Die EU-Kommission hat ihre Vorschläge für die neue Abgasnorm Euro 7 vorgelegt, die ab 2025 gelten soll. Sie enthält erstmals auch Vorschriften, die sich auf Elektroautos auswirken – etwa zum Abrieb der Bremsen und auch der Reifen, die Mikroplastik freisetzen.
Erstmals adressiert die neue Abgasnorm auch Mikroplastik, das durch Reifenabrieb entsteht. In diesem Punkt werden E-Autos eher gefordert sein als vergleichbare Verbrennermodelle: Elektroautos sind wegen der großen Batterien im Durchschnitt schwerer und produzieren somit mehr Mikroplastik. Nur: Die Grenzwerte sind sowohl in dem Entwurf, der electrive.net vorlag, als auch der von der EU-Kommission veröffentlichten Tabelle noch nicht enthalten. Die Felder bei „Normal tyres“, „Snow tyres“ und „Special use tyres“ sind noch leer.
Außerdem enthält der Vorschlag der EU-Kommission Vorgaben zur Haltbarkeit der Batterie von E-Autos: Nach fünf Jahren oder 100.000 Kilometern darf die Speicherkapazität der Batterie nicht unter 80 Prozent des ursprünglichen Werts fallen. Nach acht Jahren oder 160.000 Kilometern sind es 70 Prozent.
Grenzwerte stehen fest – Messverfahren aber noch nicht im Detail
Wie die „Zeit“ berichtet, hoffe die Industrie, beim Thema Bremsabrieb für die Elektroautos mit der Verzögerung per Rekuperation anstatt der Scheibenbremse „und einer neuen Materialmischung bei den Bremsbelägen“ davonzukommen. Sinkt der Grenzwert ab 2035 auf drei Milligramm, könnte das nicht mehr ausreichen. Die Folge könnte ein System sein, welches Bremspartikel absaugt – ähnlich der Lösung, die das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) bereits mit einem Demonstrations-Fahrzeug vorgestellt hat. Ähnliches gilt für das Mikroplastik des Reifenabriebs, welches auch in einem abgekapselten Radkasten abgesaugt werden könnte.
Auch die Euro-7-Norm selbst steht aktuell noch nicht final fest – es handelt sich um den Vorschlag der EU-Kommission, nicht um eine beschlossene Regelung. Größere Änderungen durch EU-Parlament oder -Rat werden jedoch nicht erwartet.
Dass die Emissionsnorm, die bislang vor allem die Abgas-Emissionen von Autos mit Verbrennungsmotor reguliert hat, nun auch Vorgaben enthält, die auch E-Autos betreffen, wird von einigen Beobachtern als zukunftsweisend gesehen. Doch insgesamt fallen die Reaktionen – erwartbar – gespalten aus. Sowohl der VDA als auch der europäische Autoindustrie-Verband ACEA teilen die Ansicht, dass die neuen Regelungen den Umstieg zu einem Null-Emissions-Transportwesen verlangsamen könne. „Die Autoindustrie nimmt ihre Aufgabe, sowohl den CO2- als auch den Schadstoffausstoß zu reduzieren, sehr ernst. Tatsächlich haben wir letztes Jahr einen sehr konstruktiven Vorschlag für eine neue Euro-7-Norm gemacht, die eine erhebliche Verringerung der Schadstoffe nach Kriterien mit sich bringen und somit die Luftqualität verbessern würde“, sagt etwa Oliver Zipse, ACEA-Präsident und CEO von BMW. „Leider ist der Umweltnutzen des Kommissionsvorschlags sehr begrenzt, während er die Fahrzeugkosten stark erhöht. Es konzentriert sich auf extreme Fahrbedingungen, die kaum einen realen Bezug haben.“
Anders sehen es Nichtregierungsorganisationen wie das International Council on Clean Transportation (ICCT) oder Transport & Environment. „Die Technologien, um die letzte Generation der Autos mit Verbrennungsmotor noch sauberer zu machen, sind nicht unerschwinglich“, sagt etwa Felipe Rodriguez vom ICCT und rechnet vor, dass eine „drastische Reduzierung der Abgase“ für deutlich weniger als 500 Euro pro Fahrzeug möglich sei. T&E nennt sogar eine Summe von nur 300 Euro je Fahrzeug. „Die Vorschläge für Autos sind so schwach, dass die Autoindustrie sie selbst entworfen haben könnte“, sagt Anna Krajinska, Leiterin für Fahrzeugemissionen und Luftqualität bei T&E. „Trotz Rekordgewinnen haben die Autohersteller der Kommission die Lüge verkauft, dass eine ehrgeizige Euro-7-Norm unbezahlbar sei.“
europa.eu (Dokumente weiter unten zum Download), zeit.de, acea.auto, vda.de, transportenvironment.org