Nutzfahrzeug

Iontrak – ein neuer Entwickler von Wasserstoff-Lkw

iontrak – ein neuer entwickler von wasserstoff-lkw

Aus dem Förderprojekt Hylix-B heraus hat sich jüngst eine Firma namens Iontrak gegründet, ein neuer Spezialist im Wasserstoff- und Fahrzeugumbaubereich mit Sitz in Zell unter Aichelberg. Eines der Gründungsmitglieder des Startups ist die Boysen Gruppe.

Kurzer Rückblick: Im Förderprojekt Hylix-B entstand in den vergangenen zwei Jahren ein vollelektrischer 26-Tonnen-Lkw mit Brennstoffzellenantrieb und 500 Kilometern Reichweite. Das vom Umweltministerium Baden-Württemberg bezuschusste Vorhaben diente einerseits dazu, die Zukunftsfähigkeit der Wasserstofftechnologie für den Güterverkehr zu untermauern, und sollte andererseits aufzeigen, wie eine Skalierung der Nachfrage nach grünem Wasserstoff bei entsprechender Umstellung der Logistikflotten aussehen könnte.

Hylix-B sei transdisziplinär aufgestellt gewesen und habe neben der Technik auch die Nachfrage am Markt und gesellschaftliche Bedarfe im Blick gehabt, teilt die Boysen Gruppe zur Vorstellung der neu gegründeten Firma mit. Zum Projektteam gehörten unter anderem Daimler Truck, die Hochschule Esslingen, Fahrzeugumrüster EFA-S  – ebenfalls aus Zell unter Aichelberg -, SWE-Mobility UG, das Kommunikationsbüro Ulmer GmbH und die Firma Große-Vehne.

„Aus dem agilen und pragmatischen Vorgehen“ habe sich nun eine Firma gegründet, heißt es in der Mitteilung. Die Iontrak GmbH habe die „Entwicklung, Industrialisierung, Produktion und Vermarktung von Fahrzeugen mit alternativen Antrieben sowie deren Komponenten“ zum Geschäftsziel. Positioniert werden soll das junge Unternehmen als Spezialist für die Vorbereitung von Serienproduktionen und als Hersteller von Kleinserien im Bereich Wasserstoff-Lkw.

Als Geschäftsführer agieren Michael Herrmann und Dr. Till Kaz. „Wir sind direkt ins Projektgeschäft eingestiegen. Bereits im vierten Quartal dieses Jahres wird ein 26-Tonnen-Wasserstoff-Lkw die Straßenzulassung bekommen“, äußert CTO Kaz. „Allerdings ein Einzelstück. Aber schon jetzt kristallisieren sich durch die Fertigstellung weitere Komponenten aus dem Umfeld Wasserstoff, Batterie und Umbau heraus. Diese werden wir weiterentwickeln und zur Marktreife bringen.“

Die Firmengründung wertet auch die baden-württembergische Umweltministerin Thekla Walker als Erfolg des Landes-Förderprogramms BWPLUS: „Die Gründung der IONTRAK GmbH aus dem Forschungsprojekt Hylix-B heraus zeigt eine weitere positive Entwicklung des von uns auf den Weg gebrachten Förderprogramms. Die Gründung freut mich natürlich sehr und zeigt auch, dass die Verheiratung von technischer Innovation, Wirtschaftlichkeit und gesellschaftlichem Wandel in solchen Projekten gelingt. Auch bei der Logistik zeigt sich, dass die schnelle Ausbreitung von Wasserstoff-Technologien und der dafür erforderlichen Infrastruktur für eine erfolgreiche Energiewende unabdinglich ist.“

Der Einstieg der in Altensteig ansässigen Boysen Gruppe erfolgte im Nachgang des Forschungsprojekts zur Gründung von Iontrak. Wie hoch die Beteiligung des Zulieferers ausgefallen ist, wird nicht genannt. Vom Gründungsteam wurde das Unternehmen allerdings als Player begrüßt, der „die Zeichen und Anforderungen der technologischen Transformation frühzeitig erkannt und in den letzten Jahren eine beeindruckende Expertise in den Bereichen E-Mobilität und Wasserstofftechnologie aufgebaut hat“.

Boysen baut Produktgruppen wie Strukturbauteile, Batteriegehäuse und Wasserstoff-Tanksysteme, die auch in den Lkw-Umrüstungen von Iontrak zum Einsatz kommen sollen. Auf Nutzfahrzeuge ist Boysen allerdings nicht beschränkt: Im September 2022 erhielt das originär auf Abgastechnik spezialisierte Unternehmen einen Großauftrag zur Fertigung von Batteriegehäusen für Elektroautos. Dafür soll ein neues Werk in Ungarn gebaut werden.

Boysen selbst spricht mit Blick auf Iontrak von Win-Win: „Die Beteiligung eröffnet uns den Zugriff auf die komplette Fahrzeugarchitektur. Über unsere Systemgrenzen hinweg verfügen wir damit über ein entscheidendes Mehr an Informationen, um neue Produktgruppen wie unsere Wasserstoff-Tanksysteme zielgerichteter auszulegen und durch die Erprobung am eigenen Lkw schneller am Markt platzieren zu können“, äußert Mathias Keck, Leiter des Boysen Innovationszentrums Nagold.

Boysen-Geschäftsführer Rolf Geisel ergänzt: „Iontrak passt ideal in unsere angelaufene Wasserstoff-Offensive. Wir sind überzeugt vom Zukunftspotenzial dieser Technologie und investieren deshalb aktuell 40 Millionen Euro in den Bau eines eigenen Entwicklungszentrums für Wasserstofftechnologien im Nordschwarzwald. Unter anderem werden wir dort eine Wasserstoff-Tankstelle für 350 und 700 bar in Betrieb nehmen und über einen Elektrolyseur mit einer Leistung von einem Megawatt die Herstellung von grünem Wasserstoff vorantreiben.“
boysen-online.de

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