Nur E-Autos? Experte: Wasserstoff-Antrieb ist die Zukunft
Lange Zeit glaubte man, Wasserstoff eigne sich nur für Lkw. Doch nun sagt ein Experte: Das Wasserstoffauto ist heutzutage das, was einst der Diesel war.
Duisburg – Wasserstoff oder Elektroauto? Als Ex-CDU-Kanzlerkandidat Armin Laschet Tesla-Chef Elon Musk genau danach fragte, war dessen Antwort klar: „Definitely electric, hydrogen is a waste of time, obviously“ –das Wasserstoffauto ist also offensichtlich Zeitverschwendung, erklärte Musk und bekam einen Lachanfall, der seinerzeit für Memes und Schlagzeilen sorgte.
Energieträger | Wasserstoff |
Antriebsart | Brennstoffzelle oder Verbrennungsmotor |
Zahl Wasserstofftankstellen in NRW | 18 |
Neuzulassungen Wasserstoffautos Deutschland | Weniger als 1000 seit 2012 |
Wasserstoff als Antrieb der Zukunft? „Wir werden viele solcher Autos sehen“
„In naher Zukunft werden wir viele Wasserstoffautos auf den Straßen sehen“, so Beckhaus. Das überrascht, denn bislang war die weitverbreitete Ansicht: Wasserstoff-Antriebe eignen sich für Lkw und schwere Maschinen. Denn Batterien für diese Wagen wären extrem schwer, und das ständige Laden würde Logistikketten stören. Bei Pkw hingegen seien nur batteriebetriebene Elektromotoren sinnvoll, heißt es seit Jahren. Hauptargument: der deutlich geringere Wirkungsgrad bei Wasserstoffautos gegenüber Elektroautos.
Elektroauto ist sehr viel effizienter – noch
Denn beim batteriebetriebenen Elektroauto kommt der Strom aus dem Kraftwerk über die Ladestation direkt in die Batterie. Von einer Kilowattstunde Strom setzt das Elektroauto 70 Prozent direkt in Bewegung um.
Wasserstoff hingegen muss erst einmal produziert werden. Das kostet Strom. Anschließend muss der Energieträger zu einer Tankstelle gebracht werden. Erst dann wird er mithilfe der Brennstoffzelle im Auto wieder in Strom umgewandelt. Der Wirkungsgrad von Wasserstoffautos beträgt unter 30 Prozent. Das ist ein ähnlich schlechter Wert wie bei normalen Verbrennermotoren.
„Wer hat den Diesel früher genutzt? Nur der Landwirt“
Doch die technische Weiterentwicklung werde Wasserstoffautos durchaus wettbewerbsfähig machen, glaubt ZBT-Chef Peter Beckhaus: „Das ist wie mit dem Diesel. Wer hat den früher genutzt? Nur der Landwirt mit seinem Trecker. Dann war Diesel plötzlich eine Alternative zu Benzinern. Genauso werden Wasserstoffautos eine Alternative für Elektroautos sein.“
Schritt vom E-Auto zum Wasserstoff ist klein
„Der Schritt vom E-Auto zum Wasserstoffauto ist viel kleiner als vom Verbrenner zum Wasserstoff. Wenn sich Elektroautos weiter etabliert haben, werden sich auch Wasserstoffautos durchsetzen“, ist sich Beckhaus sicher.
Große Autohersteller scheinen das allmählich auch so zu sehen: Unter anderem BMW, Honda und Nissan testen Wasserstoffantriebe, sowohl als Verbrenner als auch mit Brennstoffzelle. Und Toyota hat mit dem Mirai bereits seit Jahren ein Serienmodell. Auch Ford denkt in diese Richtung. Zwar investiert der Autobauer gerade kräftig in die Ford-Werke in Köln, die zu seinem Zentrum der E-Auto-Produktion Europas werden sollen. Doch hat Ford jüngst ein Patent für einen Turbomotor mit Wasserstoffantrieb in den USA angemeldet, wie unter anderem das Portal Muscle Cars & Trucks berichtet.
Eine Hürde, die vorerst bleibt, ist die mangelnde Infrastruktur. Aktuell gibt es etwa 100 Tankstellen in Deutschland, nicht wenige davon in Nordrhein-Westfalen: Unter anderem in Essen, Duisburg, Ratingen, Wuppertal und Herten lassen sich Autos mit Wasserstoffantrieb betanken. Damit das Netz dicht genug für einen alltagstauglichen Gebraucht von Wasserstoffautos ist, müsste es mittelfristig nach Experteneinschätzung allerdings mindestens 500 bis 1000 solcher Tankstellen geben.