Klar ist der Anschaffungspreis etwas höher als bei den Diesel-Pendants aber nach Abzug der Förderungen kann sich der Umstieg lohnen.

Bildergalerie: Opel Vivaro-e Cargo (2023) im Test

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Opel Vivaro-e Cargo L 75 kWh (2023)

Motor 1x Elektromotor

Getriebeart Automatik-Elektroantrieb mit fester Getriebeübersetzung

Antrieb Frontantrieb

Leistung 100 kW (136 PS)

Max. Drehmoment 260 Nm

Beschleunigung 0-100 km/h 13,3 s

Höchstgeschwindigkeit 130 km/h

Verbrauch 28,9 – 25,6 kWh/100km (WLTP)

Elektrische Reichweite 328 – 292 km (WLTP)

Aufladezeit 100 kW DC (ca. 48 Min. bis 80 % der Batterie) / 11 kW AC (ca. 7 Std.)

Kofferraumvolumen 6,1 – 6,6 Kubikmeter

Zuladung 929 kg (2-Sitzer) / 927 kg (3-Sitzer)

Anhängelast 1.000 kg (gebremst bei 12% Steigung)

Länge 5.309 mm

Breite 2.010 mm (mit eingeklappten Spiegeln)

Höhe 1.935 mm

Leergewicht 2.116 kg (2-Sitzer)

Anzahl der Sitze 2 (optional 3)

Basispreis 45.250 Euro (Preis exkl. Mehrwertsteuer)

Opel Vivaro-e Cargo L 75 kWh (2023)

  • Motor: 1x Elektromotor
  • Getriebeart: Automatik-Elektroantrieb mit fester Getriebeübersetzung
  • Antrieb: Frontantrieb
  • Leistung: 100 kW (136 PS)
  • Max. Drehmoment: 260 Nm
  • Beschleunigung 0-100 km/h: 13,3 s
  • Höchstgeschwindigkeit: 130 km/h
  • Verbrauch: 28,9 – 25,6 kWh/100km (WLTP)
  • Elektrische Reichweite: 328 – 292 km (WLTP)
  • Aufladezeit: 100 kW DC (ca. 48 Min. bis 80 % der Batterie) / 11 kW AC (ca. 7 Std.)
  • Kofferraumvolumen: 6,1 – 6,6 Kubikmeter
  • Zuladung: 929 kg (2-Sitzer) / 927 kg (3-Sitzer)
  • Anhängelast: 1.000 kg (gebremst bei 12% Steigung)
  • Länge: 5.309 mm
  • Breite: 2.010 mm (mit eingeklappten Spiegeln)
  • Höhe: 1.935 mm
  • Leergewicht: 2.116 kg (2-Sitzer)
  • Anzahl der Sitze: 2 (optional 3)
  • Basispreis: 45.250 Euro (Preis exkl. Mehrwertsteuer)

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