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Helden auf Rädern: Cizeta V16T - CLASSIC

Wenn man mit Zwölfzylindern aufwächst, wird es schwer, noch eins draufzusetzen. Außer, man probiert etwas völlig Neues. Gerade dieser konstruktive Wahnsinn machte den Cizeta so interessant – und das ganze Projekt zu einem großen Wagnis.

Der Cizeta ist so eng mit der Geschichte von Lamborghini verbandelt, dass man für diese Geschichte in der Frühzeit Letzterer einsteigen muss. Denn in Sant’Agata Bolognese arbeitete ein gewisser Claudio Zampolli als Konstrukteur. Und wir erinnern uns: Der Miura hatte einen V12 im Heck quer eingebaut, was natürlich eine ziemlich wilde Getriebekonstruktion erforderte: wenig Platz, dafür viel Leistung – das musste man erst einmal haltbar hinbekommen. Jedenfalls wurde besagter Zampolli Ende der 1970er-Jahre dann dazu verdonnert, nach Amerika zu gehen, um dort offizielle Dependancen für Ferrari und Lamborghini aufzubauen. Zwar gab es vorher schon vereinzelt Countachs im Land der begrenzten Unmöglichkeiten. Die damaligen Importeure hatten das Geschäft aber in alter Glücksritter-Manier eher dubios geführt, und die verkauften Autos waren natürlich ohne offizielles Werkstattnetz relativ schnell ziemlich hilflos. helden auf rädern: cizeta v16t - classicJedenfalls dürfte Claudio nach seinem Umzug nach Los Angeles entdeckt haben, wie groß der dortige Markt für Exoten ist, die nicht aufregend genug sein konnten. Und nach einigen Jahren in diesem Business formte sich in seinem Kopf die Idee für einen Überdrüber-Sportwagen, wie ihn die betuchte Klientel noch nicht gesehen hat. Lange bevor Turbos in Mode kamen, war es natürlich relativ schwer, neue Superlativen bieten zu können, wo der Zwölfzylinder schon als das absolute Limit galt. Aber weil Mehr schließlich immer besser ist, war die Entscheidung für einen V16 mehr als nur logisch. Wenn man sich die Abmessungen eines solchen Motors vorstellt, ergibt das natürlich schnell gewisse Limitierungen. Längs eingebaut, würde so ein Monster inklusive Getriebe schnell einmal mehr Platz benötigen als ein vernünftig konzipiertes Sportauto bieten könnte. Quer eingebaut indes hätte man dann das Problem, das kein Platz mehr am Ende der Kurbelwelle für ein Getriebe übrig sei – außer man ginge von einer Fahrzeugbreite von drei Metern aus. Zampolli hatte aus der Causa Miura aber genug gelernt, um auf den für Italiener einzig logischen Schluss zu kommen: Man kombiniere einfach beide Lösungen. helden auf rädern: cizeta v16t - classicDazu kam eine Bauart zum tragen, die es so nie wieder geben sollte: In der Mitte des Motorblocks war der Ausgang zur Kupplung angebracht. Es gab also gleich eine 90-Grad-Drehung, womit das Getriebe an den quer eingebauten Motor der Länge nach angeflanscht werden konnte. Um dies zu realisieren, engagierte Zampolli mit Oliviero Pedrazzi einen weiteren Spezi aus seinen Lamborghini-Tagen, der ein echte Sahnestück an Technik aufs Reißbrett zauberte. So hat der Sechzehnzylinder zum Beispiel nicht eine Kurbelwelle, sondern tatsächlich zwei, und zwischen den zwei quasi getrennt voneinander agierenden Achtzylindern steckt eben besagtes Zahnradpaar für die Leistungsabgabe an die Schaltbox. Um hier etwas präziser zu werden: Pedrazzi verwendete als Basis tatsächlich zwei V8 mit jeweils drei Litern Hubraum aus dem Lamborghini Uracco. Der Motorblock an sich ist aber ein komplettes Teil, dafür