- SPD-Politiker: «Schock für uns alle»
- Welche Gründe nennt das Maagement für den Abbau?
- Keine Überraschung für Branchenkenner
Auf dem Werksgelände von Ford in Köln: Der Autobauer will an seinem Kölner Standort nach Angaben des Betriebsrats im großen Stil Jobs abbauen.
Ford ist im Umbruch, der lange auf Verbrennungsmotoren fokussierte US-Autokonzern brachte sich erst spät auf Elektrokurs. Dabei setzt die Firma auch künftig auf den Kölner Standort, der mit Milliardeninvestitionen für die Fertigung neuer Elektromodelle umgebaut werden soll. Im Werk in Saarlouis steht die Produktion hingegen vor dem Aus. Ford hat schon eine Umstrukturierung hinter sich, vor drei Jahren hatte Firma noch knapp 18 000 Beschäftigte in der Stadt am Rhein.
SPD-Politiker: «Schock für uns alle»
Auch die Politik reagierte betroffen. Der Vorsitzende der SPD-Ratsfraktion, Christian Joisten, sprach von einem «Schock für uns alle in Köln» und warnte vor einer «drohenden Deindustrialisierung unseres Landes und unserer Region». Eine neue Strategie sei nötig.
Nun habe der Betriebsrat die schlechte Nachricht überbringen müssen. Von den möglicherweise betroffenen Stellen seien bis zu 700 in der Verwaltung und bis zu 2500 in der Produktentwicklung. «Wir haben erst vor einigen Jahren eine große Restrukturierungswelle hinter uns gebracht», sagte Betriebsrätin von Hebel kopfschüttelnd.
Welche Gründe nennt das Maagement für den Abbau?
Auf die Frage nach der Begründung, die das Management für sein Vorhaben hinter verschlossen Türen nennt, verwies die Arbeitnehmervertreterin auf die Folgen von Lieferengpässen – etwa bei Halbleitern – und auf die wirtschaftliche Situation in Europa. Zudem gebe es «hausgemachte Faktoren wie eine neue Markenausrichtung und eine weitergehende Zentralisierung in den USA».
Keine Überraschung für Branchenkenner
Für Branchenkenner kommt das Vorhaben der US-Amerikaner nicht überraschend. Ford schrumpfe in Europa schon seit Jahrzehnten und komme in seinem Pkw-Geschäft einfach auf keinen grünen Zweig, sagt Branchenexperte Ferdinand Dudenhöffer. «Sie sind im Pkw-Geschäft zu klein, um dem harten Wettbewerb der Großen in Europa entgegen treten zu können.» Bei Transportern sei das anders, mit dem in der Türkei hergestellten Modell Transit verdiene der US-Konzern gutes Geld.
«Bei Pkw wird Ford hingegen immer kleiner – das ist eine Schrumpfung, die das Problem mangelnder Masse und fehlender Profitabilität noch verschärft.» Nur der Zusammenschluss mit einem Auto-Branchenriesen könnte diese Misere beenden. «Aus eigener Kraft ist es schlecht vorstellbar, dass es Ford in Europa schafft.»
Dudenhöffer schätzt, dass die US-Amerikaner ihren Kölner Standort nur noch in einer zweitrangigen Rolle sehen. Für die Zukunft des Autobauers in der Domstadt sieht der Professor schwarz. Mit Blick auf die nun bekanntgewordenen Pläne zu Stellenstreichungen sagt Dudenhöffer: «Das ist noch nicht das Ende der Fahnenstange.»