Im Kleinstwagen-Segment lichten sich die Reihen. Für den Kia Picanto ist das ein Vorteil. Er hält tapfer die Stellung und bekommt jetzt ein umfangreiches Facelift. Dass nicht gleich eine ganz neue Generation vorfährt, hat einen guten Grund.
Kia Picanto: Sein bevorzugter Lebensraum ist die Stadt. Hersteller
Immer mehr Hersteller verabschieden sich aus dem sogenannten A-Segment, in dem die ganz kleinen und noch einigermaßen erschwinglichen Automobile zuhause sind. Der Volkswagen-Konzern beispielsweise hat seinem einst so populären Kleinstwagen-Trio VW Up, Skoda Citigo und Seat Mii das Lebenslicht ausgeblasen, bei Renault ist der Twingo aussortiert worden, und Fiat schickt den 500er in Rente, bleiben darf nur der elektrische 500e.
Noch immer erfolgreich
Warum dann aber keine komplette Neuauflage, sondern nur eine gründliche Modellpflege? Der Grund heißt Euro 7: Ein grundlegend neu entwickelter Picanto müsste dieser kommenden, verschärften Abgasnorm gerecht werden, was aber mit nicht unerheblichen Kosten verbunden wäre, die im preissensiblen Bereich der Minis kaum an die Kunden weiterzugeben sind. Deshalb hat sich auch das Konkurrenzumfeld so gelichtet.
Und so belässt es der Picanto bei einem Facelift, was im Übrigen sehr wörtlich zu nehmen ist: Die bislang eher niedlichen Gesichtszüge wurden durch eine ziemlich wuchtige Front mit leicht aggressivem Touch ersetzt, auch das Heck hat man nachgeschärft. Einen extramarkanten Auftritt pflegt das Topmodell “GT line”, unter anderem mit einem vergrößerten Kühlergrill, einem Heckdiffusor und speziellen 16-Zoll-Leichtmetallfelgen.
Digital hinzugelernt
Umzug in den Innenraum: Hier waltet weiterhin Rationalität, der hohe Hartplastikanteil entspricht dem des in dieser Preisklasse Erwartbaren, wirkt aber nicht uncharmant und lässt sich in den höheren Ausstattungsvarianten mit allerlei Luxus verfeinern. Serienmäßig pflanzt Kia jetzt ein digitales Fahrerinstrumentarium hinters Lenkrad und spendiert seinem Kleinsten ab Werk ein wohlsortiert aufgebautes und einfach zu bedienendes Infotainment mit Navi. Zwei Smartphones lassen sich anschließen, einfach über Bluetooth oder über die fortgeschritteneren Verbindungsmöglichkeiten Apple CarPlay und Android Auto.
Für den Picanto strebt Kia eine Karriere als “vollwertiger Zweitwagen” an, dazu gehört die Fähigkeit, auch einmal auf Reisen gehen zu können. Und so schlichtet Kia-Sprecherin Susanne Mickan Hartschalenkoffer verschiedenster Größe in den Kofferraum, um dessen Fassungsvermögen – 255 bis, bei umgeklappten Rücksitzlehnen, 1010 Liter – zu demonstrieren. Sogar ein Surfbrett soll sich einladen lassen, sofern der Beifahrer zuhause bleibt und Platz von ganz hinten bis ganz vorne zur Verfügung steht.
Nicht elektrifiziert
Antriebstechnisch lässt es sich zwischen zwei Varianten wählen, einfachen Saugbenzinern, von denen keiner teilelektrifiziert, sprich mildhybridisiert, ist. Der kleinere Einliter-Dreizylinder leistet 46 kW/63 PS, der 1,2-l-Vierzylinder bringt es auf 58 kW/79 PS, der Normverbrauch liegt bei 5,2 beziehungsweise 5,6 l/100 km. Wer die fünf Gänge nicht manuell wechseln möchte, kann sich alternativ den Komfort einer Automatik gönnen. Der früher ebenfalls angebotene 1.0 T-GDI mit 100 PS ist bereits vor einiger Zeit mangels Nachfrage aus dem Sortiment entfernt worden.
Auch auf der Straße erweist sich der Picanto als sympathischer Geselle. Hinsichtlich der Fahrleistungen reißt er zwar keine Bäume aus – die Einliter-Variante beschleunigt in 15,6 Sekunden von 0 auf 100 km/h und schafft eine bescheidene Spitze von 145 km/h, das 1,2-l-Modell setzt dem 13,1 Sekunden und autobahntauglichere 159 km/h entgegen. Doch beide Varianten schnurren munter und zufrieden dahin, das Fahrwerk federt Störstellen im Asphalt recht akzeptabel weg, Lenkung und Schaltung arbeiten präzise.
Eine Stufe weiter oben siedelt Kia die Variante “Vision” an, hier findet die Kundschaft Leichtmetallfelgen sowie Lenkrad- und Sitzheizung vor. Beim “Spirit” erweitert Kia den Frontkollisionswarner um eine Abbiegefunktion und nimmt einen Ausstiegs- und einen Querverkehrwarner in Dienst, ferner fährt ein aktiver Totwinkelassistent mit und es gehören elektrisch anklappbare Außenspiegel, Klimaautomatik, Smart-Key-System sowie eine induktive Lademöglichkeit fürs Smartphone zum Lieferumfang. Krone der Picanto-Schöpfung ist der sportliche GT-line mit Automatik zu 22.190 Euro. Zum (bereits erfolgten) Markstart fahren außerdem zwei spezielle Launch-Sondermodelle vor. Und als vertrauensbildende Maßnahme werden eine siebenjährige Hersteller- und eine zweijährige Mobilitätsgarantie gewährt.
Ulla Ellmer
Kia Picanto in Kürze:
Wann er kommt: Ist bereits erhältlich
Wen er ins Visier nimmt: Hyundai i10, Fiat Panda, Mitsubishi Space Star, Toyota Aygo X, Suzuki Ignis etc.
Was ihn antreibt: 1,0-Dreizylinder-Saugbenziner mit 46 kW/63 PS, 1,2-l-Vierzylinder-Saugbenziner mit 58 kW/79 PS
Was er kostet: Ab 16.690 Euro