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Ein Rebell auf der Strecke - Cupra Urban Rebel

Bevor 2025 die Serienversion des Urban Rebel kommt, schickt Cupra schon mal ein Renn-Concept-Car auf die Strecke. Der Unterbau aus dem Rallycrossbereich erlaubt Drifts, Sprünge, und fährt sich so wild wie die Karosserie aussieht.

ein rebell auf der strecke - cupra urban rebel

Ein Rebell auf der Strecke – Cupra Urban Rebel

Okay, ganz so einfach ist die Kausalkette hinter Ken Blocks Gymkhana-Videos – inzwischen ja Electrikhana – nicht, aber der Mann schuf mit einer großen Videoproduktion, einem hochmotorisierten Allradfahrzeug rallyesker Abstammung und YouTube vor über zehn Jahren einen viralen Hit, als man mit etwas Viralem noch zum Doktor anstatt zu seinen Werbekunden ging.

Beim Autor dieser Zeilen wuchs durch diese reifenrauchenden Filme vor allem der Wunsch, einmal ein Fahrzeug mit einem solchen Metallhebel zu fahren: einer Fly-Off-Handbremse. Statt eines Seilzuges betätigt eine Hydraulik die Handbremse. So hat sie genug Power, um die Hinterräder sofort blockieren zu lassen. Der Zusatz Fly-off leitet sich dabei aber nicht von dem Ergebnis falscher Anwendung des Systems ab, sondern von der fehlenden Einrastung wie man sie von einer normalen Handbremse kennt.

Cupra bald in der Rallycross-WM?

So viel zur Theorie. Das Fahrzeug, dass diesen Hebel trägt, stammt in diesem Fall aber nicht von Blocks bisherigen Partnern Subaru, Ford oder Audi, sondern von Cupra. Bereits auf der IAA 2021 stellte man den Urban Rebel als Konzept eines künftigen Kleinwagens vor, nur eben als Rennversion in der Optik, wie er nun auf dem Circuit de Catalunya steht und auf seinen Einsatz wartet. Im Sommer 2022 folgte dann ein seriennäheres Konzept, das den frontgetriebenen Vier-Meter-Kleinwagen auf einer verkürzten MEB-Plattform anteasert. Um die Wartezeit auf den erst für 2025 angekündigten, serienreifen Urban Rebel zu verkürzen, lässt Cupra schon mal das Rennkonzept auf die Strecke. An der Stelle muss jedoch erwähnt werden, dass der Rennwagen rein gar nichts mit dem künftigen Serienmodell zu tun hat, außer dem Markenlogo.

Anstelle der MEB-Plattform sitzt unter der wild gezeichneten Glasfaser-Karosserie ein Rallycrosswagen der RX2e-Kategorie. Die Rennklasse ersetzte 2021 die Nachwuchsklasse RX2 im Rahmen der Rallycross-WM und war die erste vollelektrische Rallycross-Klasse. 2022 zog die Topklasse mit der Implementierung elektrischer Antriebe nach. Statt aus Wolfsburg kommt der Unterbau aus einer Kooperation des spanischen E-Mobilitäts-Spezialisten QEV Technologies und dem schwedischen Rallycross-Spezialisten Olsbergs MSE. Je ein Motor an Vorder- und Hinterachse liefern 250 kW (340 PS) Dauer- und bis zu 320 kW (435 PS) Peak-Leistung. In der Mitte des Fahrzeugs sitzt ein T-förmiger 30-kWh-Akku, der für die kurzen Renndistanzen völlig ausreicht und das Fahrzeuggewicht mit 1.230 Kilogramm nicht ausufern lässt. Auf die Frage nach einem möglichen Einstieg in die Rallycross-WM erntet man bei den Cupra-Leuten Schulterzucken, ein klares Dementi will aber auch niemand geben. Man darf also gespannt sein.

Jetzt aber: Über die Rohre der Sicherheitszelle einfädeln und das Lenkrad einstellen. Die Frage nach einer etwas weniger kauernden Sitzposition wird mit “sorry, fixed seat” abgeschmettert. Der Circuit de Catalunya ist nicht nur Gastgeber für die Formel 1, sondern auch für die Rallycross-WM. Im hinteren Streckenabschnitt wechselt der RX-Kurs zwischen der GP-Strecke und Sektionen mit losem Untergrund, sogar eine kleine Sprungkuppe ist dabei. Die Pedalerie ist rennwagentypisch mit festem Fuß zu bedienen – das schützt vor ungenauen Inputs auf dem teils sehr holprigen Mix der Fahrbahnbeläge.

Hibbeliges Fahrdynamik-Wunder

Der elektrische Renner heult auf, die Zahnräder und die E-Motoren singen ihr schrilles Lied, während der leichte Allradler in rund drei Sekunden gen 100 km/h schießt. Anbremsen auf die erste Schikane. Das knallharte Bremspedal erlaubt präzises wie spätes Ankern. Dabei spürt man, dass die langen Federwege viel Bewegung ins Auto bringen, der Urban Rebel zuckt leicht mit dem Heck beim Einlenken. Die lange Links geht mit viel Last größtenteils neutral, erst das Anbremsen der Haarnadel weckt das agile Heck wieder auf, das sich mit der spitzen Lenkung aber gut parieren lässt. Nun aber der große Moment: Die Haarnadelkurve markiert den Übergang von Asphalt auf Schotter und schreit geradezu nach dem Einsatz der Fly-Off-Handbremse. Anbremsen, einmal kurz am Hebel zupfen und schon fliegt das Heck um die Kurve. Dank Allradtraktion und der sofort anliegenden 510 Newtonmeter springt der Cupra aus der Staubwolke mit vier durchdrehenden Reifen in die lange Rechts.

Hier überrascht das hohe Gripniveau der 215er-Kumho-Rallycrossreifen auf losem Untergrund. Noch umsetzen durch die schnelle Schikane, bevor es mit einem kleinen Satz über den Sprunghügel geht. Okay, da wäre mehr gegangen, aber für mehr als zwei Runden will Cupra den Renner nicht herausrücken. Einziger Ersatz: einen RX2e bestellen oder das Videospiel Forza Horizon 5 zocken, denn da gibt es das Cupra Urban Rebel Racing Concept bald in digitaler Form für alle fahrdynamischen Sauereien – nur eben mit Controller-Taste statt langem Metallhebel.

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