Test

Ford Mustang Mach-E (2021): Elektro-SUV im ersten Test

Tesla-Jäger oder Mustang-Verräter? Wir sind den Mach-E gefahren

ford mustang mach-e (2021): elektro-suv im ersten test

Jeder Autohersteller hat sie, will sie, braucht sie: Nein, nicht SUVs, sondern Elektroautos. Doch die Ansätze sind verschieden. Die einen fahren zweigleisig mit Verbrenner und Elektro in einer Baureihe wie etwa Opel beim Corsa. Die anderen bringen wie VW komplett neue Elektroautos auf spezieller Plattform. Und wiederum andere besinnen sich auf die eigene Vergangenheit: Fiat mit dem 500 und Ford mit dem Mustang Mach-E.

Der voll-elektrische Mustang Mach-E steht an der Spitze einer schnell wachsenden Palette von insgesamt 18 elektrifizierten Ford-Modellen, die das Unternehmen bis Ende 2021 in Europa auf den Markt bringen wird. Wir konnten ihn jetzt bereits fahren und erste Eindrücke sammeln.

Was ist das?

Seit mittlerweile 56 Jahren gibt es den Ford Mustang. In die gleiche Kerbe soll bald der neue Mustang Mach-E schlagen. Werfen wir ein Blick auf ihn: Pferde-Logos statt der Ford-Pflaume, dazu eine Front- und Heckpartie im Stil des Mustang-Sportwagens. Das sieht live gar nicht einmal schlecht aus, man muss es aber mögen.

ford mustang mach-e (2021): elektro-suv im ersten test

Fest steht aber: Mustang Coupé und Mustang Mach-E haben ungefähr so viel gemeinsam wie Bayern München und Schalke 04. Schließlich handelt es sich beim Mach-E um ein fünftüriges Crossover-SUV. Allerdings liegen beide Mustangs in den Abmessungen gar nicht so weit auseinander: 4,71 Meter der Elektriker, 4,79 Meter der Sportwagen. Und selbst beim Gewicht ist der Unterschied gar nicht einmal so groß: 300 Kilo trennen den “echten” Mustang vom zwei Tonnen schweren Mach-E. Im besten Fall.

Vorerst aber genug mit den Vergleichen im Stammbaum. Widmen wir uns dem Mustang Mach-E. Das Platzangebot geht angesichts der etwas fließheckigen Form in Ordnung: In den Kofferraum passen minimal 402 Liter Gepäck. Werden die Rücksitze nach vorn geklappt, erweitert sich das Ladevolumen auf bis zu 1.420 Liter.

Unter der vorderen Haube gibt es zusätzlich noch einen sogenannten “Frunk”: Er fasst 81 Liter und hat (wie die MegaBox im neuen Ford Puma) ein Wasser-Abflussventil. So lässt er sich leicht reinigen und eignet sich besonders für nasse Badeklamotten oder schmutzige Bergstiefel.

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Im Fond haben meine Beine genügend Luft, auch über dem Kopf gibt es keinen Grund zur Klage. Beim Blick nach oben erspähe ich das optionale große Glasdach. Doch nun ab ins Cockpit: Die Verarbeitung stimmt und ist spürbar hochwertiger als etwa in einem VW ID.3. Gebaut wird der Elektro-Mustang übrigens in Mexiko, da er natürlich vor allem den US-Markt aufmischen soll.

Fraglos hat Ford dort Tesla im Blick. Speziell ein Bauteil im Inneren dürfte den Jüngern des heiligen Elon bekannt vorkommen: Der riesige Hochformat-Bildschirm. Genauer gesagt ein 15,5 Zoll großer Touchscreen mit einer Bildschirm-Diagonalen von 39 Zentimetern. Als Besonderheit gibt es unten einen manuellen Drehknopf für die Lautstärke.

Doch ein Problem teilt sich die mächtige Glasplatte mit ihrem Tesla-Pendant: Allzu oft sollte man während der Fahrt dort nicht herumfummeln, das Ablenkungspotenzial ist groß. Jedoch werden viele Einstellungen eh vor Fahrtantritt vorgenommen oder bleiben seitens des Eigentümers über Wochen unverändert.

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Ich habe das Teil jedenfalls recht schnell kapiert, was für die Menüführung spricht. Und anders als Tesla gibt es noch ein zusätzliches Instrumentendisplay hinter dem Lenkrad. Das digitale, waagerecht verbaute 10,2-Zoll-Cockpit misst 26 Zentimeter in der Diagonalen.

Apropos Touch und so: Die winzigen Türgriffe außen werden per Sensor entriegelt. Eine Ford-Premiere ist die “Smartphone als Schlüssel”-Technologie. Erkennt das Auto via Bluetooth, dass sich das entsprechend legitimierte Mobilgerät des Fahrers nähert, entriegelt es die Türen. Selbst zum Starten des Autos muss weder ein Smartphone noch ein Schlüssel in die Hand genommen werden.

