Die EU-Kommission will erreichen, dass Autofahrer in ganz Europa ab dem 70. Lebensjahr regelmäßig ihre Fahrtauglichkeit nachweisen. Alle Infos!
Seit 2013 wird in Deutschland der Führerschein auf maximal 15 Jahre Laufzeit ausgestellt. Geht es nach der EU-Kommission, soll sich das in Zukunft ändern. Wird der Plan umgesetzt, müssten alle Senioren in Europa mit dem 70. Lebensjahr ihre Fahrtauglichkeit regelmäßig nachweisen. Diese Prüfung müsste alle fünf Jahre wiederholt werden. Die Maßnahme ist Teil eines ganzen Bündels von Neuerungen rund um den EU-Führerschein.
Über die Verkehrstauglichkeit alter Autofahrer gibt es unterschiedliche Ansichten. Tatsache ist: Die körperlichen Fähigkeiten, zum Beispiel Reaktions- und Sehvermögen, lassen mit dem Alter nach. Und vielen Senioren fällt es schwer, den Führerschein und damit auch die persönliche Freiheit der unbegrenzten Mobilität aufzugeben. Erst wenn ein alter Autofahrer im Straßenverkehr durch gefährliches Verhalten aufgefallen ist, kann die Verkehrsbehörde die Fahrerlaubnis zwangsweise einziehen.
Auch Auffrischungskurse empfiehlt die Kommission
Ziel der EU-Kommission grundsätzlich ist, die Zahl der Verkehrstoten auf europäischen Straßen bis 2030 zu halbieren. 2022 kamen rund 20.600 Menschen im Straßenverkehr ums Leben. Bis 2050 soll es keine Verkehrstoten mehr geben. Ein Schritt auf diesem steilen Weg ist der Senioren-Check. Die Änderung der EU-Führerscheinrichtlinie sieht vor, dass Pkw- und Motorrad-Führerscheine nur noch über einen Zeitraum von zehn Jahren gültig sind. Ab dem 70. Lebensjahr wird diese Frist um fünf Jahre verkürzt. Wie eine Fahrtauglichkeitsprüfung für alte Autofahrer aussehen soll, legt der Entwurf nicht exakt fest. Die Umsetzung ist wie immer Sache der Mitgliedsstaaten. Empfohlen werden “eine regelmäßige medizinische Untersuchung und andere Maßnahmen wie etwa Auffrischungskurse”, heißt es in dem betreffenden Entwurf.
Die EU-Kommission definiert sehr exakt medizinische Kriterien, denen auch Senioren am Steuer zu genügen haben: Demnach müssen 70-jährige Autofahrer mit Brille oder Kontaktlinsen mindestens 0,5 Dioptrien aufweisen, damit ihr Führerschein um weitere fünf Jahre verlängert wird. Bei einer Augenkrankheit muss der Autofahrer ein ärztliches Attest vorlegen, ebenso bei Herz-Kreislauf-, Nerven-, Epilepsie-Erkrankungen.
Seitenlange Liste der medizinischen Kriterien
Bei Krankheiten des Bewegungsapparats, die beim Autofahren behindern können, wird eine Verlängerung nicht empfohlen. Das gilt auch für schwere Diabetes, schwere kognitive und intellektuelle Störungen und Demenz sowie Alkohol- und Drogenmissbrauch. Die detaillierte Liste umfasst mehrere Seiten (106ff). Im Prinzip werden dieselben medizinischen Anforderungen an die Verlängerung der Fahrerlaubnis gelegt wie an die Erstausstellung. Offenbar denkt die Kommission nicht zwingend an eine Prüfung, eher an eine Inaugenscheinnahme: Wer den Führerschein verlängern will, muss vorsprechen und versichern, dass er die Fahrtauglichkeit besitzt. Das entspräche dem Prinzip der Freiwilligkeit, das in Deutschland bisher noch sehr weit ausgelegt wird. Ob tatsächlich alle fünf Jahre eine verpflichtende Untersuchung durchgeführt wird, muss jeder Mitgliedsstaat selbst entscheiden. Übrigens: In den meisten EU-Ländern müssen Senioren bereits regelmäßig zum Fahrtauglichkeits-Check. Deutschland ist einer der wenigen Staaten, die bisher keine Bedingungen stellen.