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Notbrems-Assistenten mit Wohnwagen im Test: Diese Systeme bringen mehr Sicherheit

Rücksicht ist die Basis für Sicherheit im Straßenverkehr. Intelligente Sicherheitssysteme greifen dann ein, wenn es der Mensch nicht tut. Wir haben Notbremssysteme erstmals mit Caravan getestet.

notbrems-assistenten mit wohnwagen im test: diese systeme bringen mehr sicherheit

Notbremse-Assistenten

Das Advanced Emergency Braking System, kurz AEBS, ist ein Notbremssystem, das über Kameras und/oder Radarsensoren vorausfahrende respektive stehende Autos erkennt. Im Idealfall verhindern sie Kollisionen zwischen Fahrzeugen sowie ungeschützten Verkehrsteilnehmern wie Fahrradfahrern und Fußgängern – oder reduzieren zumindest die Geschwindigkeit drastisch, um die Schwere von Schäden und Verletzungen zu verringern.

Das tun die Systeme dann, wenn der Fahrzeuglenker selbst nicht reagiert oder reagieren kann. Sei es, weil er abgelenkt ist oder ein medizinischer Notfall vorliegt. In der Not ist AEBS also eine Tugend.

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Einflussfaktor Mensch

Für diverse Lkw-Klassen ist AEBS bereits seit November 2015 vorgeschrieben. Für alle in der EU neu typgenehmigten Pkw sind City-Notbremsassistenten, wie AEBS auch genannt wird, seit dem 6. Juli 2022 verpflichtend; zwei Jahre später muss jeder neu zugelassene Pkw und 3,5-Tonner darüber verfügen.

Zu diesen Stichtagen muss AEBS mindestens Hindernisse und bewegte Fahrzeuge erkennen, in einer zweiten Phase auch Radfahrer und Fußgänger. Doch schon heute ist die Erkennung von Radlern und Fußgängern in vielen Systemen implementiert, wie der Test mit Mercedes EQC, V-Klasse Marco Polo, Kia EV6 und VW Golf zeigt. Zwei davon testen wir mit Caravan.

Warum gibt es immer noch Auffahrunfälle?

Dass am Stauende trotzdem noch Auffahrunfälle mit Lkw und Pkw passieren, liegt daran, dass AEBS vom Menschen übersteuert und im Lkw sogar abgeschaltet werden kann. Sobald Trucker und Autofahrer, vom Frühwarnsystem aufgeschreckt, Bremse, Lenkrad und/oder Gaspedal bedienen, liegt das Schicksal in ihren Händen.

Wer hat schon die Nerven, in einer Gefahrensituation der Technik blind zu vertrauen? Schon lange fordern darum die Kollegen der Fachzeitschriften “Fernfahrer” und “Lastauto Omnibus”, dass Lkw-Fahrer im Umgang mit AEBS geschult werden. Aber auch AutofahrerInnen sollten besser Bescheid wissen.

Warnsingnal vor automatischer Vollbremsung

Dafür, dass AEBS abschaltet, wenn der oder die FahrerIn eingreift, gibt es Gründe: Je nach Autohersteller ertönt kurz vor der automatischen Vollbremsung ein Warnsignal mit optischer Unterstützung und teilweise auch Vibrationsalarm im Lenkrad. Je früher das passiert, desto eher können Auto und Anhänger durch die richtige Reaktion aus der Gefahrenzone gebracht werden; sei es durch eine selbst und dadurch früher eingeleitete Vollbremsung oder durch Ausweichen.

Im Alltag kann die frühe Warnung verhindern, dass MitfahrerInnen von der heftigen Bremsung erschreckt werden – zum Beispiel, wenn ein abbiegendes Auto als Hindernis erfasst wird, der Fahrer aber erkennt, dass keine Notsituation vorliegt. Dann genügt es, sanft zu bremsen oder aufs Gas zu gehen.

Die Strategie des frühen Warnens verfolgen die Elektroautos Kia EV6 und Mercedes EQC sowie die Mercedes V-Klasse Marco Polo. Beim VW Golf Alltrack hingegen kommt die Notbremsung schon Sekundenbruchteile nach der Warnung. Diese Herangehensweise wiederum minimiert das Risiko, dass die Intervention des Piloten oder der Pilotin die Situation verschlimmert.

AEBS im Test mit Wohnwagen

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Denn der Test zeigt: Sogar aus 60 km/h und mit Caravan (bei höherem Speed sind die Systeme nicht mehr aktiv) kommen Golf und Kia EV6 einen Hauch vor dem Pkw-Dummy zum Stehen. Es kostet Überwindung, nicht das Lenkrad herumzureißen, was aber jederzeit ginge.

Auch Mercedes V-Klasse und EQC, mangels Anhängerkupplung solo unterwegs, lassen das Hindernis heile. Beim in Fahrtrichtung radelnden und damit längs aufgestellten Radfahrer-Dummy mit entsprechend schmaler Silhouette zeigen der Mercedes-Van und der Kia-Stromer Schwächen: Beide erkennen ihn mit AEBS nicht zuverlässig – was Mercedes aber auch gar nicht verspricht.

Abstandsregelung ACC im Test

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Anders sieht es aus, wenn das Gespann mit aktiviertem Abstandsregel-Tempomaten unterwegs ist. ACC (Adaptive Cruise Control) nutzt ebenfalls Radarwellen und Kameras, um den Verkehr vor dem Auto zu erfassen und automatisch Abstand zum Vordermann einzuhalten.

Dazu nutzt das System auch die Bremsen und ist darum in der Lage, eine Vollbremsung im ABS-Regelbereich einzuleiten. Mit aktiviertem ACC kommen Kia und Golf mit Anhänger nicht nur vor der Pkw-Attrappe, sondern auch vor dem radelnden Dummy zum Stehen. Interessant: Beim Kia springt trotz aktiviertem ACC das AEBS zur Stelle.

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