- Wo sind bloß die günstigen Elektroautos?
- Ich habe den billigsten neuen Stromer für eine Woche gefahren und nur mit der Steckdose geladen. Und das ist passiert. | TFLEV
- Polestar räumt beim German Design Award 2023 ab!
- UK: Keine Spur von Abkühlung des Elektroautomarkts
Günstige Stromer sind rar. Und wenn es sie gibt, muss man kompromissbereit sein. Der Chevrolet BOLT wäre eine Alternative, gäbe es ihn hierzulande …
Wo sind bloß die günstigen Elektroautos?
Schon klar. Wir brauchen alle keine günstigen Elektroautos, denn der TCO der Stromer ist so gut, dass das kein Thema mehr sein sollte. Soweit die Relativierungen derjenigen (Motto: sollen sie doch Kuchen essen), die dann gerne ein Tesla Model 2 oder Y in der beheizten Garage mit Wallbox stehen haben. Die Realität sieht leider anders aus. Selbst Klein- und Kleinstwagen sind bis auf wenige Ausnahmen vergleichweise teuer. Den Vogel schiesst derzeit VW mit der Wiederauflage des e-UP! ab. 29.995 Euro kostet der Ministromer vor Abzug der Umweltboni. Das überzeugt in der Tat nur Menschen, für die der finanzielle Aufwand nebensächlich und der Ökogedanke Priorität hat. Der Ottonormalfahrer jedoch, der umsteigen soll, verschwendet hier in der Regel keinen weiteren Gedanken.
TCO und andere Ausflüchte
Elektro-Kleinwagen kosten so viel, wie ein ausgewachsener Verbrenner. Zum Vergleich: Für 35.000 Euro geht ein 2019er Jaguar XF II Sportbrake Diesel mit 35.000 Kilometern auf der Uhr über den Ladentisch – vorausgesetzt man begnügt sich mit einem ehemaligen Leihwagen. Schlechtes Gewissen inbegriffen. Aber bleiben wir bei den Stromern. Noch billiger ist beispielsweise der Dacia Spring Electric Extreme. Der kostet 24.550 Euro und nach Abzug der Umweltboni noch knapp über 18.000 Euro. Dafür bekommt man eine Minibatterie mit 25 kWh nutzbarer Kapazität, 160 Kilometern Reichweite (im Winter gerne auch weniger), und 65 PS. Das reicht für eine Top-Speed von 125 km/h. Auch hier muss man schon leidensfähig sein, denn das Laden geht maximal mit 6,6 kW und am DC-Lader sind gerade mal 34 kW drin. Da will man auf der Autobahn nicht stranden.

Bescheidene Platzverhältnisse, Batteriekapazitäten, Ladeleistungen und Co.: günstige Stromer sind nicht leicht zu finden. (Klick aufs Bild öffnet pdf)
Zum Einkaufen und in der Stadt
Damit sind die Kleinwagen in der Regel nur für den urbanen Gebrauch geeignet. Was der Verkehrswende eigentlich entgegensteht. Denn in der Stadt der Zukunft gibt es keine Parkplätze mehr und der ÖPNV ist so ausgebaut, dass das mobile Schlaraffenland dräut. Sarkasmus beiseite: faktisch sind das Zweitwagen, die einen nur von A nach B bringen, wobei das „und“ weniger als 100 Kilometer hin- und zurück haben sollte.
Chevrolet BOLT EV
GM hat in den USA den Chevrolet BOLT auf die Räder gestellt. Der will bereits eine ganze Klasse höher angesiedelt sein. Was bedeutet, dass Fahrleistungen, Batterie und Platzverhältnisse besser sind und der Preis trotzdem (für BEV-Verhältnisse) heiß sein kann. Auch wenn der BOLT in der Vergangenheit durch Batterieprobleme geplagt war und monatelang nicht ausgeliefert wurde. Das Auto hat alles, was sich ein Mensch wünschen kann, der nicht nur auf Verzicht gepolt ist. Zudem macht GM pro Auto 2.150 US-Dollar Marge. Das markiert nach Tesla den bislang besten Wert in der Branche.
Kann man mit einem solchen Auto leben?
Kommt drauf an. Wenn man täglich hunderte von Kilometern fahren muss und keine Wallbox hat, dann ist auch der BOLT keine gute Idee. Für gelegentliche Ausflügler jedoch, die auch mal die Oma weiter entfernt besuchen wollen, schon. Denn die EPA-Reichweite des Stromers liegt bei sagenhaften 417 Kilometern. Da dürften echte 350 Kilometer drin sein. Sensationell für den US-Preis. Denn für umgerechnet rund 30.000 Euro (vor Umweltboni) gibt es nirgends etwas Vergleichbares. Entweder ist die Batterie klein, oder die Platzverhältnisse nicht gut oder irgendwas anderes stimmt nicht.
Ich habe den billigsten neuen Stromer für eine Woche gefahren und nur mit der Steckdose geladen. Und das ist passiert. | TFLEV
Die Studie „Polestar Precept“ gewann beim German Design Award 2023 gerade die höchste Auszeichnung – völlig verdient, wie wir meinen.
Polestar räumt beim German Design Award 2023 ab!