Ist die Batterie des elektronischen Geräts einmal leer, lässt sich der Mustang Mach-E per Geheimzahl über ein Ziffernfeld in der B-Säule öffnen. Und mit einem separaten PIN-Code, der auf dem zentralen Touchscreen eingegeben wird, ist der Wagen auch fahrbereit. Konventionelle Türgriffe können auf diese Weise entfallen.

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Was steckt unter dem Blech?

Der Mustang Mach-E basiert auf einer Fahrzeugarchitektur, die das “Edison”-Team von Ford für rein elektrische Automobile komplett neu entwickelt hat. Das elektrisch angetriebene Crossover-SUV tritt mit Heck- und mit Allradantrieb (Dual-Elektromotor) an sowie, in Abhängigkeit von der Batteriekapazität, in jeweils zwei Leistungsstufen.

Bevor ich Sie mit Text erschlage, sehen wir uns die wichtigsten Daten in der Übersicht an:

Ford Mustang Mach-E E-Standard Range Dual-E Standard Range E-Extended Range Dual-E Extended Range
E-Motoren 1 2 1 2
Leistung in kW (PS)  198 (269) 198 (269) 216 (290) 258 (346)
Drehmoment (Nm) 430 580 430 580
Antrieb Heck (RWD) Allrad (AWD) Heck (RWD) Allrad (AWD)
Länge 4.713 mm 4.713 mm 4.713 mm 4.713 mm
Breite 1.881 mm 1.881 mm 1.881 mm 1.881 mm
Höhe 1.624 mm 1.624 mm 1.624 mm 1.624 mm
Radstand 2.984 mm 2.984 mm 2.984 mm 2.984 mm
Kofferraumvolumen 402 – 1.420 Liter 402 – 1.420 Liter 402 – 1.420 Liter 402 – 1.420 Liter
Leergewicht 1.969 kg 2.063 kg 2.085 kg 2.182 kg
Anhängelast (gebremst) 750 kg 750 kg 750 kg 750 kg
Batteriegröße (kWh) 75,7 75,7 98,7 98,7
Reichweite (WLTP) 440 km 400 km 610 km 540 km
Höchstgeschwindigkeit 180 km/h 180 km/h 180 km/h 180 km/h
0-100 km/h (in Sek.) 6,9 5,3 7,0 5,8
Stromverbrauch (kWh/100 km) 17,2 19,5 16,5 18,7
Preis (in Euro, mit 19 Prozent MwSt.) 46.900 54.000 54.475 62.900

Es gibt also diverse Varianten: Mit oder ohne Allrad, was von der Anzahl der E-Motoren abhängt. Oder je nach Gusto ausreichend oder noch mehr Reichweite. Die Zahlen zeigen aber: Mit zwei Motoren verliert man etwas an Reichweite. Als idealer Mittelweg scheint sich der Mustang Mach-E E-Extended Range (was für ein Name!) zu empfehlen. Fun Fact: Auch der schwächste normale Mustang hat 290 PS.

Zum Aufladen empfiehlt Ford eine Wallbox, mit der sich die Ladezeit gegenüber der Haushaltssteckdose um 80 Prozent verringern lässt. Damit soll die Extended-Range-Version mit Heckantrieb in einer Stunde genügend Energie für weitere 62 Kilometer tanken können. Die Käufer des Mustang Mach-E erhalten serienmäßig zwei Ladekabel.

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Darüber hinaus stehen den Ford-Kunden auch 400 HPC-Schnell-Ladestationen (HPC = High Power Charging) mit ihren fast 2.400 Ladepunkten zur Verfügung, die das IONITY-Konsortium – zu dessen Gründungsmitgliedern und Teilhabern Ford zählt – bis Ende 2020 entlang europäischer Fernverkehrsstraßen errichtet.

Außer dem kostenlosen Zugang zum IONITY Schnell-Ladenetz erhalten die Ford-Kunden für das erste Jahr zusätzlich einen ermäßigten Tarif von 0,31 Euro/kWh (inklusive Mehrwertsteuer) anstelle des Normaltarifs von 0,79 Euro/kWh. Dies gilt für alle Ford-Kunden in Europa, die ihr elektrifiziertes Ford-Fahrzeug an einem IONITY-Ladepunkt in Deutschland “betanken”. Die Distanz zwischen den einzelnen Ladestationen soll maximal 120 Kilometer betragen.

Der Ford Mustang Mach-E kann an IONITY- und weiteren HPC-Ladepunkten eine Ladeleistung von bis zu 150 kW nutzen und damit die Ladezeiten deutlich senken. Wird der Mustang Mach-E an einer IONITY-Station mit 150 kW nachgeladen, genügen bereits zehn Minuten, damit er im besten Fall weitere 119 Kilometer Reichweite gewinnt.

