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Krise bei Vanmoof und Sparzwang bei Mercedes: Der neue Newsletter manage:mobility

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Krise bei Vanmoof und Sparzwang bei Mercedes: Der neue Newsletter manage:mobility

Liebe Leserin, lieber Leser,

als der EU-Kompromiss stand, nach 2035 auch Neuwagen zuzulassen, die mit synthetischen Kraftstoffen betankt werden, setzte Verkehrsminister Volker Wissing (52, FDP) eine ganze Serie an Tweets ab. “Ein Befreiungsschlag für unser Land” sei die Entscheidung, mimte er den Helden.

Wen oder was Wissing wovon genau befreit hat, weiß wohl nur er. Selbst in der Autoindustrie sorgt sich mancher um Deutschlands Ruf. Der hat unter Wissings Eifer für E-Fuels gelitten. So kommentierte Österreichs Energieministerin Leonore Gewessler (45): “Dass es jetzt ein Schlupfloch gebraucht hat, um noch Zauderer mit auf den Weg zu nehmen, das finde ich schade.”

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Synthetische Kraftstoffe sind nicht alles; wir haben uns diese Woche mit folgenden Themen besonders intensiv befasst:

  • Was beim gehypten Fahrradhersteller Vanmoof schiefläuft

  • Warum Ola Källenius das Mercedes-Management trotz Rekordzahlen zum Sparen auffordert

  • Wie sich Rivian bei Mercedes bedient

Topthema: Was beim Fahrradhersteller Vanmoof schiefläuft

Seine Story schildert der niederländische Fahrradhersteller Vanmoof in Superlativen. Mehr Geld als jede andere E-Bike-Marke habe man eingesammelt (zumindest, wir wollen genau sein, in einer Serie-C-Finanzierung), man wachse schneller als die Konkurrenz, sei “bahnbrechender Marktführer”. Wie konnte ein solches Superunternehmen Ende 2022 in arge Finanznot geraten? Meine Kollegen Anna Driftschröer und Lutz Reiche haben sich auf Spurensuche begeben und herausgefunden: Vanmoof ist auf totales Wachstum gebaut – aber nicht auf Krisenfestigkeit.

Köpfe: Ola Källenius ++ Stefan Pierer ++ Sherry House ++ Rupert Stadler

  • Ola Källenius (53) präsentierte als Mercedes-Chef zuletzt Rekordergebnisse. Doch die Elektromobilität bleibt teuer, der Wettbewerb hart, also: “jetzt nicht nachlassen” und “keine Pause”. Es sei entscheidend, “dass wir finanziell genauso ambitioniert sind wie technologisch”. Die Kosten müssen weiter runter, das macht der Vorstand den Führungskräften in einem Brief deutlich; er liegt manager magazin vor. Meine Kollegen Margret Hucko und Michael Freitag berichten exklusiv, was Kostenkiller Källenius verlangt.

  • Stefan Pierer (66) saniert Leoni auf die harte Tour. Der Autozulieferer soll von der Börse verschwinden, Großinvestor Pierer mit frischen 150 Millionen Euro im Gepäck übernehmen. Die Aktionäre gehen in jenem Szenario leer aus. Dem Unternehmen zufolge ist es die einzige Chance zu überleben.

  • Sherry House (50) muss als Finanzchefin des Luxus-Elektroautoherstellers Lucid Motors ebenfalls sparen. Produktion und Absatz stottern, Lucid verbrennt Milliarden. Aus dem Aufsichtsrat ziehen sich Top-Leute zurück. Büßen muss jetzt die Belegschaft: CEO Peter Rawlinson (65) entließ am Dienstag rund 1300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

  • Rupert Stadler (60) war über elf Jahre Audi-Chef. Seit zweieinhalb Jahren sitzt er wegen seiner Rolle im Abgasskandal auf der Anklagebank statt am Vorstandstisch. Stadlers Stadelheim-Bilanz ist mau. Richter Stefan Weickert machte nun klar: Ohne Geständnis muss der Ex-Manager wohl in Haft.

Unternehmen: Rivian ++ Mercedes ++ BYD ++ Toyota

  • Geplatzte Kooperation mit Mercedes, mehr Verlust als Umsatz, implodierter Börsenkurs: Rivian gelang zuletzt wenig. Trotzdem will der Hersteller von Elektro-Transportern, -Vans und -Pickups in Europa angreifen. Wie meine Kollegin Margret Hucko erfahren hat, wildert Rivian dafür im Ländle.

  • Mit 6,84 Prozent ist der Staatsfonds Kuwaits drittgrößter Mercedes-Anteilseigner. Noch. Jetzt bläst der der Investor zum Teilrückzug. Mit 20 Millionen Papieren verkauft Kuwait ein Viertel seines Mercedes-Pakets für knapp 1,4 Milliarden Euro. Eigentlich kaum zu glauben, dass man im Emirat wenig Lust auf Luxus hat.

