Auto

Nachfrage nach Elektroautos knickt ein

Die Kürzung des Umweltbonus zeigt schnell Wirkung: Die Neuzulassungen von Elektroautos gingen im Januar deutlich zurück.

Der Schuss ging nach hinten los: Die Entscheidung der Bundesregierung, die Förderung von Elektroautos ab 2023 schrittweise zurückzufahren, hat die Nachfrage nach den Stromern einbrechen lassen. Im Januar wurden nach den Zahlen des Kraftfahrt-Bundesamtes nur noch rund 18.100 rein batteriegetriebene Pkw neu zugelassen – über 13 Prozent weniger als im Vorjahresmonat. Noch deutlicher mit minus 53,2 Prozent fiel der Rückgang bei den Plug-in Hybriden aus: Nur noch 8853 Wagen mit kombinierten Verbrennungs- und Elektromotor werden zu Jahresbeginn neu zugelassen. Damit erreichten Pkw mit Elektroantrieb einen Anteil von gerade einmal 15,1 Prozent am leicht geschrumpften Gesamtmarkt. Im Dezember lag der Elektroanteil noch bei 55,4 Prozent.

Der Grund für die Entwicklung liegt auf der Hand: Für Plug-in Hybride gibt es seit diesem Jahr keinen Umweltbonus mehr. Und bei den Batterieautos sank der staatliche Anteil an der Kaufprämie von 6000 auf maximal 4500 Euro – abhängig vom Anschaffungspreis. Der Verband der Verband der Automobilindustrie (VDA) rechnet für das Gesamtjahr nun mit einem Rückgang des Marktanteils für Fahrzeuge mit alternativen Antrieben. Dieser dürfte 2023 gegenüber dem Vorjahr um drei Prozentpunkte auf 28 Prozent sinken, prognostizierte VDA-Präsidentin Hildegard Müller in einem Interview. Sie erwartet für dieses Jahr noch Neuzulassungen von rund 765.000 Elektroautos. Das wäre immerhin ein Plus von acht Prozent gegenüber 2022.

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Wenig Ladeplätze, teuer Strom Nicht nur die Verringerung des Umweltbonus, sondern auch der Mangel an öffentlichen Ladeplätzen sowie die hohen Ladestrom-Preise lassen viele Menschen derzeit zögern, auf ein Elektroauto umzusteigen. Foto: EVBox

Die gekürzten staatlichen Subventionen würden sich „negativ auf den Hochlauf der Elektromobilität auswirken“, sagte Müller. „Umso wichtiger ist es nun, das Vertrauen der Menschen in die Elektromobilität anderweitig zu stärken.“ Die Verbraucher bräuchten „die Gewissheit, jederzeit und überall unkompliziert laden zu können“. Um das Ziel der Bundesregierung von einer Millionen Ladepunkten bis 2030 zu erreichen, müsse das Ausbautempo verfünffacht werden.

Folgt auf Dezember-Endspurt nun große Flaute?

Wegen der von Bundeswirtschaftsminister Robert Habck veranlassten Kürzung des Umweltbonus hatten viele Verbraucher 2022 ihre Autokäufe vorgezogen. Das Ergebnis war ein Zulassungs-Plus bei den Stromern von rund 80 Prozent im Dezember auf einen Rekordwert von 174.200 Elektroautos. Doch nun hat sich die Stimmung im Autohandel deutlich abgekühlt, wie zu hören ist. Auch weil die Preise für den Ladestrom weiter klettern. Die Unternehmensberatung PWC erwartet hier erst 2024 eine Trendwende. Nicht nur beim VDA, sondern auch beim ADAC blickt man deshalb gespannt auf die weitere Entwicklung. Zumal ab September auch der Umweltbonus für gewerblich zugelassene Stromer wegfällt und der Fördertopf von Habeck gedeckelt wurde. Die Gewährung des Umweltbonus‘ wird damit zum Glücksspiel.

Genauer gesagt bei der ADAC Finanzdienste GmbH, die im vergangenen Jahr von der Antriebswende stark profitiert hat. Dort wuchs der Anteil für die Finanzierung von Elektroautos und Hybriden am Gesamtkreditvolumen, das die ADAC Finanzdienste zur Autofinanzierung vergeben, von 18 Prozent auf 26 Prozent. Die meisten Elektroautos, die über einen ADAC Autokredit 2022 finanziert wurden, waren übrigens Modelle von Tesla.

Der gekürzte Umweltbonus – der am 1. September für gewerblich genutzte Elektroautos komplett wegfällt – bringt 2023 auch neue Ausgangsbedingungen für die Finanzierung von Elektroautos. Die ADAC Finanzdienste bieten seit Ende 2018 in Kooperation mit dem Kreditinstitut Bank 11 Sonderkonditionen für Elektro- und Hybridfahrzeuge an, um die Antriebswende zu befördern. Der Zinssatz der Elektroauto-Sonderfinanzierung lag bis zum 23. Januar 2023 bei 4,49 Prozent. Er stieg nun auf 4,99 Prozent.

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