Toyota

Im Test: Toyota Aygo X

Ausgerechnet das Zeitalter exorbitanter Spritpreise fällt mit dem Abgang der meisten Kleinstwagen zusammen. Toyota dürfte das mit stiller Freude sehen. Die Japaner führen nämlich noch einen der raren Minis im Angebot, und dieser Aygo X könnte angesichts der Mangellage umso mehr Kunden abbekommen. Der kleine Crossover im Fahrbericht:

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Toyota Aygo X: Das “X” steht für “Crossover”. Hersteller

Wie er aussieht: Ganz schön wild. Knappe Überhänge, große, schwarz eingehauste Räder, erhöhte Bodenfreiheit, voluminöser Kühlergrill mit ausstattungsabhängigem Fake-Unterfahrschutz – auf 3,70 Metern Kürze bietet der Aygo X vieles, an dem der Blick kleben bleibt. Ab mittlerer Ausstattungsvariante “Pulse” taucht Toyota seinen Kleinsten in Zweifarbigkeit, zu Schwarz trägt er dann Lack mit würzigen Namen wie Chili Red, Ginger Beige, Juniper Blue oder Cardamon Green.

Der Name “Aygo” ist nicht neu im Toyota-Programm. Schon ab 2005 gab es einen Kleinstwagen dieses Namens, mit Citroën C1 und Peugeot 107/108 hatte er zwei baugleiche Brüder. Die neue und erst seit diesem Jahr angebotene Aygo-Generation fährt solo vor und hat mit dem Vorgänger gar nichts mehr zu tun. Die GA-B-Plattform stammt vom größeren Yaris, und dem Zeitgeist folgend hat sich Toyota für das Outfit eines Crossovers entschieden, daher das “X”.

Viele Konkurrenten sind dem Aygo X nicht geblieben. Die einstigen französischen Pendants sind ebenso Geschichte wie viele andere Kleinstwagen – Ford Ka, Opel Adam, Seat Mii, Skoda Citigo und wie sie alle hießen. Sie auf zeitgemäße Abgasstandards zu bringen, hätte einen unverhältnismäßig hohen Verkaufspreis nach sich gezogen, sagen die Hersteller.

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Wie er eingerichtet ist: Modern, übersichtlich und konventioneller, als es das extrovertierte Blechkleid vermuten lassen könnte. Gut so! Das digitale, gut ablesbare Fahrerinstrumentarium bekommt einen bis zu neun Zoll großen Touchscreen zum Partner, den die Toyota-Designer schön in den Armaturenträger eingepasst und ausstattungsabhängig mit schwarzem Klavierlack verbrämt haben. Die kleineren 7- und 8-Zoll-Multimediasysteme bieten noch kein Navi, hier muss das Smartphone einspringen, was es dank Apple CarPlay und Android Auto problemlos tut, dazu allerdings ein Kabel braucht. Beim aufwendigeren, mindestens ans “Pulse”-Level gebundene 9-Zoll-Multimediasystem (dann mit cloudbasiertem Navi) ist diese Brücke nicht nötig.

Lob verteilen wir immer dann, wenn nicht alle Bedienstrukturen den digitalen Weg nehmen. Auch beim Aygo ist das angebracht, es gibt noch klassische Drehregler für Lautstärke, Temperatur oder Gebläse, manches hat sich über die Jahre einfach bewährt.

Der Aygo X ist ein Kleinstwagen, mit Hartplastik war also zu rechnen, von Billigheimer-Ambiente kann aber keine Rede sein. Randnotiz: Die hinteren Seitenscheiben lassen sich nicht herunterfahren, sondern nur einen Spaltbreit ausklappen.

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Wie viel Platz er hat: Unendliche Weiten tun sich im Aygo logischerweise nicht auf. Die Vornesitzenden aber kommen prima klar. Weniger gut geht es den beiden Hinterbänklern, die erstens durch ziemlich schmale Türöffnungen an ihren Aufenthaltsort klettern müssen und, zweitens, dort recht minimalistische Platzverhältnisse vorfinden. Meckern ist aber eigentlich nicht statthaft, ein 3,70 Meter kurzer Autozwerg kann schließlich keine Raumwunder vollbringen.

Der Kofferraum bietet ein klassenkonformes Volumen von 231 Litern, zwei Sprudelkisten passen nebeneinander, müssen aber über eine verhältnismäßig hohe Ladekante gewuchtet werden. Durch Umklappen der Rücksitzlehnen vergrößert sich der Frachtraum auf 829 Liter.

Was ihn antreibt: Da können wir es kurz machen, denn für den Aygo X bietet Toyota ausschließlich eine Motorisierung an – einen Einliter-Dreizylinder-Benziner mit 53 kW/72 PS, ohne Turboaufladung, und auch das markentypische Hybridsystem geht dem Antrieb ab. Das Getriebe beschränkt sich auf fünf Gänge. Wer vom Selberschalten nichts hält, kann auf eine stufenlose CVT-Automatik zurückgreifen. Der Aufpreis beträgt 1100 Euro, ausgenommen von der Option ist nur das Basismodell.

