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Leser Meinungen zum Megatrend Vanlife: Vanlife oder voll der Van-Sinn?

"Vanlife" verweist auf ein Lebensgefühl, mit dem sich vor allem jüngere Menschen gerne identifizieren. Campingbusse, auch Campervans genannt, sind seit einiger Zeit ein mächtiger Trend. Wie erleben promobil-LeserInnen den Zuwachs an Campervans und Vanlifern?

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© Pyrcik/Schultz
Damals und heute: Vermarktet der Lifestyle “Vanlife” heute, wovon die Hippies der 70er-Jahren träumten?

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© K. Pyrcik
Gotland Schweden Stellplatz am See

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Gotland Schweden Stellplatz am See

Spätestens wenn es ein Begriff geschafft hat, zum Stichwort im Online-Lexikon Wikipedia zu avancieren, dürfte er in der Gesellschaft angekommen sein. Nun ist “Vanlife” zwar noch kein ganz eigenständiges Wiki-Stichwort, aber immerhin ein veritabler Unterpunkt beim Thema Camping

Was ist dieses Vanlife?

Bei Wikipedia findet sich folgende Beschreibung:

“Eine Sonderform des Campings ist das Wohnen und Reisen in einem Freizeitfahrzeug – vorwiegend in einem Wohnmobil – bei Aufgabe eines festen Wohnsitzes. Gründe können Wohnungsnot oder auch Abenteuer- und Reiselust sein. ′Freies Stehen′ wird gegenüber dem Aufenthalt auf Camping- oder Wohnmobilstellplätzen bevorzugt. In den USA wurde für diese Lebensform der Begriff ′Vanlife′ geprägt. Inzwischen wird der Begriff erweitert verwendet und beschreibt einen verstärkt zu beobachtenden Trend, mit einem nur einfach – oft selbst – ausgebauten Fahrzeug zu reisen und Camping- oder Wohnmobilstellplätze möglichst zu meiden. Naturnähe und Einfachheit stehen im Vordergrund.”

Tatsache ist: Camper werden immer jünger. Menschen im Alter zwischen Mitte 20 und Mitte 30 werden für die Caravaning-Branche zu einer immer interessanteren Zielgruppe, darunter besonders junge Familien.

Campingbusse und Vans machen heute rund die Hälfte der Wohnmobil-Neuzulassungen in Deutschland aus. Schick, kompakt und alltagstauglich sollen die Fahrzeuge sein – und trotzdem für das autarke Campingleben alles Nötige an Bord haben. Dann sind sie wie gemacht für das “Vanlife”.

Ist Vanlife tatsächlich ein neuer Trend?

Ist der Traum von der großen Freiheit auf vier Rädern aber wirklich etwas ganz Neues? Wessen Erinnerung in die Sechziger- und Siebzigerjahre des letzten Jahrhunderts zurückreicht, wird vielleicht eher den Eindruck haben, dass das Vanlife – vor allem im erweiterten Sinne des Begriffs – eigentlich schon damals entstand und allmählich Verbreitung fand. Nur, dass man es eben damals nicht so nannte. Siehe diese Geschichte über den Hippie-Trail:

Im Lauf der Jahre gesellten sich zu den selbst oder professionell ausgebauten VW Bussen, Ducato, Transit und anderen Kleintransportern auch mehr und mehr aufgebaute Wohnmobile. Die meisten dergestalt motorisierten Camper ließen sich ganz gern ein Stück weit domestizieren: Sie schätzten die Infrastruktur der in manchen Ländern entstehenden Wohnmobilstellplätze und mehr und mehr den Komfort der sich weiterentwickelnden Campingplätze. Die Ansprüche der im Campingfahrzeug Reisenden wuchsen – und meist auch ihre finanziellen Möglichkeiten.

Ist Vanlife umwelt- und sozialverträglich?

Je nach Land und Region waren es indes auch die Behörden, die der “wilden” Camperei mit Verboten, Platzverweisen und anderen Maßnahmen einen Riegel vorschoben. Denn: Einige schwarze Schafe innerhalb der ständig wachsenden Herde der “Vanlifer” (die sich damals, wie erwähnt, noch nicht so nannten) hinterließen Müll und Schlimmeres. Die Natur, deretwegen sie doch angeblich unterwegs waren, behandelten sie so unanständig, dass auch der ganze brave Rest der Herde schlimm in Verruf geriet.

