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Kleiner Kasten unter Strom - Fiat E-Doblo im Fahrbericht

Fiat bringt die dritte Generation des Hochdach-Kombi Doblo. Als Pkw-Version gibt es ihn nur noch mit Elektroantrieb. Das haben wir ausprobiert.

kleiner kasten unter strom - fiat e-doblo im fahrbericht

Kleiner Kasten unter Strom – Fiat E-Doblo im Fahrbericht

Es ist aus verschiedener Hinsicht ein Generationswechsel, den Fiat mit dem neuen Doblo vollzieht. Der vor 22 Jahren erstmals vorgestellte Hochdachkombi basiert nun auf der EMP2-Plattform des Stellantis-Konzerns, die bereits zahlreiche Modelle hervorgebracht hat und wird im Zuge dessen künftig, ganz auf Konzernlinie, nur noch mit Stecker verkauft. Klassische Verbrennungsmotoren haben bei der Pkw-Version des kleinen Kastens ausgedient.

Dank der neuen Stellantis-Großfamilie hält sich das optische Überraschungsmoment der dritten Doblo-Generation in engen Grenzen, schließlich sind die Geschwister wie unter anderem der Opel Combo oder der Citroen Berlingo bereits ein bisschen vorausgefahren. Mit diesen Stellantis-Modellen teilt der E-Doblo auch die Technik einer 50 kWh fassenden Lithium-Ionen-Batterie als Energiespeicher und einer 100 kW leistenden E-Maschine als Antrieb für die Vorderräder.

Nutzwert pur

Ganz traditionell hingegen ist die enorme Nützlichkeit des 4,4 Meter kurzen Hochdachkombis, das wird sofort nach dem Einstieg deutlich. Verschiedene, teils riesige Ablagefächer verteilen sich im ganzen Auto, in der Mittelkonsole könnte man gefühlt einen Kinderwagen parken. Dazu kommt ein herrschaftlicher Panorama-Ausblick vom hoch montierten Sitz durch die großen Fensterflächen und generell einfach Platz im Überfluss. Gute Beinfreiheit und eine bequeme Sitzposition findet sich auch auf jedem der drei Einzelsitze in Reihe zwei. Garniert wird das Ganze von den beiden hinteren Schiebetüren, für Eltern seit jeher die zweitbeste Erfindung nach Isofix und auch ansonsten einfach superpraktisch.

Durch die enorme Innenhöhe und die praktische Kastenform ist der Laderaum trotz der geringen Außenlänge sehr beachtlich. 775 Liter sind es bis zur Höhe der Gepäckabdeckung, 1.355 Liter bei dachhoher Beladung. Sind alle Rücksitze umgelegt, lassen sich bis zu drei Kubikmeter Gepäck verstauen oder der Umzug einer Studenten-WG wuppen.

Als “praktisch” kann man freilich auch das gesamte Interieur bezeichnen, aus dem das Lederlenkrad als Luxus-Highlight heraussticht, während die restliche Gestaltung und Materialwahl mit viel glattem Kunststoff mehr den nützlichen Aspekt betont. Immerhin hat man dem E-Doblo ein digitales Tachodisplay gegönnt, das die elektrospezifischen Informationen grafisch umsetzt. Auch das große und gut ablesbare Multimedia-Display verdient ein Extralob im abwaschbaren Ambiente.

Gut ausgestattete Start-Edition

Zum Start gibt es den E-Doblo in einer Einheitsversion mit umfangreicher Ausstattung (Launch Paket), bei der bis auf die Farbwahl keine weiteren Extras anzukreuzen sind. Serienmäßig sind dabei unter anderem diverse Sicherheits-Assistenzsysteme, Leichtmetallräder und das separat aufklappbare Heckfenster, dem Fiat den euphorischen Namen “Magic Window” verpasst hat. Recht überschaubar ist nicht nur die Optionsliste, auch die Reichweite des E-Doblo taugt nur bedingt zur Prahlerei. 272 km signalisiert das Display zum Start unserer ersten Ausfahrt, das liegt im Rahmen der versprochenen 280 WLTP-Kilometer aus den technischen Daten. Losgestromert wird auf Knopfdruck, die Wahl der Fahrtrichtung geschieht über einen Wippschalter in der Mittelkonsole.

Mit seinem druckvollen Antritt muss sich der E-Doblo nicht verstecken, flink von der Ampel weg und zügig auf die Autobahn-Einfädelspur geht es allemal. Rund elf Sekunden vergehen aus dem Stand bis zur Hunderter-Marke, das ist in diesem Segment okay und fühlt sich proper an. Höchsttempo-Heldentaten auf der Autobahn sind für Elektroautos eh tabu, deshalb hat der E-Doblo sein Tempolimit gleich eingebaut. Bei 136 km/h auf dem Tacho wird dem E-Doblo der Saft abgedreht, offiziell beginnt die freiwillige Selbstbeschränkung bei Tempo 130. Weite Reisen sind angesichts der Akkugröße ohnehin nicht die Paradedisziplin des E-Doblo, der an Schnellladern mit maximal 100 kW Ladeleistung nachtankt.

Wind- und Abrollgeräusche

Trotz bei niedrigem Tempo praktisch lautlosem Antrieb ist es der Rest des Autos nicht ganz, Abroll- und Windgeräusche sind bei höheren Außerorts-Geschwindigkeiten relativ präsent. Dafür geht der Federungskomfort absolut in Ordnung, wenn der E-Doblo erst einmal in Schwung gekommen ist. Nur bei langsamer Fahrt zeigt sich speziell die Hinterachse ein bisschen ratlos-stuckerig, das jedoch im harmlosen Bereich. Die Stößigkeit wird bei steigendem Tempo geringer.

Recht ratlos lässt einen hingegen das Bremsgefühl des E-Doblo zurück, bei dem die Grenze zwischen elektrischer Rekuperation und mechanischer Bremse kaum ertastbar ist. Das sorgt bei niedrigem Tempo sowie beim Bremsen bis zum Stillstand für unschöne Ruckelei und Erinnerungen an die erste Fahrstunde. Besser funktioniert es mit aktivierter Bremstaste im Fahrwahlschalter, mit der eine starke Rekuperation eingestellt wird. Hierdurch ist der größte Teil der Bremserei über das Lupfen des Fahrpedals möglich, das sogenannte one-pedal-driving.

Üppig wird es schließlich beim Preis. 41.490 Euro werden für den E-Doblo fällig, nach dem im kommenden Jahr sinkenden Umweltbonus inklusive Herstelleranteil bleiben davon ab Januar 2023 immer noch 34.312 Euro übrig.

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