Wie stehen sich E-Auto und Verbrenner in Sachen Verbrauch, Reichweite und Kosten gegenüber? In einem einjährigen Feldversuch hat die Hochschule Wismar wichtige Daten gesammelt.
Reichweite Elektroautos Sommer Winter
Auf ein E-Auto umsteigen oder nicht? Das ist derzeit die Frage, wenn es um den Kauf eines neuen Wagens geht. Die Themen Reichweite, Batteriekapazität oder Verbrauch – gerade auch in Bezug auf die saisonalen Unterschiede – führen noch immer zur Verunsicherung bei Kunden. Hier kommt Elektrotechnik-Professor Ansgar Wego ins Spiel, der an der Hochschule Wismar lehrt. “Die Datenlage zu realen Alltagsverbräuchen von Elektroautos war und ist noch immer unzureichend”, meint er. Auch Verbrauchsermittlungen aus Einzelfahrten seien wenig aussagekräftig, gerade wenn Witterungseinflüsse berücksichtigt werden sollen. ,
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Wichtig war Wego, den Versuch alltagsnah zu gestalten. Es sollten und mussten keine exakt reproduzierbaren Laborbedingungen herrschen. Dennoch ist das Fahr- und Streckenprofil beider Fahrzeuge “gleichbleibend gewesen, da die wiederkehrenden Fahrten mit fast immer demselben Fahrer durchgeführt wurden”.
E-Nachteile kaum relevant
Und das Ergebnis? “E-Autos und Verbrenner sind hinsichtlich ihrer Betriebseigenschaften recht unterschiedlich, sodass ein pauschaler Vergleich schwerfällt”, meint er. Dennoch ließen sich aus den Ergebnissen des Feldversuchs Vor- und Nachteile ableiten.
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Ein um 18 Prozent höherer Verbrauch bei einem Reichweitenverlust von 15,3 Prozent im Winter schlug im Feldversuch zu Buche, während der Diesel nur kleine Schwankungen aufwies (siehe Grafik). “Die signifikanten Unterschiede bei Elektrofahrzeugen erfordern eine vorausschauende Fahrzeugnutzung für die Wintermonate”, bestätigt Wego. Diese Einschränkungen seien aber im Alltag hinnehmbar. Auch was den Wertverlust betrifft, hat kein Antrieb die Nase vorn. Denn er wird bei Verbrenner und E-Auto von der Laufleistung bestimmt.
Nur, dass beim Stromer auch noch die Abnahme der Batteriekapazität eine Rolle spielt. Auch hierzu sammelte Wego Daten, indem während des Feldversuchs eine Messfahrt inklusive Hochrechnung durchgeführt wurde, die zeigte, dass die Angst vor einem “rapiden Kapazitätsverlust der Fahrbatterie” unbegründet ist. Vor allem, weil aus Sicht des Wissenschaftlers so auch klar wurde, dass sich ein energieschonender Lade- und Entladebetrieb realisieren lässt.
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Energetisch besser
Was bleibt dann noch übrig? Der Energiebedarf. “Aufgrund steigender Energiekosten wegen der aktuellen wirtschaftspolitischen Lage wird ein nachhaltiger und wirtschaftlicher Betrieb von Fahrzeugen mit Verbrennungsmotoren immer schwieriger”, sagt Wego. Mit Blick auf den Wirkungsgrad schnitten E-Fahrzeuge deutlich besser ab.
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Das zeigte sich auch im Feldversuch an der HS Wismar. Über das gesamte Jahr hatte der Golf gegenüber dem ID.3 einen rund 3,5-fach höheren Energieverbrauch – und das trotz eines durchschnittlichen Ladeverlusts von zwölf Prozent beim Stromer. “Aus energetischer Sicht geht der ID.3 aus diesem Vergleich daher als eindeutiger Sieger hervor, ohne dass im täglichen Fahrbetrieb deutliche Einschränkungen hinzunehmen wären”, meint Wego.
Das macht sich auch kostenseitig deutlich bemerkbar. Rechnet man mit einem kWh-Preis von 45 ct (AC-Laden) und einem Dieselpreis von 1,85 Euro macht das einen Unterschied von 831 Euro im Testzeitraum. Bedenkt man die geringeren Wartungskosten beim E-Auto, erleichtert das die Kaufentscheidung doch gleich ein bisschen mehr.
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