BYD

Tesla

Freitag Magazin: 2023 könnte für Tesla äußerst schwierig werden (Preis-Update Tesla). CAM: Globale Absatztrends zeigen extremes Wachstum bei BYD. Deutsche OEMs unter Druck.

2023 könnte für Tesla äußerst schwierig werden.

Tesla, so scheint es, wird derzeit belagert. Tatsächlich haben sich die Fundamentaldaten des weltweiten Elektroauto-Marktes zum Schlechteren gewandelt. In Norwegen und Deutschland haben sich die Subventionen drastisch verringert, in den USA wird das Unternehmen derzeit von staatlicher Seite weitgehend aussen vor gelassen und auch in China läufts nicht wirklich rund.

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Wird als erstes Elektrofahrzeug von BYD die SIXT-Flotte u.a. in Deutschland verstärken: der BYD ATTO 3.

Die Märkte sind in Aufruhr

Zwar könnte Teslas Produktionskapazität in Shanghai ohne große Probleme auf 1 Mio. Fahrzeuge/Jahr (derzeit rund 750.000) erweitert werden, aber der Absatz könnte in vielen Märkten, nicht nur in China stagnieren. In China war die Musk-Company bereits dazu gezwungen, die Preise seiner beiden Erfolgsmodelle Model 3 und Model Y drastisch zu senken. Was vor allem diejenigen erzürnte, die vor der Preissenkung ihre Fahrzeuge gekauft hatten. Vor allem die chinesischen Wettbewerber sind im Januar bereits mit ihren Verkäufen davongeeilt. Tesla rangierte beim Absatz Anfang des Jahres in der Nähe von BMW und somit im unteren Mittelfeld.

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Die „Blade-Batterie“ von BYD: strukturelle Eigenschaften wie die 4680er-Pack von Tesla aber günstiger.

Ganz oben: BYD

Letztes Jahr tobte noch die Diskussion darüber, ob BYD Tesla bereits überholt hätte. Was natürlich genaugenommen nicht stimmte. Bei den reinen Stromern (BEVs) war Tesla 2022 Weltmarktführer. Aber BYD ist den Amerikanern dicht auf den Fersen und dürfte 2023 zum Überholen ansetzen. Das hat ein paar ganz grundlegende Gründe.

Warum BYD Tesla überholen wird

Tesla verlässt sich zu sehr auf Fahrzeuge im höheren Preissegment. Model Y und 3 sind sicherlich Massenmodelle, aber in einem sich abkühlenden Weltwirtschaftsumfeld sind zukünftig günstigere Fahrzeuge gefragt. Die Early Adopter, die bereit sind viel zu bezahlen, sind weitgehend durch, vor allem auf den europäischen Märkten. Die Zuwachsraten im Dezember 2022 in UK, Norwegen, Deutschland und anderen Staaten werden sich so nicht halten lassen. In Norwegen wurden bis zum 12. Januar gerade mal 257 (!) Stromer zugelassen, davon waren nur 31 Teslas. Auch in Deutschland dürfte der Boom erst einmal zu Ende sein, viele haben ihre Investitionen vorgezogen. Vor allen wegen der hohen Energiepreise hierzulande und gleichzeitig sinkenden Kraftstoffpreise wird der Betrieb eines Stromers immer unattraktiver.

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Der kommende BYD Seal: niemand unterschätzt die Chinesen mehr. Der Seal könnte vor allem in Europa dem Model 3 gefährlich werden.

Kleinere Modelle werden gefragter

Es ist damit zu rechnen, dass in Zukunft kleinere und günstigere Elektrofahrzeuge gefragter sein werden. Zwar könnte Tesla kurzfristig mit Preiskorrekturen nach unten kontern, aber dem Unternehmen fehlen schlicht die Modelle im unteren Segment. Hier punkten andere OEMs wie Stellantis mit Fiat, PEUGEOT und Opel oder vor allem die chinesischen Newcomer wie MG und demnächst auch BYD.

