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Mercedes-AMG EQS 53 im Test: Neue Richtung, altbewährter Weg

Erster Elektro-AMG zeigt, wie ernst es die Affalterbacher mit dem Umstieg auf Strom meinen

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Angenehme Stille oder ein unheimliches Dröhnen, weiches Dahingleiten und eine Agilität, die bei einem so großen schweren Auto verwundert, ein wunderschöner Innenraum mit edlen Materialien und sportliche Anzeigen: Der Mercedes-AMG EQS 53 ist genau das, was wir von einem Elektro-AMG erwartet haben. Wir haben den Wagen mit dem Dynamic-Plus-Paket getestet.

Der EQS 53 ist der erste Elektro-AMG, aber die Herangehensweise der Affalterbacher ist dieselbe wie bei jedem Benziner: Sie sorgen für eine deutliche Verbesserung des Geradeauslaufs, besseres Handling, stärkere Bremsen und ein aggressiveres Design.

Die wichtigsten Daten Mercedes-AMG EQS 53 Dynamic+
Antrieb: 2 Permanentmagnet-Motoren (PSM)
Leistung / Drehmoment: 560 kW / 1.020 Nm
0-100 km/h: 3,4 Sek.
Reichweite: 529-586 km (WLTP)
Basispreis: 157.306 Euro

Bildergalerie: Mercedes-AMG EQS 53 4Matic im Test (2022)

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Bei den serienmäßigen Elektromotoren wurden die Innereien und die Software optimiert. So stieg die Leistung von den 385 kW des 580er-Modells auf 560 kW. Das verkürzt den Normsprint von 4,3 auf 3,4 Sekunden. Das sind die Zahlen für die Version mit Dynamic-Plus-Paket im Race-Start-Modus.

Die serienmäßige Luftfederung und die adaptiven Dämpfer erhielten eine AMG-spezifische Abstimmung, die Hinterachslenkung ermöglicht ein Einschlagen um bis zu 9 Grad in jede Richtung – das ist ein Grad weniger als beim normalen EQS, weil der AMG größere Räder hat.

Vorne beißen Sechs-Kolben-Bremssättel in massive 17,3-Zoll-Scheiben (optional gibt es Carbon-Keramik-Bremsen). Die maximale Rekuperationsleistung wurde von 290 auf 300 kW erhöht. In den Modi Sport und Sport Plus ist die Kraftverteilung hecklastiger und der Unterschied zwischen der weichsten und der straffsten Fahrwerkseinstellung ist größer. Außerdem kann man beim AMG-Modell den Antrieb, die Härte des Fahrwerks und den künstlichen Sound unabhängig voneinander einstellen.

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Apropos Sound: Die AMG-Ingenieure haben spezielle Lautsprecher, einen Subwoofer unter dem Fahrersitz und einen speziellen Soundgenerator eingebaut, um einen unaufdringlichen, aber doch eindrucksvollen Klang zu erzeugen. Im aggressivsten der drei Modi klingt der EQS, wie es sich für einen AMG gehört. Hören Sie doch mal rein:

Der AMG EQS hat weniger Leistung und sprintet nicht so schnell wie ein Tesla Model S Plaid, Lucid Air oder Porsche Taycan Turbo. Aber ein Tempo-100-Sprint in 3,4 Sekunden ist immer noch sehr flott für eine fast 2,7 Tonnen schwere Luxuslimousine.

Um das zu spüren, genügt ein Tritt aufs Gaspedal: Das Tempo mit einer solchen Bösartigkeit, wie wir es von einem modernen Elektroauto erwarten – und das sogar ohne Race-Start-Modus. Im Sport- und Sport-Plus-Modus kommt auch das Kühlsystem schneller in Gang.

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Der EQS 53 liegt etwa in der Mitte zwischen dem entspannteren Tesla Model S und dem Porsche Taycan, einem echten viertürigen Sportwagen. Das ist zum Großteil der serienmäßigen Hinterachslenkung zu verdanken. Auf kurvigen Straßen vergisst man die Länge von über 5,20 Meter und den Radstand von über 3,20 Meter schnell, genauso wie das enorme Leergewicht.

Das modifizierte Fahrwerk führt zu einer perfekten Balance zwischen Komfort und Handling. Es gibt zwar eine gewisse Wankneigung, aber der EQS ist gutmütig. Das System glättet eher die Fahrbefehle als die Kurvengeschwindigkeit zu reduzieren.