  • Wie Rivian will auch BYD eine E-Auto-Macht in Europa werden. In China ist man das schon. 2022 war für den Konzern ein erfolgreiches Jahr. BYD verfünffachte den Nettogewinn auf rund 2,2 Milliarden Euro.

  • Mit Toyota kündigt der nächste Automobilhersteller seinen Handelspartnern die Verträge. Ab April 2025 sollen im Vertrieb in Deutschland neue Regeln gelten. Kommt auch bei Toyota das Agentursystem? Unklar. Generell bleiben die Hintergründe zur Netzkündigung vage.

Mehr Mobilität: Lilium ++ Lyft ++ Faraday Future ++ Ladesäulen ++ Klimapaket

  • 2025 will Lilium seinen senkrecht startenden Elektro-Jet in Serie bringen. Die Zweifel daran sind enorm. Ein Beweis für die Verlässlichkeit der Technik fehlt, die Firma ist chronisch klamm, und Gründer Daniel Wiegand (37) wurde als Chef abgesetzt. Immerhin: Mit den Hochleistungsbatterien des Lieferanten Customcells scheint es jetzt voranzugehen.

  • Auch beim US-Fahrdienstleister Lyft haben die Gründer künftig operativ nicht mehr das Sagen. Bestimmen werden Logan Green und John Zimmer als Aufsichtsratschefs trotzdem. Neuer CEO wird mit David Risher ein ehemaliger Amazon- und Microsoft-Manager. Er übernimmt in unruhigen Zeiten: Lyft hat zuletzt 680 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter entlassen, die Aktie im letzten Jahr rund drei Viertel ihres Werts verloren.

  • Für Aufs und vor allem Abs ist auch Faraday Future bekannt. Das chinesisch-amerikanische Start-up gibt es seit 2014, den Bau eines E-Autos verschob die Firma seitdem mehrfach. Jetzt folgt die nächste “Diesmal-aber-wirklich”-Ankündigung: Faraday will mit der Produktion des FF 91 Futurist beginnen.

  • Ein Beschluss des EU-Parlaments ging im E-Fuels-Gewitter der letzten Tage und Wochen beinahe unter: An den wichtigsten Hauptverkehrsstraßen der EU sollen bald alle 60 Kilometer Ladesäulen für E-Autos stehen.

  • Mehr Geld für Elektrotankstellen will auch die Bundesregierung laut ihrem gerade beschlossenen “Modernisierungspaket” zur Klimapolitik bereitstellen. Höhere Investitionen verspricht die Ampel auch für den öffentlichen Nahverkehr und das Schienennetz. Für Aufregung sorgen die aufgeweichten Sektorziele. Selbst wenn die Emissionen im Verkehr wieder einmal zu hoch ausfallen, muss das zuständige Ministerium nicht mehr jedes Jahr eingreifen – sofern die anderen Sektoren das ausgleichen. Was für eine Woche für Volker Wissing.

Zahl der Woche: 500.000

Während der Minister sich (siehe oben) für seinen Einsatz für E-Fuels feiert, belegen Zahlen des Statistischen Bundesamts, dass Elektroautos für Hersteller in Deutschland immer wichtiger werden. 2022 exportierte die Branche rund 500.000 Autos mit reinem Batterieantrieb, 65 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Der Export von Verbrennern stagnierte dagegen bei rund 1,5 Millionen Einheiten.

Deepdrive der Woche: Sharing boomt und bröckelt zugleich

Rund 200 neue Mobilitätsdienste versuchten in Europa im vergangenen Jahr ihr Glück. Der Glaube an eine Verkehrswende lebt. Häufig platzt er aber auch. Trotz 550 Millionen Fahrten und 3,1 Milliarden Euro Umsatz mit geteilten E-Scootern, Rädern, Mopeds und Autos wurden 2022 laut einer Analyse von Fluctuo 93 Mobilitätsangebote gestoppt. Geld verdienen die wenigsten Anbieter. Inzwischen rauscht auch das Risikokapital nicht mehr im Überfluss in die Szene.

Retourkutsche der Woche

Anfang der Woche bestimmte der Mobilitätsstreik in Deutschland die Schlagzeilen. Das ganz große Chaos blieb am Montag aus. Die Sorge vor den Folgen weiterer Streikwellen bleibt, sollten sich Arbeitgeber und Gewerkschaften nicht einigen. Kein Problem hätten damit Autovermieter. Steht die Bahn, brummt ihr Geschäft. Sixt freute sich am Montag gewohnt süffisant über “Endlich wieder Lok down.”

Ich hoffe, Sie sind gut durch den Streik gekommen und wünsche Ihnen eine störungsfreie Woche.

Herzlichst, Ihr Christoph Seyerlein

­Haben Sie Wünsche, Anregungen, Informationen, um die wir uns journalistisch kümmern sollten? Sie erreichen meine Kolleginnen und Kollegen im Team Mobility und mich unter [email protected].

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