Im Alltagstest zeigte der elektrische Kia EV6 GT Line, dass er mehr drauf hat als schnelles Laden und bärige Kraftentfaltung. Hier sind sechs persönliche Lieblings-Features.
- 1. Assistenz-Systeme
- 2. Heißer Hintern, cooler Po
- 2. Sitze aus Flaschen
- 3. Laderaum 2.0
- 5. Induktives Laden
- 6. Dieser A…
- Fazit: Kia EV6 GT Line
Der Kia EV6 GT Line hat einen üppigen Radstand von 2,90 m und eine Länge von 4,70 m. Foto: COMPUTER BILD / Michael Huch
1. Assistenz-Systeme
Hilfe beim Rangieren – es rappelt, damit es nicht kracht. Foto: COMPUTER BILD / Michael Huch
Der Spurhalteassistent und sein Gebimmel beim Streifen von Fahrbahnmarkierungen ist bisweilen gewöhnungsbedürftig. Auf Autobahnen haut das gut hin, auf kleinen Nebenstrecken klingelt es dann doch mehr als nötig. Der Totwinkelwarner mit dem beim Blinken eingeblendeten Kamerabild, dem Symbol im HUD und der Warnleuchte am Spiegel ist hingegen immer hilfreich. Wenn man am Straßenrand aussteigen möchte und Gefahr läuft, einen Radfahrer mit der Tür abzuräumen, bleibt sie verschlossen. Toll! Wer quer zur Straße steht und rückwärts ausparkt, ist dankbar für die Vibration und die optische Warnung, sobald Querverkehr im Anflug ist, den man sonst noch gar nicht gesehen hätte. Klasse! Das gilt auch für den Tempomaten, der im Stau bis zum Stillstand übernimmt und überwiegend gefühlvoll verzögert. Und dann ist es auch noch möglich, den Kia per Knopfdruck einzuparken, mit der Fernbedienung am Schlüssel übrigens auch von außen als Zuschauer.
2. Heißer Hintern, cooler Po
Popo-Lüftung und Popo-Heizung auf Knopfdruck und wandelbare Tasten. Foto: COMPUTER BILD / Michael Huch
Beim Konzernbruder Ioniq 5 habe ich unter anderem die umständliche Bedienung der “Grundfunktion” Sitzheizung bemängelt. Der EV6 macht das besser. Ohne Umwege bietet er direkt anwählbare (Touch-)Tasten für die Sitzheizung und die Sitzbelüftung. Deren Stufe wird durch LEDs signalisiert. Allerdings gibt es auch hier den Nachteil von (schicken) Touchflächen: Wer sich an der Konsole abstützt, um etwa etwas an der Klimaanlage einzustellen, läuft Gefahr, unbeabsichtigt die Lenkradheizung zu aktivieren. Glauben Sie nicht? Mir ist es passiert und hat mir bei der Gelegenheit demonstriert, wie angenehm so eine vermeintliche Spielerei sein kann – besonders im Winter. Die Bedienung der Mittelkonsole ist wandelbar: Per Tastendruck verwandelt sich das Bedienfeld vom bekannten Klima-Layout zum Radio- und Menübedienfeld, wo sich die Lautstärke am Drehknopf regeln lässt, der gerade noch die Innentemperatur verwaltet hat. Das Coole: Man sieht vor dem Umschalten nicht, dass man es mit einem Display zu tun hat. Plötzlich sind da andere Tasten. Ein guter Kompromiss aus moderner Anmutung und einem direkten Zugang – ohne in Menüs rumwühlen zu müssen.
2. Sitze aus Flaschen
Selten waren PET-Flaschen bequemer. Foto: COMPUTER BILD / Michael Huch
3. Laderaum 2.0
Hinten gibt es zweimal USB Typ C, vorne einmal neben USB A für Android Auto. Foto: COMPUTER BILD / Michael Huch
Gerade auf längeren Fahrten dürften sich die Passagiere in der zweiten Reihe über die beiden in der Rückenlehne integrierten USB-C-Anschlüsse freuen. Alternativ hätte unter “Laderraum 2.0” auch der Frontkofferraum “Frunk” stehen können. Er fällt zwar aufgrund des Allrads klein aus, aber für etwas Ladezubehör und den Adapter, der den EV6 in eine Steckdose verwandelt, reicht es.
Beim “Frunk” gilt: besser klein, als keinen. Foto: COMPUTER BILD / Michael Huch
5. Induktives Laden
Induktives Laden, gut erreichbar. Foto: COMPUTER BILD / Michael Huch
Das kabellose Handy-Laden darf man in modernen Autos erwarten. Was mir am Kia EV6 besonders gefällt, ist die Platzierung. Man steigt ein und legt das Handy ohne Verrenkung ab. Dabei wird zum Teil der Platz unter der Mittelarmlehne genutzt. Ein Licht und eine Anzeige im Display signalisieren, dass geladen wird. Die Ablage ist gummiert, das Handy liegt dort gut. Die Bedienung, die ja unterbleiben muss, wird durch die leicht überstehende Mittelarmlehne gebremst. Haken an der Geschichte: Android Auto und Apple CarPlay funktionieren nur per Kabel. Der USB-A-Anschluss ist unter der Klimabedienung im Fußraum platziert. Unauffällig, aber nicht so ergonomisch. Auch der Beifahrer findet dort noch eine USB-C-Ladebuchse.
6. Dieser A…
Kia EV6: Der macht hinten ganz schön dicke Backen. Foto: COMPUTER BILD / Michael Huch
Wer es gern bullig mag, freut sich beim Blick in den Rückspiegel. Die hinteren Radhäuser sind herrlich ausgestellt. Das sportliche Design wird vom Spoiler unterstrichen, der dem Heck nach oben hin einen dynamischen Abschluss verpasst. Der EV6 folgt dem allgemeinen Designtrend, eine sportliche Linie mit einer erhöhten Sitzposition zu verbinden.
Foto: COMPUTER BILD / Julia Struck
Fazit: Kia EV6 GT Line
Jetzt kenne ich die ganze Familie, die sich die 800-Volt-Plattform teilt, die besonders schnelles Laden ermöglicht (18 Minuten von 10 auf 80 Prozent) – und die sich auch die Digitalanzeige im Cockpit teilt: Da wäre der luxuriöse Sportler Genesis GV60, der geradlinige Bestseller Hyundai Ioniq 5 mit seinen besonderen Vorzügen und zu guter Letzt der Kia EV6 GT Line, der für seinen Auftritt scheinbar extra in der Muckibude war. Stämmige Kerle sind alle. Im engen Parkhaus dürfte es aber auch gern etwas weniger ausladend sein. Durch ihr individuelles Blechkleid und das Interieur bewahren sich alle einen eigenständigen Charakter. Vom Teilen der E-GMP (Electric-Global Modular Platform) profitieren alle.