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Gröditz: Die ersten Mieter ziehen ins E-Mobil-Haus

In Gröditz entsteht das erste Haus, dessen Parketage komplett auf Elektro-Autos vorbereitet ist. Warum die Bewohner schon vor Mietbeginn hinein dürfen.

gröditz: die ersten mieter ziehen ins e-mobil-haus

Janine Hauptvogel und Thomas Borstnitz dürfen in ihrer neuen Wohnung im ersten Gröditzer E-Mobil-Haus vieles mitbestimmen und selbst gestalten, so wie hier das Laminat. © Jörg Richter

Gröditz. Von außen sieht das erste Gröditzer E-Mobil-Haus noch wie eine Baustelle aus. Ringsherum stehen Gerüste. Bauleute bewegen sich darauf und kleben graue Dämmplatten an die Fassade. Auf der anderen Straßenseite warten mehrere Paletten mit Pflastersteinen darauf, aufgerissen zu werden, um mit dem Pflastern zu beginnen.

Auch in der unteren Etage des Neubaus, wo mal die Autos der Bewohner untergestellt werden sollen, ist daran momentan nicht zu denken. Im Treppenhaus brennt kein Licht. Es ist staubig. Die Edelstahlgeländer sind noch mit Pappe verpackt. Auf dem Boden liegt Malervlies aus.

Die meisten Wohnungstüren sind verschlossen, ein paar aber auch einen Spalt weit geöffnet. Stimmen sind zu hören. Sie stammen aber nicht von den Bauarbeitern, sondern von den Leuten, die hier einziehen wollen. Bauherr Henry Wendt hat seinen künftigen Mietern gestattet, dass sie ihre Wohnung schon herrichten können. So wie sie es wollen.

Erstmieter durften mitbestimmen

Auch Janine Hauptvogel und Thomas Borstnitz sind fleißig am Werkeln. Sie streicht und er verlegt in der Stube die Laminatplatten. Letzteres hat das Paar selbst aussuchen dürfen. Als Erstmieter hatten sie das große Glück, viele Dinge mitbestimmen zu können. Der 36-Jährige zeigt auf eine Trockenbauwand. Sie ist so errichtet worden, dass die Küche etwas schmaler ist. Dafür ist im benachbarten Schlafzimmer mehr Platz.

Tapeten und Farbe sind schon an den Wänden. Das Laminat ist auch bald fertig. “Langsam nimmt unsere Wohnung Gestalt an”, sagt Janine Hauptvogel. Die ersten Möbel stehen auch schon bereit. Am Wochenende soll die Küche geliefert und eingebaut werden. “Dann wollen wir auch das erste Mal hier übernachten”, verrät die 26-Jährige.

Sie und ihr Thomas sind seit drei Jahren ein Paar. Umso mehr freuen sie sich auf die ersten gemeinsamen vier Wände. “Es ist schön, wenn man etwas gemeinsam aufbauen kann”, sagt Janine Hauptvogel. Dass das Haus noch eine Baustelle ist, stört das Paar nicht. Der Mietvertrag beginnt erst ab April.

Die Nachfrage für diese schicken Wohnungen muss hoch gewesen sein. “Wir mussten eine richtige Bewerbung schreiben”, erzählt die ausgebildete Erzieherin. Henry Wendt konnte sich seine Mieter aussuchen. Etwa 60 Anfragen habe es bereits vor Baubeginn gegeben, sagt er. – Dass die junge Frau als Sozialarbeiterin im Ort arbeitet und ihr Freund Elektriker in den hiesigen Schmiedewerken ist und sie zusammen ein gutes und verlässliches Einkommen haben, dürfte dabei keine unwesentliche Rolle gespielt haben.

Wendt selbst hatte bereits vor dem ersten Spatenstich gesagt, dass er in diesem Haus gern eine bunte Mischung aus jungen Paaren, Familien und Senioren haben möchte. So sei es auch gekommen, bestätigt der Unternehmer. Viele Mieter seien um die 30, einige bis Mitte 40, ein paar um die 60 und drei sogar über 80. “Mein ältester Mieter ist 96 Jahre alt”, berichtet er. In diesem Alter noch einmal umzuziehen, sei enorm.

    Der Bauherr freut sich auch, dass viele Kinder in das neue Mehrfamilienhaus einzuziehen. Für die Erwachsenen sei im Außenbereich eine Sitzecke geplant, für die Knirpse ein Sandkasten.

    Das Haus, das sich am Rande des Marktplatzes befindet, ist ein bislang einzigartiges Gebäude – in Gröditz und darüber hinaus. Es ist das erste Mehrfamilienhaus, in dem für jede Mietpartei ein Garagenplatz für ein Elektroauto vorgesehen ist. Zwar fahren von den Erstmietern nur drei ein Hybrid-Auto, aber Wendt sei es wichtig gewesen, für die Zukunft vorzusorgen.

    Niedrige Heizkosten erwartet

    Über die brauchen sich die Mieter keine Sorgen zu machen – zumindest was die Nebenkosten betrifft. Die Fußbodenheizung wird durch Luftwärmepumpen versorgt, jede Wohnung hat eine Lüftung und die Fenster sind mit Dreifachverglasung ausgestattet. “Wir werden in dem Gebäude sehr niedrige Heizkosten haben”, sagt Henry Wendt voraus.

    Dass das E-Mobil-Haus kurz vorm geplanten Mietstart am 1. April noch eine Baustelle ist, habe am Wetter gelegen. “Es hat uns einen Strich durch die Rechnung gemacht”, sagt Wendt. “In den letzten Jahren waren wir gewöhnt, dass die Winter mild und trocken sind.” Diesmal war es nicht so, was bei einigen Gewerken zu Verzögerungen führte.

    In der nächsten Woche sollen die Bauarbeiten im Wesentlichen beendet werden, so Wendt. Die Malerarbeiten seien absichtlich erst im Mai vorgesehen. Der Unternehmer will abwarten, bis alle eingezogen sind. Er will vermeiden, dass das frisch gestrichene Treppenhaus durch Möbelträger beschädigt wird. Das sei so mit den Mietern abgestimmt worden.

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