Aber es ist schwierig, das Tempo beim Einfahren in die Kurve abzuschätzen, weil der EQS 53 so schnell und so stabil ist. Dazu kommt ein schwammiges Bremspedal und ein unklares Feedback von der Lenkung. So fassten wir auf kurvenreichen Straßen nie so recht Vertrauen in den EQS.

Fährt man weniger kurvenreiche Straßen und bewegt den EQS auf eine zivilisiertere Art und Weise, dann belohnt er einen mit dem gleichen kultivierten Fahrerlebnis wie der normale EQS.

Die Bremsen waren besonders enttäuschend. Die optionalen Carbon-Keramik-Bremsen haben enorm viel Kraft, lassen sich aber schwer dosieren. So bremsten wir öfter zu spät und zu abrupt, oder wir nutzten die stärkste der drei Rekuperationsstufen, um die Geschwindigkeit vor der Kurve zu verringern.

Fährt man weniger kurvenreiche Straßen und bewegt den EQS auf eine zivilisiertere Art und Weise, dann belohnt er einen mit dem gleichen kultivierten Fahrerlebnis wie der normale EQS. Der Fahrkomfort ist selbst bei der sportlichsten Fahrwerkseinstellung noch ausgezeichnet. Es gibt kaum vertikale Karosseriebewegungen, die Luftfedern und die adaptiven Dämpfer schlucken auch größere Schlaglöcher und Unebenheiten gut. Einziger Kritikpunkt am Fahrkomfort: Bei Dehnungsfugen tut es jedes Mal einen Schlag. Das ist der Nachteil an den großen Rädern und dem Michelin Pilot Sport 4S.

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Der EQS 53 ist der erste Elektro-AMG, aber er wird nicht der letzte sein. Ein 63er-Modell mit noch mehr Leistung dürfte folgen, und das ist auch der Grund für die eher bescheidenen Änderungen an der Optik. Der EQS 63 wird weitaus aggressiver aussehen. Doch auch der EQS 53 fällt auf, zum Beispiel durch den modifizierten Grill, die modellspezifischen Räder sowie einen größeren Heckspoiler.

Im Cockpit gibt es ein wunderbares AMG-Lenkrad mit einem dicken, gut gepolsterten Rand. Die darauf angeordneten Bedienelemente scheinen prompter zu reagieren. Auch die AMG-Sitze halten einen deutlich besser in Position als die Seriensitze. Die Materialqualität ist tadellos, ebenso die Ausstattung mit dem riesigen Hyperscreen und den modernen Assistenzsystemen.

Fazit

Unser kurzer Test in Südkalifornien zeigt, dass AMG den Umstieg auf den Elektroantrieb genauso ernst nimmt wie die Mutter Mercedes. Doch trotz der radikalen Umstellung beim Antrieb fühlt sich der erste Elektro-AMG noch immer durch und durch an wie ein Produkt aus Affalterbach. Der EQS 53 zeigt, wie AMG die Elektrifizierung managt: Die Affalterbacher tun, was sie seit Jahren tun.

Konkurrenten des EQS 53 im Test:

Anm. d. Übers.: Der amerikanische Originaltext wurde beim Übersetzen gekürzt, zugunsten der Verständlichkeit umformuliert und an die deutschen Gegebenheiten angepasst – unter anderem ist bei uns das Dynamic-Plus-Paket nicht serienmäßig.

Bildergalerie: Mercedes-AMG EQS 53 4Matic im Test (2022)

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Mercedes-AMG EQS 53 4Matic

Motor 2 PSM-Motoren

Leistung 484 kW (mit Dynamic-Plus-Paket: 580 kW)

Max. Drehmoment 950 Nm (mit Dynamic-Plus-Paket 1.020 Nm)

Beschleunigung 0-60 mph 3,8 Sek. (3,4 Sek. mit Dynamic-Plus-Paket, Race Start)

Höchstgeschwindigkeit 220 km/h (250 km/h mit Dynamic-Plus-Paket)

Verbrauch 21,1-23,4 kWh/100 km

Batterie 108 kWh (netto)

Elektrische Reichweite 529-586 km WLTP

Ladeanschluss bis 11 kW AC (optional 22 kW AC) / bis 200 kW DC

Leergewicht 2.655 kg

Basispreis 152.546 Euro (mit Dynamic-Plus-Paket: 157.306 Euro)

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