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Lexus RZ 450e im Test: No-Blending-Bremsen und "OMG"-Lenkung

Lexus verzichtet wie Tesla auf das Mischen von Reibbremse und Rekuperation

Erst am 20. April hat Lexus sein neues Elektro-SUV vorgestellt, nun hat Kollege Tom Moloughney von Motor1 USA bereits einen frühen Prototypen getestet. Wir fassen seine wichtigsten Erkenntnisse zusammen.

Der Lexus RZ 450e soll im November 2022 in den USA auf den Markt kommen, wann der Marktstart in Europa ist, bleibt einstweilen noch offen. Technische Basis des 4,80 Meter langen SUVs ist wie beim Toyota bZ4X und Subaru Solterra die Plattform e-TNGA.

Bildergalerie: Lexus RZ 450e Prototypen-Test

OMG: Das Steuerhorn mit Steer by wire

Tom konnte bei dem Test-Event ein paar Runden auf dem Circuit Parcmotor Castelloli (bei Barcelona) drehen und dabei zwischen Versionen mit Steuerhorn und mit normalem Lenkrad hin- und herwechseln. Aufgrund seiner Erfahrungen mit dem Steuerhorn des Tesla Model S war er mehr als skeptisch.

Lexus nennt das Ding nicht Steuerhorn, sondern OMG, was hier ausnahmsweise nicht für Oh my god steht, sondern für One Motion Grip. So soll die Lenkrad-Alternative tatsächlich heißen, zumindest in Europa. Und nach ein paar Tests dachte sich Tom: “OMG, das ist so viel besser als das Tesla-Steuerhorn.”

Denn hinter dem oben offenen Lenkinstrument steckt ein progressives Steer-by-Wire-System, das heißt die Lenkübersetzung hängt von der Geschwindigkeit ab. Das Ergebnis sind eine schnellere Reaktion und eine deutlich höhere Lenkpräzision, so Tom. Das gilt aber nur ab etwa 50 km/h; bei einem Hütchen-Parcours mit niedriger Geschwindigkeit fand Tom die Lenkung dagegen zu direkt.

Doch während man beim Model S für U-Turns und K-Turns (Wenden in drei Zügen) das Lenkrad um mehr als 180 Grad drehen muss, braucht man bei dem Steer-by-Wire-Steuerhorn von Lexus nie umzugreifen. Das Steuerhorn wird aber nur optional angeboten. Entscheidet man sich dafür, dann wird das Instrumentendisplay ein paar Zentimeter weiter weg und ein paar Zentimeter höher eingebaut.

Wenig Reichweite im Vergleich zur Konkurrenz

Die 71-kWh-Batterie soll bei der Version mit 18-Zoll-Rädern für etwa 360 km im EPA-Zyklus reichen, mit 20-Zöllern soll die Reichweite auf etwa 320 km sinken. Im WLTP-Zyklus dürften die Reichweiten etwas höher sein; Toyota gibt für den bZ4X AWD, der die gleiche Batterie hat, bis zu 410 km nach WLTP an. Zum Vergleich: Ein Tesla Model Y Maximale Reichweite ist mit 533 km angegeben.

Lexus RZ 450e: Etwa 410 km Reichweite VW ID.4 GTX: Bis 479 km Reichweite

Die im Vergleich zum Wettbewerb geringe Reichweite des Toyota erklärt Chefingenieur Takashi Watanabe damit, dass sich so “das beste Gleichgewicht zwischen Gewicht, Effizienz und Kosten” ergibt.

Allradantrieb mit 230 kW

Der RZ 450e wird zunächst nur mit Allradantrieb angeboten. Dieser besteht aus einem 150-kW-Aggregat vorne und einem 80-kW-Motor hinten; so ergeben sich 230 kW und 435 Nm Drehmoment. Dass eine Version mit Frontantrieb (wie es sie beim bZ4X gibt) folgt, wollte Lexus weder bestätigen noch ausschließen.

Lexus nennt das Allradsystem Direct4, und es basiert auf zwei elektrischen Achsen (eAxles). Die Kraftübertragung auf die Räder soll kontinuierlich und hochpräzise geregelt werden – abhängig von der Fahrbahnoberfläche und der Fahrsituation. Genaueres ist auch dem Testbericht von Tom nicht zu entnehmen.

Batteriezellen und maximale Ladeleistung

Die Batteriezellen stammen von Prime Planet Energy Solutions, einem Joint Venture zwischen Toyota und Panasonic. Es handelt sich um den gleichen Akku und die gleichen Zellen wie im bZ4X mit Frontantrieb. Der allradgetriebene bZ4X verwendet dagegen Zellen von CATL.

Laut Watanabe soll der RZ 450e sich mit maximal 150 kW laden lassen; damit ließe sich der Akku in 30 Minuten von null auf 80 Prozent aufladen. 80 Prozent von 71 kWh sind 57 kWh; wenn diese Energie in einer halben Stunde fließt, müsste die durchschnittliche Ladeleistung bei fast 120 kW liegen – das wäre eine sehr flache Ladekurve, und Tom ist skeptisch, dass das stimmt. Die Ladeleistung mit Wechselstrom verrät Lexus nicht. Vermutlich ist der 11-kW-Bordlader noch nicht fertig, den Toyota fürs vierte Quartal 2022 ankündigt.

Kein Blending beim Bremsen

Die Stärke der Rekuperation wird über Wippen am Lenkrad oder am Steuerhorn beeinflusst, doch das funktionierte bei den Prototypen noch nicht. Eine wirkliche Besonderheit ist, dass Lexus (wie sonst nur Tesla) beim Bremsen auf das Blending verzichtet, also auf das Mischen von Rekuperations-Bremse mit mechanischem Verzögern über die Bremsscheiben. Es wird also nur rekuperiert, wenn man das Gaspedal loslässt. Betätigt man dagegen die Bremse, werden ausschließlich die Bremsscheiben genutzt. Auch eine Einstellung fürs One-Pedal-Driving wird es beim RZ 450e nicht geben.

Fazit

Insgesamt war Tom von der Steer-by-wire-System beeindruckt, aber die geringe Reichweite passt nicht so recht zu einem Premium-Fahrzeug. Das wäre vielleicht akzeptabel, wenn sich der Akku wirklich in 30 Minuten auf 80 Prozent bringen lässt, aber da ist Tom skeptisch. Ohnehin sollen die USA im Gesamtjahr 2023 nicht mehr als 4.900 Fahrzeuge erhalten. Das sind etwa so viele Autos, wie Tesla jede Woche vom Model Y in den USA ausliefert.

Quelle: Motor1 USA

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