Der Ferrari 500 TR ist der «Kleinwagen» unter den Sportwagen aus Maranello.
- Vorgestellt 1955
- Wahrscheinlich die ersten Testa Rossa
- Wahrscheinlich 19 Exemplare
Die ersten Motoren für Ferrari hatte noch der frühere Alfa-Ingenieur Gioacchino Colombo konstruiert, und sein V12 war nicht nur legendär, sondern sollte sich viele Jahre in den verschiedensten Varianten im Ferrari-Programm, auch bei den Rennwagen, halten können. Doch Enzo Ferrari, zwar ein Patriarch, doch auch mit einem ausgezeichneten Gespür für Talente ausgestattet, hatte Anfang der 50er den jungen Aurelio Lampredi angestellt, und der hatte zusammen mit dem Sohn von Ferrari, Dino, die Idee, dass ein Vierzylinder mit seinen im Vergleich zum V12 weniger beweglichen Teilen bedeutend zuverlässiger sein müsste. Und ausserdem weniger Benzin verbrauchen würde – ein Thema, das damals wie heute von entscheidender Bedeutung ist, wenn man Rennen gewinnen will. Enzo Ferrari liess Lampredi und seinem vergötterten Sohn Dino freie Hand – zum Glück.
Denn die noch junge Formel 1, erst 1950 eingeführt und die ersten zwei Jahre von Alfa dominiert, erhielt für die Saison 1952 ein neues Reglement, wobei es sich die Funktionäre etwas einfach machten, indem sie einfach das Reglement der Formel 2 übernahmen. Dort betrug der maximale Hubraum 2 Liter – und der neue Lampredi-Motor erwies sich auf Anhieb als das Gelbe vom Ei. Alberto Ascari wurde auf einem Ferrari 500 1952 locker Weltmeister, und er konnte 1953 nachdoppeln. Nur knapp fünf Jahre nach der Gründung seiner eigenen Marke befand sich Enzo Ferrari bereits ganz oben: Der «commendatore» holte die Krone des Rennsports ins kleine Dörfchen Maranello.
Dann gab es aber auch noch den 500 TR, der 1955 vorgestellt wurde. TR heisst, man ahnt es: Testa Rossa (vielleicht, wahrscheinlich wurde die Bezeichnung hier zum ersten Mal verwendet). Und damit ist dann auch gleich klar: Rennsport. Die 500 TR kamen auf etwa 160 PS, wogen aber nur 680 Kilo – und konnten es deshalb locker mit den viel stärkeren Jaguar D-Type aufnehmen. Das Exemplar, das wir hier zeigen, Chassisnummer #0634MDTR, konnte zwar in den Händen seines ersten Besitzers, einem Mr. John V. Quackenbush, keine grossen Erfolge einfahren, was aber den Vorteil hat, dass es in einem sehr guten Zustand überlebt hat.
In der monatlich erscheinenden Klassik-Beilage der AUTOMOBIL REVUE finden Sie immer schöne Old- und Youngtimer. Abos gibt es: hier. Ansonsten entsteht hier eine sonntägliche Reihe von Ferrari, schon beschrieben wurden der 250 LM (der gar kein 250er war), ein paar Feinheiten am Testarossa, der Ferrari Dino 206 GT, der lange sowie der kurze California Spider und der 250 Europa.