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Neuer Renault Espace: Aus Van wird SUV

Der Renault Espace zählte einst zu den Gründervätern des Van-Segments. Jetzt folgt er dem, was der Markt fordert, und wandelt sich zum SUV. Variabilität und Siebensitzigkeit bleiben aber erhalten. Bei der Wahl des Antrieb haben es Kunden leicht, denn es gibt nur einen.

neuer renault espace: aus van wird suv

Renault Espace: Die sechste Generation orientiert sich optisch an den nachgefragten SUVs und Crossovern. Hersteller

Der erste Espace, den Renault 1984 präsentierte, versprach vor allem Raumfülle. Bereits der Name – “Espace” bedeutet “Raum” – drückte das aus. Besonders bei Großfamilien kam der siebensitzige Van gut an, unübersehbar war er zum Beispiel auf Reisen über französische Autobahnen, darunter der “Route du Soleil” Richtung Süden, vollbeladen und oft mit Pariser Kennzeichen. Über fünf Modellgenerationen hinweg hat Renault das Konzept der Großlimousine für eher mittlere Geldbeutel beibehalten. Viele Nachahmer bekam der Espace, europaweit, denn lange waren die Vans sehr erfolgreich. Doch zuletzt fanden sich immer weniger Käufer. Ein großer Teil der Kundschaft wanderte zu den Crossover- und SUV-Modellen ab.

Der Diesel ist Geschichte

Nun steht der komplett neue Espace vor der Tür, ab September wird er ausgeliefert – und mutiert in Richtung SUV, zumindest optisch, denn eine Allradvariante wird es nicht geben. Dem Zeitgeist entsprechend (und wohl auch der Umwelt geschuldet) wird der Espace nur noch in einer elektrifizierten Motorisierung, als Vollhybrid, angeboten. Reine Benziner und der Diesel bleiben künftig gestrichen, heißt es aus der Renault-Zentrale.

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Die Franzosen nennen für den Espace der sechsten Generation einen verhältnismäßig günstigen Einstiegspreis, ab 43.500 Euro werden aufgerufen für die schon umfangreich ausgestattete Stufe “Techno”. Darüber sind “Esprit Alpine” (ab 46.300 Euro) und der fast schon luxuriöse “Iconic” (ab 48.300 Euro) mit Lederbezügen, mehr Komfortdetails und weiteren Fahrassistenten angesiedelt. Serienmäßig fährt der Neue mit sieben Sitzplätzen vor, ist aber – zum unveränderten Preis – auch als Fünfsitzer erhältlich. Dabei dürfte die “siebensitzige Version mit siebzig Prozent im Ausstattungsmix vorn liegen”, meint Produktmanager Tim Schwirz und rechnet zudem mit einem großen Anteil (60 Prozent) der beiden höheren Ausstattungslinien. Nicht zuletzt kann der Kunde unter neun Paketen, vier Optionen und sechs Lackierungen wählen.

Was außerdem für den Espace spricht, ist das weiterhin großzügige Raumangebot. Obwohl im Vorgängervergleich kürzer in der Außenlänge (4,72 Meter), bietet der Franzose ein Plus an Platz für Insassen und Gepäck. Bis zu 1818 Liter bei umgeklappter Rücksitzbank – sonst 581 Liter – passen ins Gepäckabteil des Fünfsitzers. Außerdem offeriert der Espace den Vorteil einer um 22 Zentimeter längs verschiebbaren Rückbank. Mit 159 Litern bescheiden fällt freilich das Basisvolumen bei Siebensitzer-Konstellation aus.

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Der Fahrer blickt auf ein digitales Kombiinstrument und den hochkant stehenden 12-Zoll-Touchscreen des Multimediasystems. Die Bedienung stellt wohl kaum jemanden vor Probleme, auch weil herkömmliche Schalter im Verkehrsalltag helfen. Zur Sicherheit tragen bis zu 32 Fahrerassistenten bei, zum Teil sind je nach Ausstattungsstufe Aufpreise fällig. Das Head-up-Display gehört ebenso zu den Optionen wie beispielsweise das riesige, allerdings feststehende Panorama-Glasdach. An vielseitige Ablagen ist wie schon bei den Vorgängern gedacht, außerdem an die Handy-Aufladung per USB-C-Anschlüssen hinten sowie vorn per induktiver Smartphone-Ladestation.

