Mit dem E-Auto-Markt ist auch der Ausbau des Teslawerks Grünheide ins Stocken geraten. Tesla hat dennoch vor, seine Fabrik bei Berlin auszubauen – unter bestimmten Bedingungen.
- Deutlich weniger E-Autos neu zugelassen
- Größerer Absatzmarkt in Aussicht?
- Antrag auf Genehmigung für den Ausbau in Stufen
- Startschwierigkeiten und wachsender Widerstand
- Die E-Auto-Reichweiten-Elite
- Umweltschützer haben Bedenken
- Tesla weist Umwelt-Vorwürfe zurück
Teslas geplanter Ausbau der Gigafactory Grünheide zieht sich weiter in die Länge. Foto: Maja Hitij/Getty Images
Deutlich weniger E-Autos neu zugelassen
Der Tesla-Werksleiter macht damit nicht nur deutlich, dass der Bau einer weiteren Fabrik mehrere Milliarden Euro kosten würde, sondern nennt auch die Bedingungen für einen solchen. “Wir können aufs Gas treten, wenn wir merken, dass wir es brauchen”, sagte Thierig, der seit knapp 25 Jahren in der Automobilindustrie arbeitet. “Wir produzieren nach wie vor fünf Tage in der Woche dreischichtig und könnten jederzeit wieder hochlaufen.” Derzeit ist das allerdings nicht denkbar, denn der Elektroautomarkt befindet sich in einer Flaute. In den ersten sechs Monaten dieses Jahres lag die Zahl der Neuzulassungen in Deutschland im Elektrobereich bei 184.125, darunter 21.249 Tesla-Autos, wie aus Zahlen des Kraftfahrtbundesamts hervorgeht. Im Vorjahreszeitraum sah es besser aus: Es wurden 220.244 E-Fahrzeuge zugelassen, darunter 36.384 Teslas.
E-Autos bei Carwow: Hier finden Sie Top-Angebote
Carwow sucht für Sie die besten Angebote lokaler Händler – Sie suchen sich einfach den Top-Preis aus. Das gilt auch für die derzeit sehr beliebten E-Autos. Für diese Fahrzeuge streichen Sie zusätzlich satte Rabatte und Prämien ein.
Zum Angebot: E-Autos bei Carwow
Größerer Absatzmarkt in Aussicht?
Das von Tech-Milliardär Elon Musk geführte Unternehmen schloss das zweite Quartal in Folge weltweit mit Gewinnrückgang ab. Der zuvor geplante Stellenabbau bei Tesla hatte auch Folgen für Grünheide: “Unsere Planung Anfang des Jahres prognostizierte ein deutlich stärkeres Wachstum, das sich nicht eingestellt hat”, sagte Thierig. “Wir haben die 400 Arbeitsplätze recht schnell und geräuschlos mit einem attraktiven Abfindungsprogramm abgebaut. “Als positives Signal verweist er auf die Produktion für die Britischen Inseln. “Dadurch, dass wir jetzt auch den Rechtslenker-Markt in Großbritannien und Irland aus Berlin heraus bedienen, haben wir aber einen größeren Absatzmarkt, auf den wir direkt zugreifen.”
Antrag auf Genehmigung für den Ausbau in Stufen
In Grünheide in Brandenburg stellt Tesla seit mehr als zwei Jahren Elektroautos her. Dort arbeiten nach Unternehmensangaben knapp 12.000 Beschäftigte. Der Autobauer will die Produktion von hochgerechnet über 250.000 Autos im Jahr perspektivisch auf eine Million Fahrzeuge im Jahr hochfahren. Der erste Antrag auf die umweltrechtliche Genehmigung beim Land Brandenburg zum Ausbau ist gestellt, verzögert sich aber. Dabei geht es zunächst nur um Baumaßnahmen an bestehenden Gebäuden – dafür erteilte das Landesumweltamt eine vorläufige Genehmigung. “Wir rechnen damit, dass die erste Teilgenehmigung im September oder Oktober kommen wird”, sagte Thierig. Einen ähnlichen Zeitplan nennt das Landesumweltamt. Zwei weitere Anträge sind bisher geplant, dazu würde auch der für die Genehmigung einer neuen Fabrik zählen.