BYD hat drei entscheidende Vorteile: die Fertigung ist extrem günstiger als in Europa und den USA, die Modellpalette der reinen Stromer ist weiter gespreizt als bei Tesla und die Batterieherstellungs-Kapazität der Chinesen inhouse sind gigantisch. Ende 2022 wollte man eine Produktion von 285 GWh erreichen, für 2023 hat man sich bereits 445 GWh vorgenommen. Da China kaum Rohstoffprobleme hat, dürfte das die Produktion beflügeln. Zudem ist BYD im wachstumsträchtigen LFP-Segment mit seiner Blade-Batterietechnologie bestens aufgestellt.

ATTO3 und CO.

BYD lieferte in 2022 laut cnevpost.com und CAM rund 911.000 reine Stromer, Tesla bekanntlich 1,314 Mio. Fahrzeuge. Die Dynamik, mit der sich allerdings der Abstand zu den Amerikanern verringert ist atemberaubend. Während die Wachstumsrate bei Tesla von 2021 auf das Jahr 2022 40% betrug und tatsächlich unterdurchschnittlich zum Weltmarkt war (+63%), verdreifachte sich der Absatz der reinen BYD-Stromer nahezu.

2023 könnte aber für viele Hersteller ein schweres Jahr werden

2023 könnte für viele OEMs und Elektrofahrzeughersteller schwieriger werden. Alle Hersteller werden zukünftig weniger Stückzahlen in Europa machen können, vor allem im mittleren/gehobenen Preissegment von 60.000 – 90.000 Euro. Der Luxusmarkt (oberhalb 100.000 Euro) dürfte davon weitgehend unberührt bleiben. Echte Zuwachsraten könnten vor allem im unterhalb des mittleren Preissegments zu erwarten sein. Fahrzeuge wie der SEAL, ATTO3 oder der günstige BYD Dolphin könnten den weltweiten Absatz der Chinesen beflügeln. Der Dolphin dürfte, würde er in Europa debütieren, um die 25.000 Euro vor Subventionen kosten.

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Kommt der kantige Cybertruck in 2023 endlich in Serie? Der US-Markt liebt Pickups, aber der Wettbewerb ist seit Vorstellung des Cybertrucks stärker geworden.

Und Tesla?

Kann Tesla hier gegensteuern? Schwer zu sagen, zwar will man zum Investor Day im März eine neue Plattform vorstellen, die Grundlage für ein zukünftiges, günstigeres, Model 2 werden könnte. Fakt ist aber auch, dass es dann immer noch mindestens 2-3 Jahre dauern wird, bis dieses neue Modell tatsächlich vom Band laufen wird.

In den USA könnte sich Tesla durch den Cybertruck über das zweite Halbjahr 2023 retten, vorausgesetzt, er kommt wirklich in nennenswerten Stückzahlen und ist so bezahlbar wie angekündigt. Kurzfristig wird Tesla allerdings nur eine Preiskorrektur von Model 3 und Y nach unten in Deutschland und Europa über ein schwieriges Jahr 2023 bringen können. Wir rechnen mit signifikanten Preisnachlässen – übrigens auch bei anderen OEMs. Vor allem die deutschen Premiummarken Audi, BMW und Mercedes-Benz werden sich dieses Jahr entscheiden müssen, ob sie Masse oder Klasse verkaufen wollen. Der Ottonormalverbraucher dürfte die Preisentwicklungen der Stromer mit Argusaugen beobachten. Mickrige Reichweiten von weniger als 300 Kilometer für Preise um die 50.000 Euro wird er kaum akzeptieren. Möglicherweise kehrt der Automarkt zu einem echten Käufermarkt zurück. Die Januarzahlen 2023 werden erste Indikatoren liefern und dürften überraschend ausfallen.

