Preislich hat es der Cityflitzer inzwischen faustdick hinter den Ohren
Die Kleinen werden immer größer: Was Eltern entzücken mag, ist mittlerweile für Autofahrer mit überschaubarer Garage und/oder schmalem Geldbeutel ein echtes Problem. Cityflitzer im Bereich 3,60 Meter werden seltener und teurer. Grund dafür sind immer schärfere Vorgaben bei Assistenzsystemen und Abgasreinigung.
Was ist das?
Seit ihrer Premiere im Jahr 2017 wurde die dritte Generation des Kia Picanto, intern JA genannt, stetig frisch gehalten. 2020 erfolgte ein dezentes Facelift mit mehr Konnektivität, zum Herbst 2022 entfiel der 1,0-Liter-Turbo mit 100 PS Leistung.
Das höchste der Gefühle sind seitdem 84 PS, obwohl wir gerne auch den Einstiegsmotor mit 67 PS getestet hätten. Auf unseren Bildern sehen Sie den Kia Picanto im Farbton “Astrograu Metallic” als GT-Line. Sie umfasst Sportstoßfänger vorn und hinten sowie ein abgeflachtes Sportlenkrad und 16-Zoll-Leichtmetallfelgen. Angesichts von 84 PS trägt das etwas dick auf, jedoch steht es dem dynamisch gezeichneten Wagen durchaus.
Wie fährt er sich?
Das lässt sich auch auf den Antrieb übertragen. Der an Turbo und Elektro gewohnte Autotester muss sich jedoch erst einmal umstellen. Hier wird frei gesaugt, ergo dauert es, bis die Post abgeht. Erst bei 4.200 U/min stellt der Vierzylinder die kompletten 120 Newtonmeter bereit. 12,5 Sekunden auf Tempo 100 gibt Kia an, in der Praxis bedeutet das: Gänge weit ausdrehen, Geräuschkulisse inklusive.
Dem manuellen Fünfgang-Getriebe würde man da einen sechsten Gang können, immerhin sind die Wege kurz und flüssig. Ein typisches Picanto-Ärgernis ist geblieben: Der Rückwärtsgang erweist sich oft als sehr störrisch. Optional bietet Kia im Picanto seit kurzem ein automatisiertes Fünfgang-Getriebe an.
Verbrauch und Preis
Reicht also am Ende des Tages auch der 67-PS-Motor? Das muss der Blick in die Preisliste klären, dazu gleich mehr. Zunächst ein Wort zum Verbrauch: 5,6 Liter gibt Kia als kombinierten Wert nach WLTP an. Wir ermittelten im Test 6,4 Liter. Liegt es am fehlenden sechsten Gang oder der Fahrweise? Wie auch immer: Eine Fünf vor dem Komma erscheint machbar.
Zum echten Knackpunkt gerät jedoch die Preisgestaltung beim Picanto: In Deutschland beginnt er bei 16.340 Euro. Für 67 PS, allerdings bereits sehr komplett ausgestattet, etwa mit Sitzheizung, Klimaautomatik, Rückfahrkamera und sogar Navi. Die 84-PS-Maschine ist 700 Euro teurer, der Aufpreis gut investiert.
Unser Testwagen lag jedoch bei satten 21.400 Euro. Damit ist er schon auf dem Niveau des größeren Rio, der aber aktuell (Stand April 2023) nicht mehr auf der deutschen Kia-Homepage zu finden ist.
Fazit: 7/10
Als Kleinstwagen ist der Kia Picanto ohne Frage eine gute Wahl. Aber die immer höheren Neupreise werden bei ihm immer mehr zur bildlichen Kugel am Fußgelenk. Da kann man auch zur nächsthöheren Fahrzeugklasse greifen. Als Elektroauto wäre der Picanto eine feine Sache. Da das aber nicht in Aussicht steht, rate ich jedem, der unbedingt ein kleines Auto möchte: Suchen Sie nach einem Modell mit 100-PS-Turbo als junger Gebrauchter.
Kia Picanto 1.2 GT-Line (2023)
- Motor: Vierzylinder-Saugbenziner, 1.197 ccm
- Leistung: 62 kW (84 PS) bei 6.000 U/min
- Max. Drehmoment: 120 Nm bei 4.200 U/min
- Getriebeart: Fünfgang-Schaltgetriebe
- Antrieb: Frontantrieb
- Beschleunigung 0-100 km/h: 12,5 Sek.
- Höchstgeschwindigkeit: 173 km/h
- Länge: 3.595 mm
- Breite: 1.595 mm
- Höhe: 1.485 mm
- Kofferraumvolumen: 255 bis 1.010 Liter
- Leergewicht: 983 – 1.094 kg
- Zuladung: 432 kg
- Verbrauch: 5,6 Liter/100 km (WLTP)
- Emission: 127 g CO2/km, Euro 6d
- Basispreis: 19.430 Euro (April 2023)
- Preis des Testwagens: 21.400 Euro