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Lügt Tesla bei der Reichweite? E-Autos bei Autobahn-Tempo getestet

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Die Autobahntests eines großen US-Branchenportals zeigen: Teslas prognostizierte Reichweiten sind bestenfalls “optimistisch”, schlimmstenfalls “irreführend”.

Ende Juli veröffentlichte die Nachrichtenagentur Reuters einen Bericht, laut dem Tesla die in seinen Fahrzeugen angezeigte Reichweite beschönigt. Zudem soll Tesla-Chef Elon Musk ein eigenes Team auf die Beine gestellt haben, das Kunden, die sich über die Reichweite beschweren wollten, abwimmeln sollte – EFAHRER.com berichtete.

Vor diesem Hintergrund hat das bekannte US-amerikanische Autoportal Car and Driver Reichweitentests mit Tesla-Fahrzeugen durchgeführt. Dabei zeigte sich: Es gibt “deutliche Unterschiede” zwischen der Art und Weise, wie Tesla und andere Autobauer ihre Reichweiten berechnen. Demnach passen Tesla-Fahrzeuge ihre prognostizierten Reichweiten nicht so präzise an die aktuellen Fahrbedingungen an, wie es andere E-Autos tun.

Teslas prognostizierte Reichweiten sinken “bemerkenswert gleichmäßig” – unabhängig von den Fahrbedingungen

Car and Driver hat die Testergebnisse verschiedener Elektromodelle im Reichweitentest auf der Autobahn analysiert. Bei diesen Tests misst das Portal alle 5 Meilen (rund 8 Kilometer) den angezeigten Ladezustand der Batterie in Prozent, die Anzahl der gefahrenen Kilometer und die geschätzte Restreichweite des Fahrzeugs. Da Autobahnfahrten für Elektroautos weniger effizient sind als Fahrten in der Stadt, schwankt bei vielen E-Fahrzeugen die geschätzte Restreichweite je nach Geschwindigkeit und weiteren Faktoren. Die geschätzte verbleibende Reichweite sinkt oft sprunghaft, oft auch uneinheitlich, weil das Fahrzeug die höheren Geschwindigkeiten und die geringere Effizienz bei Autobahnfahrten berücksichtigt. Bei Tesla-Fahrzeugen ist das jedoch offenbar nicht der Fall.

Bei einem Tesla Model S Plaid aus dem Jahr 2021 sank die angezeigte Reichweite während des gesamten Tests bemerkenswert gleichmäßig, berichtet Car and Driver. So sei die Fahrt bei 100 Prozent Ladestand und einer geschätzten Reichweite von umgerechnet 560 Kilometern begonnen worden. Alle 8 Kilometer sei die prognostizierte Reichweite um mehr als 8 Kilometer gesunken. Die Abnahme des Ladestands gehe dabei mit einer Rate vonstatten, die einer sehr einfachen Formel entspreche: Der Ladezustand der Batterie multipliziert mit der von der US-Prüforganisation EPA geschätzten Reichweite von 560 Kilometern. Während des gesamten Tests sei die angezeigte Reichweite nie mehr als rund 3 Kilometer in die eine oder andere Richtung von dieser Berechnung abgewichen. Ein ähnlich lineares Muster hat das Portal auch bei Tests anderer Tesla-Modelle festgestellt, darunter ein Model 3 und ein Model Y.

Andere E-Autobauer korrigieren ihre Reichweitenprognosen deutlicher und realitätsnaher

Bei anderen Elektrofahrzeugen gebe es weitaus größere Abweichungen in ihren Reichweitenanzeigen – so auch bei einem Lucid Air Pure AWD von 2023: Hier habe das Display zu Beginn des Tests eine 100-prozentige Ladung und eine prognostizierte Reichweite von umgerechnet 605 Kilometern angezeigt, während die EPA-Reichweite knapp 618 Kilometer beträgt. Die Abweichung zwischen der prognostizierten Reichweite und der erwarteten EPA-Reichweite schwanke während des Tests stark, sodass die Differenz bisweilen nur anderthalb Kilometer unter der erwarteten EPA-Reichweite liegt, teilweise aber auch auf über 19 Kilometer Differenz ansteigt. Dies deute darauf hin, dass der Fahrzeugcomputer die geschätzte Reichweite sowohl nach oben als auch nach unten korrigiert, um Unterschiede im Fahrstil, in der Temperatur und in anderen Faktoren zu berücksichtigen. Die Testergebnisse bei Fahrzeugen anderer Hersteller, darunter GM, Hyundai-Kia und BMW, zeigten ein ähnliches Muster.

Obwohl Tesla nicht der einzige Autohersteller sei, der die EPA-Reichweitenangaben “aggressiv handhabt”, sei die Art und Weise, wie Tesla die restliche Reichweite in seinen Fahrzeugen schätzt, im besten Fall optimistisch und im schlimmsten Fall irreführend.

Dass die Fahrzeug-Elektronik die tatsächliche Reichweite unter den aktuellen Fahrbedingungen wesentlich genauer einschätzen kann, als das vordergründig durch die prominente Anzeige erscheint, zeigt er Blick in die Tiefen der Verbrauchsmenüs: Dort wird der prognostizierte Ladestands-Verlauf bis zum eingegebenen Navigationsziel angezeigt – und das sehr präzise, zum Beispiel unter Einbezug von Temperaturen, Windverhältnissen etc.

Die Verbrauchswerte der Elektroautos im Autobahntest von Car and Driver weichen von den Verbrauchswerten ab, die EFAHRER.com in seinen Autobahntests ermittelt hat. Das hat jedoch einen simplen Grund: Die Autobahntests von EFAHRER.com werden bei 130 km/h gefahren, während Car and Driver seine Tests bei umgerechnet 121 km/h durchführt. Die von EFAHRER.com ermittelten Verbräuche sind deshalb höher.

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