Startschwierigkeiten und wachsender Widerstand
Der Start ins Jahr 2024 war holprig. Rund zwei Wochen ruhte die Fertigung im Januar und Februar, weil Bauteile wegen der Angriffe der jemenitischen Huthi-Miliz auf Schiffe im Roten Meer fehlten. Zudem wächst der Protest gegen das US-Unternehmen. Seit Februar campieren Umweltaktivisten im Wald nahe der Fabrik, um gegen eine Erweiterung mit Waldrodung und neuem Güterbahnhof sowie gegen den Wasserverbrauch zu protestieren. Nach einer Bürgerbefragung in Grünheide, die sich mehrheitlich gegen die Erweiterung aussprach, soll weniger Wald gerodet werden.Im März kam es in der Nähe der Fabrik zu einem Anschlag auf die Stromversorgung von Tesla. Die Autoproduktion lag wegen eines Stromausfalls fast eine Woche lang auf Eis. Im Mai versuchten Umweltaktivisten bei Protesttagen, das Tesla-Gelände zu stürmen. Im Juni stand die Produktion erneut still – laut Tesla wegen interner Optimierungen. Der Autobauer hat mehr Automatisierung eingeführt: Bisher transportierten zum Beispiel Gabelstapler im Karosseriebau Teile, nun läuft das vollautomatisch.
Die E-Auto-Reichweiten-Elite
Modell |
Reichweite nach WLTP |
Preis |
|
---|---|---|---|
Mercedes EQS 450+ |
bis zu 784 km |
ab 103.832 € |
Zum Angebot |
Tesla Model S Long Range |
bis zu 663 km |
ab 102.970 € |
|
BMW iX xDrive50 |
bis zu 630 km |
ab 91.800 € |
|
|
bis zu 614 km |
ab 46.970 € |
|
Ford Mustang Mach-e |
bis zu 610 km |
ab 46.427 € |
|
BMW i4 eDrive40 |
bis zu 590 km |
ab 46.401 € |
|
Tesla Model X |
bis zu 580 km |
|
|
VW ID.3 |
bis zu 550 km |
ab 33.259 € |
|
Polestar 2 |
bis zu 540 km |
ab 48.990 € |
|
Skoda Enyaq iV |
bis zu 536 km |
ab 32.897 € |
Umweltschützer haben Bedenken
Derzeit laufen die Planungsarbeiten für einen neuen Güterbahnhof. Dafür muss Wald gerodet werden, der im Besitz des Landes ist. “Für den Kauf sind wir im Gespräch mit dem Forst”, sagte Thierig. Der Finanzausschuss des Brandenburger Landtags muss grünes Licht geben – offen ist, ob das noch in dieser Wahlperiode etwas wird. “Dann hätten wir eine Chance, den Kauf eventuell in diesem Jahr noch abzuschließen.” Von Umweltschützern und Anwohnern gibt es große Bedenken, auch weil das Werk zum Teil im Wasserschutzgebiet liegt. Der Verbrauch von Frischwasser lag im vergangenen Jahr bei unter 500.000 Kubikmeter, das ist deutlich weniger als die vereinbarte Wassermenge pro Jahr.
Tesla weist Umwelt-Vorwürfe zurück
Jedes Auto verbrauche laut Tesla 1,8 Kubikmeter Wasser. Das liege deutlich unter dem Schnitt der Autoindustrie, betont das Unternehmen. Der deutsche Autobauer BMW verbrauchte nach eigenen Angaben im Jahr 2023 pro produziertem Fahrzeug 1,78 Kubikmeter Trinkwasser. Tesla will für den Ausbau nicht mehr Wasser verbrauchen als bisher. Die vertraglich gesicherte Menge reiche auch für eine Million Autos, “weil wir in Zukunft nicht nur unser Prozesswasser, sondern auch unser Sanitärabwasser in der Fabrik recyceln wollen”, so Thierig. Den Protest sieht er kritisch: “Wir bauen hier Elektroautos, wir sind keine Ölraffinerie oder was auch immer.” Das Protestcamp besteht weiter im Wald nahe der Fabrik. (Mit Material der dpa.)