- Komplett neue E-Generation auf 400-Volt-Basis
- La Prima im Wochenend-Stress
- Gut für Stadt und Umland
- Viel Platz für Zwei in freundlichem Ambiente
- Viele Assistenzsysteme für sicheren Fahrkomfort
- Viel Fahrspaß für Pragmatiker mit italienischem Faible
- Range bevorzugt
- Viel Geld für ein rundum gelungenes Elektroauto
An Fiat hatte man, was E-Mobilität angeht, bis dato eher keine großen Erwartungen geknüpft , doch mit dem neuen Fiat 500e haben die Turiner gleich Nägel mit Köpfen gemacht: der elektrische 500 sieht fast so aus wie der ursprüngliche 500er, ist aber eine völlige Neukonstruktion und nicht einfach nur eine elektrifizierte Modellpflege, die als Limousine, Cabrio mit großem Faltdach und als pfiffiger „2+1“ erhältlich ist. Die „2+1“-Variante besitzt rechts eine dritte Halbtür, die den Zugang zum Fond etwas leichter gestaltet.
Komplett neue E-Generation auf 400-Volt-Basis
Der elektrische 500 ist der erste Fiat einer komplett neuen Elektro-Generation, die auf einer 400 Volt-Technologie basiert. Im 500 treibt der E-Motor die Vorderräder an, Modelle mit Verbrenner sind nicht mehr geplant – allerdings bleibt die zweite Fiat-500-Generation mit Verbrennern vorerst im Programm.
La Prima im Wochenend-Stress
Wir konnten dem Kleinstromer von Fiat in der Ausstattungsvariante „La Prima“ an einem längeren Wochenende auf den Zahn fühlen und – soviel sei bereits verraten – waren recht angetan von dem kompakten Italoflitzer.
Der Wagen ist nur wenig größer als die vorherige Generation, die Frontpassagiere sitzen etwas höher als bisher, im Heck bleibt es bei den für Erwachsene beengten Platzverhältnissen – bei einem Kleinwagen wie dem 500 ist das aber akzeptabel. Die meisten Besitzer werden die Rückbank ohnehin hauptsächlich als zusätzliche Ablage für Gepäck und die Einkäufe nutzen oder als Elterntaxi für den Nachwuchs.
Gut für Stadt und Umland
Viel Platz für Zwei in freundlichem Ambiente
Der Innenraum ist freundlich und aufgeräumt, die vorderen Sitze sind für längere Fahrten ausreichend komfortabel und auch für großgewachsene Fahrer ist die Sitzposition gut einstellbar. Sie sind mit einem nachhaltigen Recycling-Bezugsstoff bezogen, der teilweise aus Kunststoff hergestellt ist, der aus dem Meer gefischt wurde. Das sieht man allerdings dem Material keineswegs an, es wirkt im Gegenteil durchaus hochwertig und angenehm.
Die großen Türen erleichtern das Ein- und Aussteigen, um den Gurt anzulegen, muss man sich allerdings etwas verrenken, denn die B-Säule ist hinter der Sitzlehne und damit schwer erreichbar. Das Platzangebot ist gut, die großen Ablagefächer in der Mittelkonsole bieten viel Stauraum für das übliche Kleinzeug, das Handy lädt drahtlos und verbindet sich per Bluetooth, Android Auto oder Apple CarPlay mit dem Entertainmentsystem.
Die im Innenraum verwendeten Materialien sind gut verarbeitet, lediglich das vor allem am Armaturenbrett vorherrschende Hartplastik wirkt etwas deplatziert in Relation zum recht hohen Anschaffungspreis, doch dazu später mehr. Dennoch gefällt das Armaturenbrett mit der elegant geschwungenen Linienführung, dem Zentraldisplay hinter dem Multifunktionslenkrad und dem mittig platzierten 10,25 Zoll großen Touchscreen des „UConnect“ genannten Systems, mit dem alle Fahrzeugfunktionen wie Soundsystem, Navigation, Klimaanlage sowie die Assistenzsysteme bedient und konfiguriert werden können. Positiv anzumerken ist, dass die wichtigsten Funktionen wie Heizung unabhängig vom Display per Kopfdruck bedient werden können. Negativ fällt auf, dass die Sprachsteuerung eher suboptimal funktioniert, die meisten Befehle verstand der Bordcomputer schlecht oder gar nicht.
Viele Assistenzsysteme für sicheren Fahrkomfort
Dies ist aber in Sachen Bedienhilfen der einzige größere Kritikpunkt, denn der Fiat ist serienmäßig vollgepackt mit Assistenzsystemen, die es bei manchen Konkurrenten nicht einmal gegen Aufpreis gibt. Als da wären: Notbrems-Assistent mit Fußgänger- und Radfahrererkennung, Spurhalte-Assistent, Rückfahrkamera, Totwinkel-Assistent, intelligente Geschwindigkeitsregelung, Fernlicht-Assistent. Damit beherrscht er als wohl erster Kompaktstromer überhaupt das autonome Fahren auf Level 2. Lediglich ein Headup-Display fehlt noch in der Liste der Helferlein.