Die schwedische Premium Elektro Performance Marke Polestar, die von dem aus Deutschland stammenden renommierten Autodesigner Thomas Ingenlath als CEO geleitet wird, wurde beim German Design Award 2023 zweifach ausgezeichnet. Das Konzept Fahrzeug Polestar Precept erhielt den German Design Award in Gold im Bereich Excellent Product Design – die höchste Auszeichnung, die es beim German Design Award zu gewinnen gibt. Im Bereich Excellent Architecture wurde das innovative Retail Konzept Polestar Spaces mit einer Special Mention honoriert. Die Preisverleihung fand am 3. Februar 2023 in Frankfurt am Main statt.
Die Begründung der Jury zur Verleihung der Gold-Auszeichnung an den Polestar Precept beim German Design Award 2023: „Polestar ist eine neue Elektroautomarke aus Schweden, die den Fokus auf Nachhaltigkeit legt. Dabei hat sich die vom Volvo-Konzern mitentwickelte Marke das ambitionierte Ziel gesetzt, ihre Klimaauswirkungen mit jedem neuen Modell zu verringern und bis 2030 ein wirklich klimaneutrales Auto zu produzieren. Neben dem Aspekt der Nachhaltigkeit spielen auch digitale Technologie und Design eine wesentliche Rolle, was der Polestar Precept, der unter dem Namen Polestar 5 im Jahr 2024 auf den Markt kommen soll, eindrucksvoll widerspiegelt. Doch die schon jetzt auf den Straßen fahrenden Polestar-Modelle sind ein realer Beweis dafür, dass die neue Marke das Potenzial besitzt, die gesteckten Ziele zu erreichen.“
VW dominierte die Elektroauto-Verkaufscharts im Januar in UK. Im Bild der kommende VW ID.AERO.
UK: Keine Spur von Abkühlung des Elektroautomarkts
Die Zulassungen von Elektroautos stiegen im Januar um 6 Prozent und verzeichneten damit das schnellste Wachstum aller Kraftstofftypen. Trotz des Zusammenbruchs von Britishvolt gab es im Januar auch eine Reihe von Ankündigungen neuer Investitionen in die britische Herstellung von Elektrofahrzeugen, als Nanotech Energy seine Absicht ankündigte, 1 Milliarde Pfund in die Herstellung neuer Batterien in Großbritannien zu investieren, und WAE Technologies Pläne für eine neue Batteriefabrik in Oxfordshire vorstellte. Es gab auch Hinweise, dass zwei Unternehmen Angebote für Britishvolt abgegeben haben.
In einem insgesamt schwachen Marktumfeld gewannen Elektroautos weiter an Popularität. Die Neuzulassungen für Elektrofahrzeuge stiegen im Vergleich zu Januar 2022 um 6 %, und der Marktanteil von Elektrofahrzeugen stieg leicht von 12,55% auf 13,51% gegenüber dem Vorjahr. Der Verbrennerabsatz ging von Jahr zu Jahr weiter zurück. Während sich der Marktanteil von Benzinern von seinem historisch niedrigen Marktanteil im Dezember 2022 erholte (als nur 37 % aller Neuwagenverkäufe ein Benziner waren), gingen die Benzinerverkäufe im Vergleich zum Vorjahr immer noch um fast 5 % zurück. Die Dieselverkäufe gaben auch weiter nach, da der Kraftstofftyp auf dem britischen Automarkt immer irrelevanter wird; der Umsatz ging um 15% zurück, um fast 2000 Fahrzeuge, und Dieselfahrzeuge machte in diesem Monat nur 6,64 % aller Verkäufe aus.
Deutsche Hersteller haben den Elektroauto-Markt in UK im Januar ’23 fest in der Hand. Die Plätze 1 bis 3 gehen an VW, Audi und BMW. (Tabelle: newautomotive.org)
Elektroauto-Marktanteil wächst
Ungewöhnlich für einen Auslieferungsmonat dominiert Tesla die Top Ten nicht – das Unternehmen verkaufte im Januar nur 530 Autos und beansprucht damit weniger als 4% des Marktes. Möglicherweise handelte es sich bei den Auslieferungen des Unternehmens in diesem Monat einfach um die verspätete Auslieferung von Aufträgen, die bereits im vergangenen Dezember hätten stattfinden sollen. An der Spitze der Tabelle stehen Volkswagen, Audi und BMW mit 10,09 %, 10 % bzw. 9,5 % Marktanteil, was bedeutet, dass sie zusammen drei von zehn neuen Elektroautos im Januar verkauft haben. MG und Kia auf den Plätzen 4 und 5 liegen mit jeweils knapp 7,5 % Marktanteil knapp außerhalb dieser Spitzengruppe. Die Konkurrenzfähigkeit am oberen Ende dieser Tabelle sollte die Hersteller ermutigen; das Rennen um die Vorherrschaft im Elektroauto-Segment ist noch offen, und die Marken, die mit Tempo elektrifizieren können, werden auf der Gewinnerseite stehen.
Fotos: TFLEV (Youtube Stills), GM, Chevrolet, Polestar, VW, Smart, Dacia, newautomotive.org