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Kia EV6: Sechsmal besondere Begeisterung

Im Alltagstest zeigte der elektrische Kia EV6 GT Line, dass er mehr drauf hat als schnelles Laden und bärige Kraftentfaltung. Hier sind sechs persönliche Lieblings-Features.

kia ev6: sechsmal besondere begeisterung Der Kia EV6 GT Line hat einen üppigen Radstand von 2,90 m und eine Länge von 4,70 m. Foto: COMPUTER BILD / Michael Huch

Der zur Verfügung gestellte Testwagen Kia EV6 springt mit nahezu allen Häkchen im Konfigurator von knapp 50.000 Euro in der Basis auf über 69.000 Euro als GT Line mit 239 kW (325 PS) und Allrad in superschickem Mattgrau. Mit dem Glasdach knackt man 70.000 Euro. Das Design ist bullig und ausladend, ein hochgesetztes Coupe auf 20 Zoll großen Alufelgen. Den einen oder anderen interessierten Blick sammelt man damit schon ein. Ich könnte an dieser Stelle über die ansatzlose Kraftentfaltung des Kia EV6 oder das schnelle Laden schwärmen, aber das wurde an anderer Stelle schon erledigt. Hier soll es um besondere Kleinigkeiten gehen, die mir im Test-Alltag besonders gut gefallen haben. Völlig subjektiv.

1. Assistenz-Systeme

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Hilfe beim Rangieren – es rappelt, damit es nicht kracht. Foto: COMPUTER BILD / Michael Huch

Der Spurhalteassistent und sein Gebimmel beim Streifen von Fahrbahnmarkierungen ist bisweilen gewöhnungsbedürftig. Auf Autobahnen haut das gut hin, auf kleinen Nebenstrecken klingelt es dann doch mehr als nötig. Der Totwinkelwarner mit dem beim Blinken eingeblendeten Kamerabild, dem Symbol im HUD und der Warnleuchte am Spiegel ist hingegen immer hilfreich. Wenn man am Straßenrand aussteigen möchte und Gefahr läuft, einen Radfahrer mit der Tür abzuräumen, bleibt sie verschlossen. Toll! Wer quer zur Straße steht und rückwärts ausparkt, ist dankbar für die Vibration und die optische Warnung, sobald Querverkehr im Anflug ist, den man sonst noch gar nicht gesehen hätte. Klasse! Das gilt auch für den Tempomaten, der im Stau bis zum Stillstand übernimmt und überwiegend gefühlvoll verzögert. Und dann ist es auch noch möglich, den Kia per Knopfdruck einzuparken, mit der Fernbedienung am Schlüssel übrigens auch von außen als Zuschauer.

2. Heißer Hintern, cooler Po

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Popo-Lüftung und Popo-Heizung auf Knopfdruck und wandelbare Tasten. Foto: COMPUTER BILD / Michael Huch

Beim Konzernbruder Ioniq 5 habe ich unter anderem die umständliche Bedienung der “Grundfunktion” Sitzheizung bemängelt. Der EV6 macht das besser. Ohne Umwege bietet er direkt anwählbare (Touch-)Tasten für die Sitzheizung und die Sitzbelüftung. Deren Stufe wird durch LEDs signalisiert. Allerdings gibt es auch hier den Nachteil von (schicken) Touchflächen: Wer sich an der Konsole abstützt, um etwa etwas an der Klimaanlage einzustellen, läuft Gefahr, unbeabsichtigt die Lenkradheizung zu aktivieren. Glauben Sie nicht? Mir ist es passiert und hat mir bei der Gelegenheit demonstriert, wie angenehm so eine vermeintliche Spielerei sein kann – besonders im Winter. Die Bedienung der Mittelkonsole ist wandelbar: Per Tastendruck verwandelt sich das Bedienfeld vom bekannten Klima-Layout zum Radio- und Menübedienfeld, wo sich die Lautstärke am Drehknopf regeln lässt, der gerade noch die Innentemperatur verwaltet hat. Das Coole: Man sieht vor dem Umschalten nicht, dass man es mit einem Display zu tun hat. Plötzlich sind da andere Tasten. Ein guter Kompromiss aus moderner Anmutung und einem direkten Zugang – ohne in Menüs rumwühlen zu müssen.

