Neuer Schub für alte Bomber: Rolls-Royce wird künftig die Triebwerke der Boeing B-52 liefern. Die ersten Tests mit dem F130 genannten Antrieb laufen seit Kurzem. Der Turbofan hat deutsche Wurzeln – gebaut wird er in Indiana.
Das F130, mit dem Rolls-Royce im Herbst 2021 den Wettstreit um neue Motoren für die Boeing B-52 Stratofortress gewonnen hat, ist keine neue Entwicklung. Es entstammt der erfolgreichen BR700-Familie, die sich seit Mitte der Neunzigerjahre in rund 30 Millionen Betriebsstunden bewährt hat und heute vor allem an Businessjets von Gulfstream und Bombardier zu finden ist. Doch während die BR700-Serie am deutschen Standort Dahlewitz in Brandenburg gebaut wird, fertigt Rolls-Royce die F130-Triebwerke für die B-52 in Indianapolis, Indiana. “American made jet engines” für den “American made” Bomber ist das Motto. Und natürlich wird das F130 auch in den USA getestet: am NASA Stennis Space Center in Mississippi.
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Rolls-Royce-Zwillingspaare
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Vielversprechende Ergebnisse
Der Schwerpunkt der ersten Testreihe liegt laut Rolls-Royce auf aerodynamischen Gesichtspunkten, insbesondere darauf, wie sich die Triebwerke bei Seitenwind verhalten. Außerdem prüft Rolls-Royce, ob die digitale Triebwerksteuerung wie geplant funktioniert. Die ersten Probeläufe hätten vielversprechende Ergebnisse gebracht, heißt es aus Indianapolis. In den kommenden Monaten werde man weitere Testdaten ermitteln und analysieren. Rolls-Royce arbeite bei der Testkampagne eng mit der US Air Force sowie mit Boeing zusammen, so das Unternehmen weiter. Das stelle sicher, dass die Triebwerkstests und der Integrationsprozess in die Zelle der B-52 reibungslos verlaufen.
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100 Jahre B-52?
Rolls-Royce will nach eigenen Angaben mehr als 600 F130-Turbofans für das B-52-Modernisierungsprogramm produzieren. Läuft alles nach Plan, können die ersten B-52 zwischen 2026 und 2027 die alten TF33 gegen ihre künftigen Motoren tauschen lassen. Damit sollen sie gemäß bisheriger Berechnungen rund 40 Prozent weniger Sprit verbrauchen, weniger Wartungskosten verursachen, deutlich weiter fliegen und – last but not least – auch den CO2-Ausstoß erheblich reduzieren. “Die neuen Triebwerke werden die Lebensdauer der B-52 um 30 Jahre verlängern”, unterstreicht Rolls-Royce – und ergänzt, die F130 seien “so langlebig, dass sie voraussichtlich für den Rest der Lebensdauer des Flugzeugs am Flügel bleiben werden.” Bei der B-52, die gefühlt seit Ewigkeiten in der Luft ist, klingt solche eine Prognose beinahe gewagt. Zumindest aber könnten die F130 dem Methusalem-Bomber zum 100-jährigen Dienstjubiläum verhelfen. Dafür müssten Flugzeug und Motoren “nur” noch 22 Jahre durchhalten…