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Mercedes T 180 oder Renault Kangoo TCe 130?: Hochdachkombis im Test

Einer offiziellen Norm folgen Mercedes T-Klasse und Renault Kangoo zwar nicht, in ihren Transporteigenschaften als mobile Großraumbehälter sind die nahezu baugleichen Geschwister aber fast identisch. Ansonsten finden sich jedoch Differenzen: Lohnt sich der teurere Benz?

mercedes t 180 oder renault kangoo tce 130?: hochdachkombis im test

Die beiden Transporter Mercedes T und Renault Kangoo sind nahezu baugleiche Geschwister. Es finden sich dennoch Differenzen. Lohnt sich der teurere Benz?

Obwohl zum Beispiel Audi A3, Seat Leon und VW Golf auf derselben Plattform fußen, unterscheiden sie sich trotz technisch enger Verwandtschaft innen wie außen stark voneinander. Renault Kangoo und Mercedes T-Klasse (sowie Nissan Townstar) halten die Differenzierungen hingegen tendenziell überschaubar, denn abgesehen von Anbauteilen wie den Stoßfängern sind die Karosserien identisch. Anders formuliert sind die Hochdachkombis recht nah am Badge-Engineering, also dem simplen Austausch der Markenlogos – aber nicht ganz, denn die ein oder andere Abweichung findet sich schon.

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Zunächst kümmern wir uns um vermeintliche Kleinigkeiten, zum Beispiel die vier Zwölf-Volt- und fünf USB-A-Steckdosen im Renault, während Mercedes drei Anschlüsse weniger verbaut (viermal USB-C, zweimal 12 V). Dafür sind für die Fondpassagiere des Benz zwei Lesespots statt einer Zentrallampe im Dachhimmel montiert, zudem steckt in der Armaturentafel ein herkömmliches Handschuhfach statt der Renault-Schublade, deren Inhalt der Fahrer leichter erreicht – wenn die Beine des Beifahrers nicht im Weg sind. Ansonsten unterscheidet sich die Ablage vor den Schalthebeln, die im T für ein Smartphone zu schmal geschnitten ist.

Verbockte Variabilität

Schlicht etwas anders geformt sind die Lenksäulenverkleidungen, was im Alltag kaum Relevanz hat. Wenn man jedoch die nicht ausbaubare Rückbank umklappt, verschiebt sich die Sitzfläche nach vorne und senkt sich ab, damit die Lehnen sich

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weitestgehend flach darauflegen können. Obwohl die Rückenlehnen für größere Menschen viel zu kurz sind, müssen die Vordersitze dafür weit nach vorne geschoben werden – was dazu führt, dass Fahrer ab 1,80 Meter Körpergröße kaum mehr ordentlich fahren können. Wegen seiner vorteilhafter geformten Lenksäulenverkleidung quetscht man sich dabei minimal besser, aber trotzdem inakzeptabel auf den Kangoo-Fahrerplatz. Klar, der Umklapp-Mechanismus ist genial, denn in anderen Kastenautos baust du für die gleiche Fläche schwere Sitze aus, die dann ein Logistikproblem darstellen – weil das aber besser ist, als nicht fahren zu können oder eine steile Stufe auf der Ladefläche zu haben, verlieren T und Kangoo Variabilitätspunkte.

Enorm praktisch und komfortabel sind hingegen die beidseitigen Schiebetüren, die kompakt öffnen und für einen bequemen Einstieg sorgen – das gilt wegen der weit aufschwingenden Vordertüren ebenso für die erste Sitzreihe. Ebenso clever gestaltet: die Hutablagen. Sie können mittig aufeinandergeklappt werden, um leichter ans Rückbankende der tiefen Kofferräume zu kommen. Und wenn die Abdeckungen trotzdem im Weg sind, können sie über Kunststoffschienen an den Rückbanklehnen stehend verstaut werden. Ein verstellbarer Ladeboden fehlt beiden, genau wie ein Ersatzrad – stattdessen steckt unter einer Klappe im Beifahrerfußraum ein Tirefit-Set, das bei Reifenflankenschäden nicht hilft.

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Weitere Unterschiede ergeben sich aus den verschieden geformten Armaturentafeln, denn darauf gibt es in der obersten Etage Stauräume, wie sie bei Handwerker-Vans typisch sind – beim Renault eine offene sowie eine per Klappe verschlossene Ablage. Im Benz? Eine lange, offene Ablage.

Die größte Differenz betrifft die Infotainment-Systeme, denn Renault verzichtet auf physische Direktwahltasten und eine eigene Sprachsteuerung, während sowohl als auch die Bedienung in der T-Klasse erleichtern. Deren Touchscreen hat eine noch etwas kleinere Bildfläche, die in etwa der eines XL-Smartphones entspricht, wobei die angezeigten Inhalte auch über ein eher fummeliges Lenkrad-Touchpad anwählbar sind. Die Bedienung klappt jedenfalls leichter als bei dem manchmal trägen Touchsystem des Kangoo, das aber genauso Android Auto und Apple CarPlay unterstützt – zwar nur kabelgebunden, trotzdem gehören die Schnittstellen zu den wertvolleren Funktionen.

Automatik versus Schalter

Antriebsseitig erreichen Kangoo und T unter wilden Windgeräuschen irgendwann 183 km/h. Mit gut elf Sekunden beschleunigen beide nicht sonderlich schnell aus dem Stand auf 100 km/h, dafür fahren sie an der Ampel angenehm zügig los und fühlen sich mit den 130 PS ihrer identischen 1,33-Liter-Benziner nicht untermotorisiert an. Von Tempo 100 zurück auf 0 km/h erlauben sie sich überdurchschnittlich lange, wenn auch noch akzeptable Bremswege von über 37 Metern.

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Im Vorteil ist der Mercedes-Testwagen beim Antriebskomfort, weil er mit einem sauber schaltenden Doppelkupplungsgetriebe ausgerüstet ist, das auch eine deaktivierbare Segelfunktion bietet. Ein geringerer Benzinverbrauch als beim Renault folgt daraus nicht: 8,5 zu 8,3 Liter pro 100 Kilometer. Die Automatik bietet Renault für 2.000 Euro Aufpreis an, wobei man die wegen geringer Bedienkräfte des Kupplungspedals und der soliden Schalthebelführung nicht unbedingt braucht. Andererseits: Wer einen Transportkasten mit zweitem Innenspiegel kauft, um die Kinder besser verwalten zu können, wird die Schaltarbeit wohl gerne abgeben.

Mit Handschaltung beträgt der Preis für einen Kangoo TCe 130 Techno 29.050 Euro und ist somit 5.460 Euro niedriger als der Preis für einen ähnlich ausgerüsteten T 180 Edition, der nur mit Automatik angeboten wird. Darüber hinaus bietet Mercedes an wenigen Stellen leicht bessere Materialien, in Nuancen Vorteile beim völlig akzeptablen Federungskomfort und die bessere Bedienung. Auch steckt im T ein Upgrade im Vergleich mit der auffällig flach klingenden Audioanlage des Renault, der subjektiv minimal schlechter gedämmt wirkt.

Kein Premium-Kastenwagen

Bequemere Sitze, eine elektrische Heckklappe oder ein Abstandstempomat gehören allerdings nicht zu den Vorteilen, die man mit dem höheren Preis für die T-Klasse erkauft. Mercedes versucht gar nicht, ein Premiummodell im Kastenwagensegment zu platzieren – lediglich eins, das ein bisschen schicker ist als der ebenfalls weitestgehend baugleiche Citan. Im Ergebnis fährt der T so den knappen Sieg nach Stuttgart.

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