Der Anführer einer Hells Angels-Gang, der deutsche Staatsbürger Frank Hanebuth (l) kommt zum Nationalen Gericht in San Fernando de Henares, in der Nähe von Madrid, Spanien.
Der fast zwei Meter große ehemalige Boxer, der vor knapp zehn Jahren, im Sommer 2013, bei einer spektakulären Razzia auf Mallorca zusammen mit mehreren mutmaßlichen Mittätern unter Vorwürfen wie Bildung einer kriminellen Vereinigung, Zuhälterei, Drogenhandel und Bedrohung festgenommen worden war, beteuerte vor den zahlreich erschienenen Journalisten: «Ich bin froh, dass es endlich losgeht.»
Die Staatsanwaltschaft fordert für Hanebuth insgesamt 13 Jahre Haft. Die ihm und den anderen Angeklagten zur Last gelegten Straftaten sollen in den Jahren 2009 bis 2013 auf Mallorca begangen worden sei – vor allem an der Playa de Palma, dem berühmten «Ballermann». Hanebuth soll die Hells Angels auf der Ferieninsel angeführt haben.
Unter den Mitangeklagten sind überwiegend Deutsche, aber auch Türken, Spanier und Luxemburger. Einige schalteten sich per Video zu, vier blieben dem Gericht am Montag nach Justizangaben unentschuldigt fern und werden nun gesucht. Die geforderten Freiheitsstrafen summieren sich auf knapp 300 Jahre. Die höchsten Strafen haben zwei Brüder zu befürchten, für die 28 Jahre und 6 Monate sowie knapp 24 Jahre Haft gefordert werden. Der Prozess läuft bis zum 10. Februar. Die Verkündung des Strafmaßes wird aber Wochen, vielleicht sogar Monate auf sich warten lassen.
Hanebuth erschien am ersten Tag pünktlich im schwarzen Wintermantel und mit blauverspiegelter Sonnenbrille. Während der langen Wartezeit plauderte er locker mit einigen Personen im Zuschauerraum, es wurde sogar laut gelacht. Er soll an einem der ersten Verhandlungstage aussagen, wie seine Anwältin der dpa sagte. Wann genau, stehe aber noch nicht fest.
Seit der Rückkehr wohnt Hanebuth in der Nähe von Hannover. 2017 sorgte seine Heirat für Aufsehen. Weil Hunderte Gäste und Schaulustige kamen, musste die Polizei kurzfristig Straßen sperren. Blicken ließ sich der Ex-Rocker-Boss auch im Steintorviertel, dem Rotlichtviertel von Hannover. Bei Facebook betreibt er eine Seite als Person des öffentlichen Lebens. Er unterschreibt mit Frank 818. Die Abkürzung 81 steht oft für die Initialen der Hells Angels, der vor Jahrzehnten in Kalifornien gegründeten Organisation, deren Mitglieder hinten auf der Kutte einen geflügelten Totenkopf trugen.
In Deutschland hat sich Hanebuth vor Gericht bisher nie derart gravierenden Vorwürfen stellen müssen wie in Spanien. Im November wurde er am Landgericht Hannover wegen Beihilfe zur gefährlichen Körperverletzung in einem minder schweren Fall sowie Besitzes von Elektroimpulsgeräten und scharfer Munition zu einer Geldstrafe von 4800 Euro verurteilt. Seine Anwälte legten aber Revision ein.