Here's the price cuts for the 5 European countries I follow all in one graphic.@TroyTeslike @DeanSheikh1 @GordonJohnson19 @BradMunchen @fly4dat @bgrahamdisciple @ElectrekCo @StanphylCap @WholeMarsBlog pic.twitter.com/eRzZQoLUCW

— funwithnumberz (@funwithnumberz) January 13, 2023

Update 13.123. 11:55: Die Preiskorrektur ist in Deutschland (Gesamt-Europa und auch den USA) per 13.1.2023 angekommen. Das Model 3 kostet nun ab 43.990 Euro, das sind 6.000 Euro weniger (-12%) als zuvor. Das beliebte Model Y LR kostet nun 3,5% weniger, der größte Nachlass ist beim SR+-Modell mit -16,85% zu verbuchen. Mit anderen Worten, die deutschen OEMs kommen bereits jetzt deftig unter Druck.

Wird BYD Tesla berits 2023 überholen und neuer Weltmarktführer für BEVs werden?

Elektromobilität: Globale Absatztrends

Es ist immer gut, zum Marktgeschehen weitere Stimmen zu hören. Auch das CAM (Center of Automotive Management) hat gerade eine Einschätzung zum Weltmarkt abgegeben. Der Absatz vollelektrischer Automobile (BEV) erlebt im Gesamtjahr 2022 trotz Lieferengpässen und Inflation abermals ein Rekordniveau. Nach Schätzungen des Center of Automotive Management in Bergisch Gladbach wurden rund 7 Mio. BEVs abgesetzt, was im Vergleich zum Vorjahr einer Steigerungsrate von + 63 % entspricht. Die Antriebswende wird sich im laufenden Jahr 2023 weiter fortsetzen und voraussichtlich einen Wert von 10 Mio. BEVs erreichen. Die Lage der deutschen Automobilhersteller ist dabei höchst angespannt. Volkswagen, BMW und Mercedes-Benz steigern zwar allesamt ihr Elektro-Auslieferungen, können jedoch bei weitem nicht mit dem Tempo der Spitzengruppe um Tesla und BYD mithalten. Gerade in China drückt der Markterfolg einheimischer Akteure zusätzlich auf die Absatzbilanz der deutschen OEMs. Das sind die zentralen Erkenntnisse der Studie „Globale Absatztrends der Elektromobilität“ im Rahmen des „Electromobility Report 2022“.

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Das globale Wachstum lag von 2021 auf 2022 bei 61%. Vor allem BYD wuchs in diesen 12 Monaten überproportional. Tesla konnte seine Marktführerschaft halten, gerät aber weiter unter Druck.

Markthochlauf 2022 mit hohem Tempo

Der Markthochlauf der Elektromobilität setzt sich also trotz angespannter wirtschaftlicher und politischer Lage mit hohem Tempo fort. Der US-Hersteller Tesla sichert sich abermals den größten Weltmarktanteil. Mit einem Gesamtabsatz von 1,3 Mio. batterieelektrischen Fahrzeugen übertrifft das Unternehmen seinen bisherigen Auslieferungsrekord aus 2021 um rund 40 % und dominiert den globalen Wettbewerb. Der chinesische Mischkonzern BYD kann seinen BEV-Absatz im Vergleich zum Vorjahr allerdings nahezu verdreifachen. Die hohe Integrationstiefe bei der Wertschöpfungskette und der Fokus auf reine Elektroautos sowie Plug-In-Hybride haben maßgeblich zur Steigerung der BEV-Verkaufszahlen auf nunmehr 911.000 Einheiten beigetragen. SAIC, deren Erfolg noch immer stark auf dem in China sehr beliebten Kleinstfahrzeug Hongguang Mini EV der Konzerntochter SGMW aufbaut, kann das Tempo von BYD nicht mitgehen und liegt mit rund 750.000 BEVs auf Rang 3.

