- Lamborghini setzt auf einen völlig neukonstruierten V12-Saugmotor mit Hybridunterstützung
- Eingerichtet wie ein Kampfjet
- Innerorts kann der Stier auch gänzlich leise schnaufen
- Auch bei Lamborghini geht es irgendwie um Effizienz
Die Autowelt treibt manchmal seltsame Blüten. Da kündigt Lamborghini den Nachfolger des Aventador an, zeigt einer ausgewählten Kundschaft rund um den Globus lediglich einige Skizzen, verrät ein paar technische Eckdaten, und was passiert? Knapp 3.000 Damen und Herren können einfach nicht widerstehen und bestellen den neuen Supersportler sofort. Damit ist die Produktion von zwei Jahren bereits ausverkauft. Und dies, ohne dass Lamborghini damals überhaupt einen Preis genannt hat. Unwichtig in dieser Liga.
Lamborghini setzt auf einen völlig neukonstruierten V12-Saugmotor mit Hybridunterstützung
Der Revuelto (Fahrzeug steht noch nicht zum Verkauf, Homologation ausstehend)² setzt neue Maßstäbe in der Markengeschichte von Lamborghini und strotzt nur so vor Superlativen. Alles an ihm ist neu, nichts wurde vom Vorgänger übernommen. Unter der Carbon-Karosserie (als Novum im Autobau gilt, dass selbst die vordere Crashstruktur aus dem superleichten Werkstoff besteht) steckt ein bislang einmaliges Antriebskonzept. Die Ingenieure aus Sant’Agata Bolognese entwickelten einen komplett neuen Hochdrehzahl-Zwölfzylinder, längs eingebaut und platziert als Mittelmotor. Die Vorderachse treiben zwei Elektromotoren an. Im hinten quer angebrachten 8-Gang-Doppelkupplungsgetriebe sitzt ein weiterer E-Motor, dessen Hauptaufgabe das Starten des V12 sowie das Laden der Batterie ist. Der Hochvoltspeicher (3,8 kWh Kapazität) sitzt wie ein dicker Balken zwischen den Sitzen unter einem mächtigen Mitteltunnel.
Eingerichtet wie ein Kampfjet
Erwartungsgemäß haben die Designer das Cockpit wie eine Pilotenkanzel eingerichtet. Die kantige Optik der Außenhaut findet sich auch im Innenraum wieder, kombiniert mit der heute gängigen Digitalisierung. Im Revuelto ist der mittige Touchscreen vertikal ausgerichtet. Selbst die Person auf dem Beifahrersitz geht nicht leer aus, hat einen eigenen Bildschirm. Infos können sogar per Wischen vom zentralen auf das rechte Display übermittelt werden.
Innerorts kann der Stier auch gänzlich leise schnaufen
Das Herz des Revuelto bleibt natürlich sein Zwölfzylinder, ein Motorkonzept, das seit Gründung der Firma untrennbar mit der Marke verbunden ist. Klar, dass die jüngste Schöpfung (interner Code: L545) das leichteste und stärkste V12-Aggregat ist, das Lamborghini jemals zusammengeschraubt hat. Minus 17 Kilogramm im Vergleich zum Aventador-Motor und im Einbau um 180 Grad gedreht. 6,5 Liter Hubraum sind bei 9.250 U/min gut für 825 PS. Wer es herunterrechnet, endet bei einer Literleistung von 128 PS. Auch dies ein Rekord im Hause Lamborghini. Genau wie die 725 Newtonmeter an Drehmoment. Der Sound des Zwölfenders soll übrigens martialisch-schrill sein. Gänsehaut angeblich garantiert.
Umso ruhiger geht es zu, rollt der Revuelto rein elektrisch angetrieben über den Asphalt. Hier übernehmen unter Normalbedingungen die beiden vorderen E-Motoren den Vortrieb, der Revuelto wird so in gewisser Weise auch zum ersten Teilzeit-Fronttriebler der Marke. Die kombinierte Antriebsleistung im E-Modus soll in etwa 180 PS betragen. Wer dann etwas stärker auf den Pinsel tritt, erhält, bevor sich der V12 hinzuschaltet, auch erst noch Unterstützung durch die hintere E-Maschine, die es auf rund 150 PS bringen soll. Die 3,8-kWh-Mini-Batterie des E-Antriebs lässt sich laut Herstellerangaben in gut sechs Minuten wieder voll aufladen. Mehr ein Statement vor der Lieblingspizzeria, denn wirklich nachhaltig.
Auch bei Lamborghini geht es irgendwie um Effizienz
Vier Fahrmodi mit 13 unterschiedlichen Setups stehen insgesamt zur Verfügung. Citta bezeichnet das elektrische Fahren, Strada ist der normale Komfortmodus, bei Sport geht es in Richtung Fahrspaß und heckbetontem Allrad, Corsa schließlich schärft alle Sinne für den Rennkurs und stellt final alle 1.015 Pferdestärken bereit.
Mit dem Revuelto beginnt Lamborghini seine Elektrifizierungsstrategie. Man möchte bis 2025 seinen CO2-Ausstoß um 50 Prozent, bis 2030 gar um 80 Prozent reduzieren. 2024 erhält der Urus den Plug-in Antrieb. Das Nachfolgemodell des Huracán fährt im selben Jahr mit neuem Namen und Powerhybrid vor, ähnlich dem im Revuelto. Für 2025 steht die Vorstellung des Revuelto Roadster auf dem Programm. Erst 2028 wird es als vierte Baureihe dann voraussichtlich den ersten Vollstromer der italienischen Sportwagenmarke geben. Beschließt die EU allerdings final den Einsatz von E-Fuels als Verbrenner-Option nach 2035, ist es anzunehmen, dass die Pläne wohl auch noch leicht angepasst werden. (Text: ms/sp-x, tv | Bilder: Hersteller)