2. Sitze aus Flaschen

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Selten waren PET-Flaschen bequemer. Foto: COMPUTER BILD / Michael Huch

Echtes Leder gibt es nicht, die Sitzbezüge sind vegan und fassen sich angenehm weich an. Sie gefallen noch mehr, wenn man weiß, dass die Koreaner pro Auto 100 PET-Flaschen recyceln, um daraus den Stoff zu weben. Der Verstellbereich ist groß und reicht bis zur Liegeposition für den Power-Nap beim Ladestop. Wenn man es unanständig fliegen lässt, dürfte es gern mehr Seitenhalt geben. Dafür lässt sich die Temperatur mit Lüftung und Heizung perfekt regeln. Auch abseits der Sitze macht das Interieur generell einen hochwertigen Eindruck.

3. Laderaum 2.0

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Hinten gibt es zweimal USB Typ C, vorne einmal neben USB A für Android Auto. Foto: COMPUTER BILD / Michael Huch

Gerade auf längeren Fahrten dürften sich die Passagiere in der zweiten Reihe über die beiden in der Rückenlehne integrierten USB-C-Anschlüsse freuen. Alternativ hätte unter “Laderraum 2.0” auch der Frontkofferraum “Frunk” stehen können. Er fällt zwar aufgrund des Allrads klein aus, aber für etwas Ladezubehör und den Adapter, der den EV6 in eine Steckdose verwandelt, reicht es.kia ev6: sechsmal besondere begeisterung

Beim “Frunk” gilt: besser klein, als keinen. Foto: COMPUTER BILD / Michael Huch

5. Induktives Laden

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Induktives Laden, gut erreichbar. Foto: COMPUTER BILD / Michael Huch

Das kabellose Handy-Laden darf man in modernen Autos erwarten. Was mir am Kia EV6 besonders gefällt, ist die Platzierung. Man steigt ein und legt das Handy ohne Verrenkung ab. Dabei wird zum Teil der Platz unter der Mittelarmlehne genutzt. Ein Licht und eine Anzeige im Display signalisieren, dass geladen wird. Die Ablage ist gummiert, das Handy liegt dort gut. Die Bedienung, die ja unterbleiben muss, wird durch die leicht überstehende Mittelarmlehne gebremst. Haken an der Geschichte: Android Auto und Apple CarPlay funktionieren nur per Kabel. Der USB-A-Anschluss ist unter der Klimabedienung im Fußraum platziert. Unauffällig, aber nicht so ergonomisch. Auch der Beifahrer findet dort noch eine USB-C-Ladebuchse.

6. Dieser A…

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Kia EV6: Der macht hinten ganz schön dicke Backen. Foto: COMPUTER BILD / Michael Huch

Wer es gern bullig mag, freut sich beim Blick in den Rückspiegel. Die hinteren Radhäuser sind herrlich ausgestellt. Das sportliche Design wird vom Spoiler unterstrichen, der dem Heck nach oben hin einen dynamischen Abschluss verpasst. Der EV6 folgt dem allgemeinen Designtrend, eine sportliche Linie mit einer erhöhten Sitzposition zu verbinden.kia ev6: sechsmal besondere begeisterung

Foto: COMPUTER BILD / Julia Struck

Fazit: Kia EV6 GT Line

Jetzt kenne ich die ganze Familie, die sich die 800-Volt-Plattform teilt, die besonders schnelles Laden ermöglicht (18 Minuten von 10 auf 80 Prozent) – und die sich auch die Digitalanzeige im Cockpit teilt: Da wäre der luxuriöse Sportler Genesis GV60, der geradlinige Bestseller Hyundai Ioniq 5 mit seinen besonderen Vorzügen und zu guter Letzt der Kia EV6 GT Line, der für seinen Auftritt scheinbar extra in der Muckibude war. Stämmige Kerle sind alle. Im engen Parkhaus dürfte es aber auch gern etwas weniger ausladend sein. Durch ihr individuelles Blechkleid und das Interieur bewahren sich alle einen eigenständigen Charakter. Vom Teilen der E-GMP (Electric-Global Modular Platform) profitieren alle.

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