Deutsche OEMs liefern zusammen 921.000 Fahrzeuge

Die deutschen Automobilhersteller erreichen 2022 ein gemeinsames Absatzvolumen von mageren 921.000 BEVs, was einer Steigerung um 316.000 bzw. einem Plus von 52 % entspricht, allerdings unterdurchschnittlich zum globalen Marktwachstum von BEVs liegt (+ 63 %). Die Volkswagen Group erreicht erstmals die Marke von über 0,5 Mio. Auslieferungen innerhalb eines Jahres, verbessert sich jedoch nur um 26 %. BMW (+ 145 %) und Mercedes-Benz (+ 108 %) können ihre BEV-Absätze hingegen mehr als verdoppeln. Im direkten Vergleich behaupten sich die Münchener allerdings deutlich mit 216.000 verkauften Einheiten gegenüber Mercedes mit 133.000 BEVs. Im globalen Hersteller-Vergleich fallen die deutschen OEMs trotzdem zurück. Im Unterschied zu Tesla und chinesischen Herstellern haben sie stärker mit Versorgungsengpässen und dem grundsätzlichen Markthochlauf zu kämpfen.

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Vor allem die chinesischen Hersteller drängen vermehrt auf die europäischen Märkte. Dabei sind die Voraussetzungen für den Platzhirsch BYD derzeit am günstigsten.

Chinesische Hersteller bedrohen die deutschen OEMs

Die größte Bedrohung liegt dabei ausgerechnet in China, auf dem im Jahr 2022 5,03 Mio. reine Elektrofahrzeuge (BEV) (+82%) abgesetzt wurden. Auf dem größten und wichtigsten Automobilmarkt der Welt haben die deutschen OEMs bisher gegenüber den einheimischen Marken das Nachsehen. Während etablierte Akteure wie BYD (+ 184 %) und GAC mit Aion (+ 119 %) oder junge Start-Ups wie Hozon Auto mit Neta (+ 58%) oder Leapmotor (+ 158 %) immer stärker durch eigene Produkte überzeugen, verlieren VW (- 3,6 %), BMW (- 6,4 %) und Mercedes (- 0,9 %) antriebsübergreifend über alle Baureihen wichtige Marktanteile. Hinzu kommen die zahlreichen Expansionspläne und -schritte der Chinesen gen Westen, die zusätzlich das bisher schwach besetzte Klein- und Kompaktwagensegment avisieren. Allein in Deutschland übertraf die SAIC-Tochter MG Roewe bereits im November ihr Absatzziel und erreichte nach nur zwei Jahren am Markt mehr als 15.000 Neuzulassungen, davon knapp 9.000 BEVs. BYD füllt die Sixt-Flotte in den kommenden Jahren um 100.000 E-Fahrzeuge auf und setzt sich zudem ehrgeizige Verkaufsziele im Retail. Für die Deutschen intensiviert sich damit nicht nur der Wettbewerb im Ausland, sondern insbesondere auch auf dem angestammten Heimatmarkt.

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Prof. Stefan Bratzel, CAM

Studienleiter Stefan Bratzel: „Der Markthochlauf der Elektromobilität verstärkt sich in allen globalen Kernregionen und wird maßgeblich durch Tesla und chinesische Automobilhersteller getrieben. VW, BMW und Mercedes-Benz müssen ihre Anstrengungen weiter intensivieren, um ihre globalen Marktanteile im Elektrozeitalter nicht zu verlieren. Dazu gehört neben dem schnelleren Ausbau des Produktportfolios die Stabilisierung der Lieferketten sowie die Reduzierung von Abhängigkeiten in zentralen Wertschöpfungskomponenten. Gleichzeitig müssen die deutschen Hersteller ihre Innovationskraft rund um das Ökosystem der Elektromobilität weiter stärker, um ihre höheren Preise zu rechtfertigen und langfristig erfolgreich zu bleiben.“

Fotos: Cleanerwatt (Youtube Stills), CAM, BYD, Tesla, NIO

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