1,2-l-Dreizylinder und zwei Elektromotoren

Zum Marktstart gibt es, wie erwähnt, nur einen Antrieb, und das ist ein Vollhybrid. Konkret handelt es sich dabei um die Kombination eines Dreizylinder-Turbobenziners mit lediglich 1,2 Litern Hubraum und zwei Elektromotoren. Der eine, ein Startergenerator, der die 1,7 kWh-Batterie im Heck mit Strom versorgt, leistet 18 kW/25 PS, der stärkere erbringt 50 kW/68 PS. Häufig, vor allem in der Stadt, surrt der Espace ausschließlich elektrisch vor sich hin. Jedoch kann der Fahrer nicht auf die jeweilige Fortbewegungsart – ob Verbrenner oder elektrisch – Einfluss nehmen. Die Rekuperationsstufen lassen sich über Schaltwippen am Lenkrad wählen.

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Zusammen entfaltet der Antrieb eine Systemleistung von 146 kW/199 PS, was zu durchaus guten Fahrleistungen führt. In 8,8 Sekunden beschleunigt der Renault auf Tempo 100 und läuft in der Spitze 174 km/h. Der WLTP-Verbrauch wird mit 4,6 bis 4,9 Litern Super auf 100 Kilometern angegeben; auf unseren ersten Testfahrten waren es 6,2 Liter, überwiegend waren wir auf Landstraßen unterwegs, hinzu kam ein zurückhaltend gefahrener Autobahnanteil. Realistisch dürften sonst knapp sieben Liter sein.

Souverän schluckt der frontgetriebene Espace praktisch alle Unebenheiten. Eher mag er das komfortable Gleiten als den dynamischen Auftritt. Dazu passt, dass der Antrieb trotz des kleinen 1,2-Liter-Dreizylinders (der auch die Batterie speist) leise auftritt. Nicht nur deshalb wird der Espace für seine Klientel weiterhin die Rolle als idealer Reisewagen mit großer Reichweite übernehmen.

Auch mit Allradlenkung

Im Stadtverkehr und beim Rangieren lernt man die Vorzüge der Allradlenkung kennen. Serienmäßig ist sie in den beiden höheren Stufen, optional soll sie später auch für das Basismodell “Techno” erhältlich sein. Mit ihrer Hilfe reduziert sich der Wendekreis auf 10,4 Meter, das entspricht einem Kleinwagen wie dem Renault Clio und macht den Espace wendiger denn je. Positiv auf die Agilität wirkt sich zudem der Umstand aus, dass der neue Espace gegenüber dem Vorgänger um 215 Kilo auf 1.659 Kilo abgespeckt hat. Dazu trägt nicht nur die neue Plattform bei, sondern wohl auch die erwähntermaßen verkürzte Außenlänge des Fahrzeugs.

Zwei Schwestermodelle

Apropos Plattform: Der Espace basiert wie das etwas kürzere Kompakt-SUV Austral auf der CMF-CD-Plattform der Allianz Renault-Nissan-Mitsubishi. Mit dem großen SUV-Coupé Rafale bekommen Espace und Austral Anfang 2024 ein weiteres Schwestermodell

Ingo Reuss

Renault Espace in Kürze:

Wann er kommt: Ist bereits bestellbar, beim Händler ab September 2023

Wen er ins Visier nimmt: Siebensitzer-SUVs wie VW Tiguan Allspace, Kia Sorento oder Seat Tarraco

Was ihn antreibt: Vollhybrid mit 1,2-l-Dreizylinder-Turbobenziner und zwei Elektromotoren, Systemleistung 14 kW/199 PS

Was er kostet: Ab 43.500

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