In einigen Gegenden, etwa im Bereich der Alpen, bediente sich die Lobby der Campingplatzbetreiber munter der entsprechenden Argumente, um nicht nur “freies Stehen”, sondern auch ganz generell Wohnmobilstellplätze außerhalb von Campingplätzen mit aller Macht zu kriminalisieren – auch wenn es ihnen insgeheim vielleicht eher um ihre eigenen wirtschaftlichen Interessen gegangen sein mochte.

Wie dem auch sei: Wenn das neue “Vanlife” zur Massenbewegung wird, wie kann und soll es in Harmonie mit Natur und Mitmenschen gelebt werden?

Die Meinung der promobil-LeserInnen

Anfang der 90er Jahre kaufte ich mir einen ausgebauten Bulli mit Hochdach. Ein altes Bäckerfahrzeug mit Schiebetür auf jeder Seite. Fast zehn Jahre fuhr ich damit durch Europa, zu Festivals und Partys, betrieb “Vanlife”, obwohl es mir damals nicht bewusst war. Als Mann, Kind und Kegel hinzukamen, probierten wir einen Alkoven und sogar einen Wohnwagen aus. Aber mein Herz schlug immer für die Bullis mit der großen Schiebetür, und so kauften wir uns einen LT 28, später einen Kastenwagen mit Stockbetten für die Kids. Für die große “Reinemache” suchten wir etwa alle fünf Tage einen Campingplatz auf. Dazu zählte natürlich die Ver- und Entsorgung des Grau- und Schwarzwassers, genauso wie das Waschen der Kleidung und das Auffüllen des Frischwassers. Auch damals verließen wir unsere Übernachtungsplätze sauber, mit Rücksicht auf Mensch und Natur. Was uns damals selbstverständlich erschien, scheint heute ein Problem zu sein.Anke Globi, per E-Mail

Sorry, aber diese Ratschbummkisten gehen den Wohnmobilisten eher auf den Keks.Gerd Berghoff, per E-Mail

Die Spitze der Vanlife-Hysterie ist schon überschritten, ausgekitzelt, und der Weg wird wieder einfacher. Die meisten haben gemerkt: Die Fliegerei macht mehr Spaß, und es wird billiger zu fliegen, wieder am Strand zu liegen und in der Hotelsuite auf dem Klo zu sitzen. Also, fragen Sie mich, in zwei Jahren, dann sind die wieder unterwegs, die wirklich schon immer einfach zelten oder im Womo schlafen wollten und wissen, dass die Natur mir gar nichts geben kann, wenn ich meine Freiheit mir nicht in mir erschaffe und die Natur als meinen Partner anschaue, dem ich mich anpasse, damit es ihr gut geht.Esther Büchel, per E-Mail

Immer öfter werden Vans als Zweitwagen genutzt, die dann oft Pkw-Stellplätze benutzen und dabei mehrere Plätze blockieren. Das sorgt für Unmut bei den Pkw-Fahrern und verschlechtert das Image der Camper.Hans-Georg Schwabowski, per E-Mail

Nicht zuletzt durch die Vielzahl an Vans ist es merkbar voller auf den Stellplätzen geworden. Dabei fielen mir zwei Besonderheiten dieser Fahrzeugkategorie auf: 1. Manche Fahrer von Vans glauben offenbar, weil ihr Fahrzeug relativ klein sei, brauchten sie keine (seitlichen) Abstände zu anderen Wohnmobilen zu halten, und quetschen sich in Lücken, die kaum noch Raum zum Sitzen lassen. 2. Es fehlt bei diesen Fahrzeugen oft eine Toilette. Ein krasses Beispiel erlebte ich am Bolsena-See in Italien, dort kam ein Van mit vier Personen an; sofort marschierte die gesamte Gruppe in die an den Platz grenzenden Sträucher, um ihr Geschäft zu erledigen – sicher nicht zum Vergnügen späterer Platzbesucher.Dr. Hans W. Offergeld, Kreuzau

Was das Neue ist am oft als neu dargestellten Vanlife-Trend? Jeder Meter wird gefilmt, überall surren Drohnen, und es geht gar nicht mehr um die Sache selbst, sondern um die Verkörperung des Vanlife. Was man nicht teilen kann, wird nicht gemacht. Auffallend ist auch, dass das Vanlife teils fast religiös geführt wird: Da gibt es allerhand Marken-Cliquen; Youtuber, die zum Beispiel von Hymer zu La Strada wechseln, werden regelrecht beschimpft. Es ist eben ein mediales Thema geworden. Das zeigt sich auch im Trend zu superteuren Kastenwagen, die jenseits der 200.000 Euro liegen und doch kaum eine Bordsteinkante hochkommen – man könnte sich ja die teuren 18-Zoll-Fake-Beadlock-Felgen ruinieren.André Sander, per E-Mail

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