Hinter dem Lenkrad informiert ein übersichtliches Display über alle wichtigen Fahrzustände wie Geschwindigkeit, Restreichweite, Assistenzsysteme und den Fahrmodus, von denen es drei gibt: Normal ermöglicht das Fahren ohne Rekuperation; Range ist der wohl meist genutzte Fahrmodus, bei dem der Wagen stark rekuperiert, in Kombination mit den Tempomat und Abstandsassistent ist damit „Ein-Pedal-Fahren“ bis zum Stillstand möglich, was vor allem in der Stadt und bei starkem Verkehr angenehm ist und die Reichweite steigert. Im Modus Sherpa wird der Fiat zur energiesparenden Wanderdüne: die Höchstgeschwindigkeit wird auf 80 km/h begrenzt, Klimaanlage und Lenkradheizung werden deaktiviert. In der Stadt ist man damit dennoch gut unterwegs, weil Leistung und Spurtvermögen bis 80 km/h erhalten bleiben und die Reichweite zunimmt.
Viel Fahrspaß für Pragmatiker mit italienischem Faible
Und wie fährt er sich nun, der neue Fiat 500, der trotzdem viel vom Image seiner Vorfahren, des originalen 500ers aus den 60er-Jahren und der Neuauflage von 2007, in die elektrische Neuzeit gerettet hat? Nachdem das Wagen gestartet und der Fahrgang „D“ aktiviert wurde, geht es temperamentvoll zur Sache, jede Berührung des „Gaspedals“ wird sofort in Vortrieb umgesetzt und es bereitet viel Spaß, sich im wuseligen Stadtverkehr zu bewegen. Das Fahrwerk ist komfortabel ausgelegt, wirklich sportlich fühlt der Kleine sich jedoch nicht an, da die Lenkung wenig Rückmeldung an den Fahrer liefert und die Traktionskontrolle sehr früh eingreift, um Schlupf an den Rädern zu verhindern. Aber OK, das hier ist auch kein Sportwagen, sondern ein umweltfreundliches Transportmittel, das bei allem Pragmatismus dennoch Fahrfreude bereiten kann, weil es so flink und kompakt ist!
Range bevorzugt
Bei unserem kurzen Test überzeugte der Fiat auch mit guten Verbrauchswerten. Im Mix aus viel Stadtverkehr und etwa 40 % Landstrasse lag der Verbrauch im „Range“-Modus bei durchschnittlich 12,4 kWh/100 Kilometer, ein Wert, der sogar unter den Prospektangaben lag. Langfristig realistischer erscheint ein Verbrauch von 14-16 kWh/100 km, wenn man gelegentlich die Autobahn und schnelle Landstraßen im „Normal“-Modus ohne Rekuperation befährt. Das der 500e ein sehr effizientes E-Auto ist, bestätigt auch der aktuelle Green NCAP-Test, bei dem der erste Vollstromer der Turiner in allen Kategorieren volle Punktzahl und damit 5 Sterne erhält.
Viel Geld für ein rundum gelungenes Elektroauto
Insgesamt ist Fiat mit der dritten und ersten voll elektrischen Generation des Fiat 500 ein Volltreffer gelungen, der nur wenige Schwächen in weniger wichtigen Bereichen zeigt. Der Wagen bietet ausreichend Platz für ein Citymobil, ist flink und sparsam, sieht richtig klasse aus und ist gut verarbeitet. Ein Schnäppchen ist der Kleine allerdings trotz üppiger Fördergelder nicht: Für die Topversion „La Prima“ werden, allerdings inklusive einer Wallbox für die heimatliche Garage, 34.900 € fällig. Das, und die kleinen Fehlerchen beim Infotainment-System haben die volle Punktzahl verhindert. Die 4,5 Sterne hat sich der „Kleine“ aber redlich verdient.
Die Cabrioversion startet bei 37.900 € und für den unkonventionellen Dreitürer „3+1“ werden mindestens 36.900 € aufgerufen. Auch nach Abzug der üppigen staatlichen Prämien bewegt sich der Preis immer noch knapp unterhalb der magischen 30.000-€-Grenze. Deutlich preiswerter ist die Basisvariante „Action“, die mit einem kleineren Akku von nur 23,8 kWh und etwas weniger Leistung vor Prämien etwa 23.500 € kostet. Auch bei diesem Spar-500er sind jedoch fast alle Assistenzsysteme an Bord, die auch die größeren Modelle besitzen.
Update 19.08.2021: Grundpreis Fiat 500 Limousine (Icon) aktualisiert. Drehmoment für 24 kWh-Version wurde nachgetragen. Netto-Batterie-Kapazität der 24-kWh-Version wurde korrigiert.
Fotos: FIAT, Jörn Müller-Neuhaus, e-engine.de