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"Musst am Start sein": Welche DTM-Teams planen mit ADAC GT Masters?

Wie attraktiv ist für DTM-Teams ein Einsatz im ADAC GT Masters? Die bisherige ADAC-Topserie, die durch die DTM-Übernahme ab 2023 als GT3-Talenteschmiede genutzt werden soll, wird diese Saison bei der Hälfte der acht DTM-Wochenenden im Rahmenprogramm starten.

“Als Team, das in der DTM am Start ist, kannst du es dir meiner Meinung nach nicht erlauben, nicht im GT-Masters anzutreten”, steht für HRT-Teamchef Ulrich Fritz fest. “Das ist rein aus der Performance-Perspektive für mich völlig klar.”

Das Team von Hubert Haupt plant, neben den zwei Boliden von Luca Stolz und Arjun Maini in der DTM einen zusätzlichen Mercedes-AMG GT3 im ADAC GT Masters an den Start zu bringen. Für die Einschreibung ist noch bis 1. Mai 2023 Zeit.

Welche vier Teams ein Doppelprogramm planen

Fritz argumentiert den geplanten Einsatz im ADAC GT Masters, in dem neben den gleichen Autos auch die gleichen Reifen und die gleiche Balance of Performance genutzt werden, mit der zusätzlichen Streckenzeit.

“Wenn ich bei dem begrenzten Fahranteil an einem Wochenende die Möglichkeit habe, ein zusätzliches Auto zu anderen Zeiten fahren zu lassen, dann muss ich das nutzen. So kann ich mehr lernen, wenn ich gute Fahrer im Auto habe”, sagt er. “Daher würde ich es nicht verstehen, wenn sich nicht jedes DTM-Team darüber Gedanken macht.”

Abgesehen von der zusätzlichen Fahrzeit bietet das ADAC GT Masters laut Fritz die Gelegenheit, den eigenen Nachwuchs heranzuzüchten, denn einer der beiden Piloten darf maximal FIA-Status Silber besitzen, wodurch man die Serie für Talente attraktiv machen will. “Die Jungs sind 1:1 vergleichbar mit jenen, die im direkten Umfeld DTM fahren”, sieht Fritz optimale Rahmenbedingungen.

Die HRT-Truppe ist mit diesem Gedanken nicht alleine. Auch das ADAC-GT-Masters-Meisterteam Landgraf möchte laut Informationen von ‘Motorsport.com’ trotz des Aufstiegs in die DTM weiterhin mit einem Auto in der bisherigen Hauptserie bleiben.

Ähnliche Pläne hat das DTM-Meisterteam Schubert, das bereits im Vorjahr ein Doppelprogramm fuhr und weiterhin mit dem Einsatz eines BMW M4 GT3 im ADAC GT Masters liebäugelt. Und auch die neue GT3-Mannschaft von Franz Engstler, die mit einem Audi R8 LMS GT3 Evo II und Luca Engstler in die DTM einsteigt, hat den zweiten Boliden für das ADAC GT Masters vorgesehen. Somit würden mindestens vier Autos von DTM-Teams zum Einsatz kommen.

DTM-Fahrer mit Doppelprogramm? Was dagegen spricht

Theoretisch wäre es sogar erlaubt, auch DTM-Piloten in beiden Serien an den Start zu bringen, wodurch nicht nur das Team, sondern auch der Fahrer mehr Fahrzeit erhalten würde. Doch diese Option scheint nur auf den ersten Blick attraktiv.

“Ich glaube, dass das keiner machen wird”, sagt ADAC-Motorsportchef Thomas Voss. “Ein Fahrer, beide Serien – da muss man sich auch die Belastungen für so einen Fahrer an einem Wochenende anschauen. Ich glaube nicht, dass man in beiden Serien Topleistungen bringen würde, denn irgendwann ist auch der Körper am Ende. Außerdem musst du dich zweimal konzentrieren.”

Aber nicht alle Teamchefs stimmen Fritz zu, dass man als DTM-Team an einem Einsatz im ADAC GT Masters nicht vorbeikommt. “Wir haben uns auch mit diesem Thema beschäftigt, aber es gibt jetzt doch nicht so viele Synergien wie erwartet”, sagt Winward-Mercedes-Teamchef Christian Hohenadel – und verweist auf die Tatsache, dass statt sechs vier ADAC-GT-Masters-Wochenenden gemeinsam mit der DTM stattfinden.

Absagen von Winward, Abt und Bernhard

“Es war für uns das Ausschluss-Kriterium, dass zwei Wochenenden separat stattfinden”, argumentiert Hohenadel mit logistischen Gründen. “Das ist mit unserem Zeitplan in der DTM schwierig, da wir parallel zwei Autos in der GT-World-Challenge Endurance einsetzen und auch in der IMSA antreten.”

Für die Zukunft ist das ADAC GT Masters aber definitiv ein Thema. “Und wir sind sicher nicht einzigen, die darüber nachdenken”, ergänzt er. Ähnlich ist die Lage bei Abt: “Momentan keine Chance”, winkt Teamchef Thomas Biermaier ab. “Grundsätzlich ist das vom Gedanken her schon richtig, aber wir schaffen es in der Kürze der Zeit nicht und haben schon zu viele Projekte.”

Neben dem Einsatz in der Extreme-E-Serie kehrte man vor wenigen Monaten in die Formel E zurück und hatte einen schwierigen Einstand, zudem war man vergangenes Wochenende erstmals mit dem Lamborghini Huracan GT3 Evo2 als Vorbereitung auf das 24-Stunden-Rennen auf der Nürburging-Nordschleife am Start.

Auch für Timo Bernhards Team, das dieses Jahr in der DTM auf einen zweiten Porsche 911 GT3 R expandiert, ist ein Einsatz eine Frage der Kapazität. “Das kann gut funktionieren, und wir schauen uns das auf jeden Fall an, aber für diese Saison haben wir ohnehin genug zu tun”, sagt er.

Grasser hadert mit spätem ADAC-GT-Masters-Saisonstart

Und warum fährt das Lamborghini-Team Grasser nicht im ADAC GT Masters, sondern in der Langstreckenserie der GT-World-Challenge Europe? Das hat damit zu tun, dass man so nicht erst am 10. Juni in die Saison startet, sondern schon am 22. April, wodurch man das neue Evo-Paket des Huracan bereits in der SRO-Serie ausgiebig kennenlernt.

Clemens Schmid

DTM-Pilot Schmid testete beim SRO-Test in Le Castellet bereits das Evo-Paket

Foto: SRO

“So haben wir viel mehr Fahrkilometer in der Vorsaison”, erklärt Teamchef Gottfried Grasser. “Deswegen haben wir uns so entschieden. Mir wäre es zu spät gewesen, erst im Juni mit ADAC GT Masters zu beginnen. Da läuft die DTM längst. Aber bis zum ersten DTM-Rennen haben wir gemeinsam mit der GT-World-Challenge acht Testtage, die wir kombinieren, plus ein Rennevent. Das macht für uns mehr Sinn.”

Was Grasser zu Ulrich Fritz’ Argument sagt, dass man mit einem Einsatz im ADAC GT Masters mehr Streckenzeit am Wochenende hätte? “Wenn du dich am Freitagabend noch vorbereiten musst, weil du noch nicht aussortiert bist fürs Qualifying, dann hast du eh schon verloren”, sagt der Österreicher.

“Da komme ich lieber mit einer passenden Basis hin, als am Wochenende auf die Suche zu gehen. Außerdem fährt die SRO am Wochenende vor der DTM auf dem Nürburgring.”

Mit Bildmaterial von ADAC Motorsport.

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