- Ist der NIO ET5 Konkurrenz zum Tesla Model 3?
- Wir haben dieser Tesla-Besitzerin einen NIO eT5 für einen Tag gegeben und sie gefragt, ob sie tauschen möchte …
Ist der NIO ET5 Konkurrenz zum Tesla Model 3?
Als wir den NIO eT7 für ein paar Stunden zur Probe gefahren sind, war schnell klar: das chinesische Unternehmen hat adhoc ein Niveau erreicht, das beeindruckend ist. Mit 5,1 Metern Länge ist der Stromer, der in der Ober- bzw. unteren Luxusklasse verortet ist, aber recht groß. Auf unseren Einwand dazu lächelte der NIO-Mitarbeiter verschmitzt und meinte, dann würde ja der kleinere eT5 bestens passen. Eine Probefahrt würde noch dieses Jahr möglich sein, Markteinführung hierzulande wäre dann aber Anfang 2023.
Der eT5 ist auch nicht gerade klein
Die Ankündigungen von NIO CEO William Li bei der Vorstellung des eT5 von vor einem Jahr wurden fast alle eingelöst. Mit einer Länge von knapp 4,8 Metern und einem Radstand von 2,9 Metern ist der „kleine“ eT7 tatsächlich schon fast so groß, wie die derzeitige E-Klasse. Das Platzangebot des eT5 ist dabei allerdings üppiger als beim Tesla, was leicht zu erklären ist. Da die NIOs alle einen normierten Wechselakku haben, der in alle Modelle passen muss, sind die minmalen Dimensionen des Innenraums bereits weitgehend festgelegt. Apropos Wechselakku. Auch für den eT5 gibt es die gleichen Batteriekapazitäten, nämlich 75 und 100 kWh (brutto) und demnächst 150 kWh.
NIO eT5: kommt Anfang 2023 nach Deutschland. Die Preise beginnen bei 49.900 Euro OHNE Batterie. Man hat dann die Wahl entweder einen Pack zu kaufen, oder ab 169 Euo/Monat zu mieten.
Ausstattung & Co.
NIO setzt wie fast alle anderen OEMs weiter auf umfassende Sensorik. Deshalb hat auch der eT5 LiDAR, RADAR, Kameras und Ultraschall-Sensoren. Das hat er den zukünftigen Teslas voraus, die sich nur noch auf Kameras verlassen. An die drei Höcker auf dem Dach, die zwei Kameras und einen LiDAR-Sensor beinhalten, muss man sich allerdings gewöhnen. Die Innenausstattung ist ähnlich wie beim eT7 hochwertig, natürlich mit Einschränkungen und ohne Gimmicks wie Massagesitze & Co. Kaum Einschränkung gibts bei der Motorisierung: wie der große Bruder verfügt der eT5 über zwei Motoren und die Systemleistung von 490 PS orientiert sich am Mitbewerber Model 3. Die Fahrleistungen fallen entsprechend aus: Um die 4,2 Sekunden von 0 auf 100 km/h, die Topspeed liegt bei 200 km/h. Das ist völlig ausreichend, vor allem im Hinblick auf den steigenden Stromverbrauch ab 130 km/h.
Der Preisunterschied zum Platzhirsch ist gering. Vorteil für NIO: der darf immerhin 1.700 kg ziehen und hat das Wechelsakku-System. Klick aufs Bild öffnet PDF.
Stromverbrauch & Co.
Da der eT7 bereits vergleichsweise sparsam unterwegs ist, dürfte auch der eT5 sich mit deutlich unter 20 kWh im realen Leben begnügen, es sei denn, man legt es drauf an und kostet die sportliche Seite häufig aus. Dank eines Luftwiderstandbeiwertes von 0,24 dürfte sich der Stromverbrauch aber auch bei höheren Geschwindigkeiten im Rahmen halten. Wir rechnen mit Verbräuchen zwischen 14 und 19 kWh je nach Einsatzzweck. Bei 130 km/h sollte die 20 kWh-Marke kaum überschritten werden.
Laden & Co
Preisgestaltung beim NIO eT7: Der Einstieg beginnt bei 49.900 plus Batterie. Dabei sind beim BaaS immerhin zwei Swaps mit inbegriffen.
Preise
Kommen wir zu den Preisen. NIO hat die gerade für seine beiden Limousinen veröffentlicht, und da man sich im Premium-Segment verortet, sind die Preise auch dementsprechend. Der eT5 beginnt (ohne Batterie) bei 49.900 Euro. Damit verfehlen die Chinesen die Netto-40.000-Euro-Marke für den höheren Umweltbonus von 4.500 Euro in 2023. Es sind dann nur 3.000 Euro, die der Staat hinzugibt.
Wer den NIO ordert, hat die Wahl: entweder er mietet für 169 Euro im Monat einen 75 kWh-Akku dazu (100 kWh-Pack für 289 Euro) oder beißt in den sauren Apfel und kauft für 12.000 Euro die 75-kW-Variante. Dann kostet der eT5 61.900 Euro. Bei der BaaS-Version sind übrigens zwei kostenlose Batterie-Swaps mit inbegriffen. Die Batterien sind dann nur zu 90 Prozent geladen, was bedeutet, dass man bei 10% Restladung mit der alten Batterie um die 55 kWh geschenkt bekommt. Das wären bei zwei Ladungen um die 30-40 Euro, die man vom Mietpreis abziehen müsste. Die 100 kWh-Batterie schlägt übrigens mit happigen 21.000 € zu Buche.
Mit der inbegriffenen Sensorik und BaaS-Inanspruchnahme ist der eT5 eigentlich günstiger als ein vergleichbarer Verbrenner Marke Daimler oder BMW. Da sind die Aufpreislisten bekannterweise endlos. Und bei den digitalen Fähigkeiten kommen unsere deutschen Hersteller auch zunehmend ins Hintertreffen.
Ach ja: wir sind ja noch den Preis des eT7 ohne Batterie schuldig: der beträgt 69.900 Euro. Die BaaS-Preise und Batteriepreise sind logischerweise identisch zum eT5.
Bericht: Bernd Maier-Leppla
Fotos: NIO