Die Ladedetails im Überblick:

  Standard Range Extended Range
Batteriekapazität installiert/nutzbar 75,7 / 68 kWh 98,7 / 88 kWh
maximale Ladeleistung (DC) 115 kW 150 kW
maximal mögliche km in 10 Minuten 91 km (RWD), 85 km (AWD) 119 km (RWD), 107 km (AWD)
Ladedauer (10 auf 80 Prozent mit maximaler Ladeleistung) 38 Minuten 45 Minuten

Für Ende 2021 ist dann noch die Markteinführung der besonders sportlichen Topversion Mustang Mach-E GT geplant. Die Daten liegen recht nahe am konventionell befeuerten Mustang Mach 1. Leistung: 342 kW (465 PS), Drehmoment: 830 Nm, Beschleunigung: 3,7 Sekunden von 0 auf 100 km/h, dazu der große Akku. Die elektronisch begrenzte Höchstgeschwindigkeit des Mustang Mach-E GT liegt bei 200 km/h. Sein Gewicht: 2.273 Kilogramm.

Wie fährt sich der Mach-E denn nun?

Nach meiner kurzen Runde auf dem Testgelände von Ford kann ich sagen: Ziemlich gut. Ich war mit der vorläufigen Topversion unterwegs, dem zweimotorigen Mach-E mit der großen Batterie. Auf gerader Strecke ist das Gewicht von gut 2,2 Tonnen nicht zu spüren. Hinsichtlich des Fahrwerks hat sich Ford viel Mühe gegeben und einen ansprechenden Kompromiss verwirklicht: Der Mustang Mach-E kuschelt mit 19-Zöllern zwar nicht alles weg, bolzt aber auch nicht unnötig sportlich oder hölzern über diverse Asphaltvariationen.

Interessant wird es in Kurven: Hier lenkt der Mach-E direkt und sauber ein, doch das Gewicht lässt sich nicht wegzaubern. So drängt das SUV leicht nach außen. Erstaunlich ist aber, dass sich trotz Allrad das Heck zu einem leichten Drift überreden lässt. Sportlicher als der “echte” Mustang also? Das nun nicht, schließlich ist der Mach-E auch für die Familie konzipiert und allein deshalb weniger spitz ausgelegt.

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Lassen Sie es mich anders formulieren: Der Ford Mustang Mach-E liefert auf Knopfdruck eine schöne Bandbreite zwischen Ausgewogenheit und Sportlichkeit. Es gibt nämlich drei verschiedene Fahrmodi: Zahm, Aktiv und Temperamentvoll. Ab “Aktiv” dringt ein künstlicher Motorenklang ans Fahrerohr, der in “Temperamentvoll” fast schon einen V8 imitiert. Doch das wirkt eher peinlich, weshalb ich diese Musik abgeschaltet habe.

Apropos abschalten: Das kann ich bei Bedarf auch mit dem One-Pedal-Modus machen. Leider ist der Grad der Rekuperation nicht verstellbar. Und den sehr früh ansprechenden Kollisionswarner sollte Ford noch einmal überarbeiten.

Was kostet er?

Abschließend noch ein Wort zum Verbrauch: Ich kam auf 25,0 kWh auf 100 km, allerdings bei scharfer Fahrweise und auf einer Strecke, die nicht repräsentativ ist. Ausführliche Werte zum Verbrauch und der Reichweiten müssen Praxistests unter realeren Bedingungen zu einem späteren Zeitpunkt liefern.

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Stichwort späterer Zeitpunkt: Die Markteinführung des Ford Mustang Mach-E ist für Anfang 2021 geplant, die Preisliste startet bei 46.900 Euro (inklusive 19 Prozent Mehrwertsteuer). Inklusive ist hier schon eine umfangreiche Serienausstattung. Viele Extras außer Farben und diverser Technologie-Pakete gibt es nicht.

Rechnen wir nach: Abzüglich aller Prämien beginnt der Mustang Mach-E bei rund 37.500 Euro. Und auch ohne Prämie kann er gegen die Konkurrenz punkten: Ein deutlich schwächerer VW ID.4 Pro mit “nur” 150 kW (204 PS) und schlechterer Ausstattung kostet mit 19 Prozent Mehrwertsteuer gut 44.630 Euro.

Fazit: 8/10

Erster Schuss und schon ein Volltreffer: Mit dem Mustang Mach-E hat Ford ein überraschend gutes Elektroauto auf die Räder gestellt, auch der Preis geht in Ordnung. Der Mach-E ist sehr gut abgestimmt und fahraktiv. Tesla übertrumpft er in Sachen Bedienung und Verarbeitung. Ford hat in Sachen Elektroauto lange gebraucht. Doch das Resultat kann sich sehen lassen. Nur Mustang sollte es nicht heißen.

Bildergalerie: Ford Mustang Mach-E (2021) im Test

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