Vor 50 Jahren löste ein kräftiger Regenschauer auf der Nürburgring-Nordschleife im Feld der Formel Super V schon in der ersten Runde einen Massenunfall mit verheerenden Folgen aus.
Ostern 1973, traditionell der Termin für das 300 km-Rennen auf der Nürburgring-Nordschleife. Neben Sport- und Tourenwagen sowie Formel 3 starteten auch knapp 40 Formel Super V-Piloten zu ihrem EM-Lauf über 4 Runden. Es war bewölkt, aber trocken. Alle hatten sich für Slicks entschieden.
Passiert war dies: Auf der schnellen Geraden zur Döttinger Höhe traf ein plötzlicher Regenschauer das herannahende Feld. Sofort gerieten mehrere Autos in Trudeln und kollidierten bei mehr als 200 km/h. Zuerst flog Super V-Neuling Ulrich Schickentanz (ein Bruder des Porsche-Piloten Clemens Schickentanz) quer durchs Feld gegen die Leitplanken und wieder zurück, wobei es seinen Kaimann-Rennwagen in zwei Teile zerriss.
Vier weitere Konkurrenten verloren ebenfalls die Bodenhaftung und krachten in- und aufeinander. Darunter auch der EM-Leader Greger Kronegaard und der Deutsche Peter Cramer. Kronegaards Lola fing sofort Feuer und nur dem beherzten Eingreifen der Konkurrenten Cramer und Gschwendtner war es zu verdanken, dass der Schwede nicht tödliche Bandverletzungen erlitt.
Cramer schilderte mir seinerzeit, wie er den katastrophalen Unfall erlebt hat. «Es war ein absolutes Horror-Szenario, so schlimm, wie man sich das kaum vorstellen kann. Die Unfallstelle glich einem Trümmerfeld, verletzte Fahrer liefen umher, überforderte Streckenposten leisteten erste Hilfe so gut es eben ging. Und dann landeten Kronegaard und ich auch noch im Adenauer Hospital im selben Zimmer. Dort wollte uns zu allem Überfluss ein Geistlicher die letzte Ölung verpassen, wogegen ich aber sofort energisch protestiert habe.»
Am schlimmsten erwischte es Uli Schickentanz, er musste schwerstverletzt nach Köln in die Uni-Klinik ausgeflogen werden. Dort diagnostizierten die Ärzte neben einer schweren Gehirnerschütterung komplizierte Becken-, Bein- und Fuß-Frakturen. Vier Tage lang bestand akute Lebensgefahr, das besonders arg ramponierte rechte Bein des 20-jährigen Rennfahrers machte den Medizinern die größten Sorgen. Erst nach vier Tagen war Schickentanz einigermaßen stabil.
Auch hier kam es zur Groß-Kollision mit einem halben Dutzend Rennwagen, Feuer und schlimmen Verletzungen. Danach sprachen Sportbehörde und Formel V-Verband ein Machtwort und erließen strengere Sicherheits-Bestimmungen für die Rennwagen und die Qualifikation der teilnehmenden Piloten. Und tatsächlich blieben in den folgenden Jahren schwere Massenkarambolagen aus.