gibt es vier Zylinderköpfe, acht Nockenwellen und eben auch zwei Kurbelwellen. Das ergab alles in allem jedenfalls sechs hochdrehende Liter Hubraum und an die 540 PS, was vor fast 40 Jahren völlig aus der Welt gewirkt haben muss. helden auf rädern: cizeta v16t - classicKurz gesagt: Dieser Wahnsinn war schon an sich dermaßen irre, dass sich das Ding ja von alleine verkaufen müsste. Es galt jetzt nur mehr, das Ganze irgendwie zu finanzieren. Auftritt Giorgio Moroder, ein seinerzeit erfolgreicher Komponist und Grammy-Gewinner, der wohl aus alter Verbundenheit zur alten Heimat schnell Feuer und Flamme für das Projekt war. Er kam gerade rechtzeitig, denn die Technik war zwar schon weitgehend fertig, aber eine passende Hülle fehlt noch. Also verpflichtete man Marcello Gandini, ein alter Spezi von Zampolli und bereits durch seine Arbeit am Countach weitgehend mit der Formgebung von Supersportwagen betraut. Es darf also nicht sonderlich verwundernd wirken, dass der fertige V16T getaufte Wagen eine gewisse Ähnlichkeit mit dem Diablo hatte, an dem Gandini nebenbei auch arbeitete. Es wird sogar gerne erzählt, dass er für Moroder einfach einen Entwurf verwendete, der den damaligen Lambo-Eignern aus Detroit (damals gehörten die Italiener zu Chrysler) schlicht zu radikal war. Dennoch ist die Grundform verblüffend ähnlich, und so fehlt es nur mehr an einem fetzigen Namen. So ist Cizeta schlicht die italienisch gesprochene Version der Initialen Claudio Zampollis (ci zeta), wobei das „T“ nach „V16“ nicht für Turbo steht, sondern für die Einbauart des Motor: transversale. helden auf rädern: cizeta v16t - classic 1988 war es dann schließlich soweit und der Cizeta-Moroder V16T präsentierte sich am Genfer Automobilsalon der Öffentlichkeit. Gebaut werden sollte das Monster natürlich im Herzen der automobilen Oberhelden, mitten in Modena, wenn, ja wenn die Welt wirklich reif gewesen wäre für solche Extreme. So gestaltete sich nicht nur der Serienanlauf schwieriger als erwartet. Es gab auch immer wieder Verzögerungen der Markteinführung, Überarbeitungen des Designs und andere bittere Pillen, weswegen Moroder bald die Lust auf das Projekt verlor und den Stecker zog. Den fahrfertigen Prototypen behielt er sich, Zampolli hingegen durfte sich künftig alleine um die Angelegenheiten der Firma kümmern – mit mäßigem Erfolg. Bis zur endgültigen Zahlungsunfähigkeit 1995 verließen gerade einmal acht Stück die Werkshalle. Für Claudio war die Geschichte damit aber noch nicht vorbei.

Nach seiner Rückkehr nach Kalifornien bemerkte er im Rahmen seiner neuen Tätigkeit als Fachwerkstatt für europäische Exoten nämlich, dass es doch noch Leute gäbe, die sehr gerne einen Cizeta hätten. Also baute er daheim in L.A. fortan auf Kundenwunsch noch V16T, die auch kein Problem damit hatten, dass der Kaufpreis mit mindestens 649.000 Dollar sogar noch höher lag als der für das Serienfahrzeug festgesetzte Tarif von vergleichsweise bescheidenen 300.000 Dollar.helden auf rädern: cizeta v16t - classichelden auf rädern: cizeta v16t - classichelden auf rädern: cizeta v16t - classichelden auf rädern: cizeta v16t - classichelden auf rädern: cizeta v16t - classichelden auf rädern: cizeta v16t - classichelden auf rädern: cizeta v16t - classichelden auf rädern: cizeta v16t - classichelden auf rädern: cizeta v16t - classichelden auf rädern: cizeta v16t - classic

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