Wie er sich fährt: Das bevorzugte Habitat des Aygo X ist die Stadt. Im urbanen Umfeld fühlt er sich wohl, hier kommen ihm die Charakteristik als automobile Kurzware und die bemerkenswerte Wendigkeit zugute. Gleichzeitig hält sich der kleine Dreiender unter der Haube hier akustisch noch zurück. Das ändert sich, wenn man den Toyota-Mini auf die Autobahn steuert und auf Richtgeschwindigkeit oder gar die Spitze von 158 km/h beschleunigt. Dann wird er arg laut. Zeit nimmt er sich außerdem, der “Sprint” – bewusst setzen wir das in Anführungszeichen – von 0 auf 100 km/h dauert 15,6 Sekunden. Das bescheidene Drehmoment von 93 Newtonmetern liegt erst bei 4400 Touren an, man ahnt, was das für die Praxis bedeutet, ohne emsige Schalterei geht es nicht, gerade auf Bergaufstrecken, Überholvorgänge wollen grundsätzlich gut geplant sein.

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Ganz und gar nichts auszusetzen gibt es aber an der präzisen Lenkung, der recht manierlichen Federung und der Agilität, mit der das kleine Auto die Kurve kriegt. Zudem beschäftigt der Aygo X ein im Segment unüblich breit aufgestelltes Personal an Fahrhelfern. Das Assistenzpaket “Safety Sense” gehört zur Serienausstattung, es umfasst neben Fußgänger- und Radfahrererkennung auch einen Abstandstempomat sowie einen Spur- und Fernlichtassistenten. Nicht immer richtig reagiert hat die ebenfalls zugehörige Verkehrszeichenerkennung, Zusatzschilder, die ein Tempolimit zeitlich begrenzt einrichten, kann sie nicht lesen, daraus entstehen mitunter Irritationen.

Was er verbraucht: Maximale Bedachtsamkeit belohnt der Aygo X mit Werten unter vier Litern pro 100 Kilometern. “Pedal to the metal” kostete uns 5,5 l/100 km. Als alltagskonform-realistischen Schnitt schrieben wir 4,7 l/100 km auf. Das liegt tatsächlich noch unterhalb des Normwerts von 4,8 bis 5,0 l/100 km.

Was er bietet: Das Basismodell bringt neben dem genannten umfangreichen Safety-Sense-Paket als wichtigstem Feature unter anderem Klimaanlage sowie elektrisch einstell- und beheizbare Außenspiegel mit. Ab “Play” kommt das 7-Zoll-Multimediasystem mit Apple CarPlay, Android Auto und Rückfahrkamera hinzu. Leichtmetallfelgen, Zweifarblackierung, Sitzheizung und das mittlere 8-Zoll-Infotainment gibt es ab “Pulse”. Das Topmodell heißt “Explore” und macht sich unter anderem Klimaautomatik, Smart-Key-System, 9-Zoll-Navi-Multimediasystem sowie Bi-LED-Scheinwerfer zu eigen. Als “Air” wird der Aygo X zum Semi-Cabrio mit Canvasfaltdach.

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Was er kostet: Ab 15.890 Euro. Die Spitzen-Variante “Explore” kommt auf 21.230 Euro. Für das Upgrade zum “Air Explore” berechnet Toyota einen Tausender.

Was wir meinen: Gut, dass es noch Kleinstwagen wie den Aygo X gibt! Das expressive Design ist zwar Geschmackssache. Unstrittig punkten kann Toyotas Kleinster aber mit seiner umfangreichen Sicherheitsausstattung, der guten Bedienbarkeit und multimedialen Kompetenz, außerdem mit wendigem Fahrverhalten sowie, nicht zuletzt, günstigen Verbrauchswerten. Leben muss man mit dem eher betulichen und lauten Motor.

Ulla Ellmer

Die Daten des Toyota Aygo X

Antrieb: Frontantrieb, manuelles Fünfganggetriebe

Motor Otto

Hubraum 998 ccm

Zylinder 3

Leistung 53 kW/72 PS bei 6000/min

max. Drehmoment 93 Nm bei 4400/min

Höchstgeschwindigkeit 158 km/h

Beschleunigung 0 – 100 km/h 15,6 sec

Normverbrauch WLTP 5,0 – 4,8 l/100 km

Testverbrauch 4,7 l/100 km

CO2-Emission 114 – 108 g/km

Schadstoffnorm Euro 6 AP

Energie-Effizienzklasse k.A.

Länge 3,70 m

Breite 1,74 m

Höhe 1,51 m

Sitzplätze 4

Gepäckraum 231 bis 829 l

Kraftstoff-Tank 35 l

Leergewicht 1015 kg

zulässiges Gesamtgewicht 1360 kg

Anhängelast ­-

Versicherungs-Typklassen 16 (KH), 15 (TK), 18 (VK)

Preis ab 15.890 Euro

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