Die stark gestiegenen Preise für Gebrauchtwagen sind nach Einschätzung der VW-Finanzsparte auf einem Höchstniveau angekommen und dürften bald wieder sinken. “Wir haben den Peak erreicht”, sagte Vertriebschef Anthony Bandmann im Rückblick auf das zu Ende gehende Geschäftsjahr. Zuletzt seien Fahrzeuge aus zweiter Hand häufig um 20 bis 25 Prozent teurer als im langjährigen Durchschnitt gewesen.
Experten sprechen von erheblichen Unsicherheiten
Lieferprobleme bei Mikrochips, lange Wartezeiten und Preiserhöhungen für neue Fahrzeuge führen dazu, dass viele Privatkunden und Firmen auf Gebrauchtwagen ausweichen – was dort ebenfalls die Preise treibt. VWFS kann von dem Trend profitieren, weil viele der konzerneigenen Rückläufer-Autos aus Leasing- oder Finanzierungsverträgen meist noch recht jung sind und sich daher mit hohen Restwerten weitervermarkten lassen. Parallel dazu wird der Handel mit Gebrauchtfahrzeugen auch externer Marken über offene Internetportale immer wichtiger.
Erhebliche Unsicherheit brächten nun jedoch die Rekordinflation und der Energiepreisschock mit sich, warnte Dahlheim. Verbraucher und Unternehmen könnten dadurch den Autokauf weiter aufschieben. “Hoffentlich sehen wir wieder mehr Neuwagen, und hoffentlich auch wieder eine bessere wirtschaftliche Entwicklung”, sagte der Manager.
“Rückwind” beim Gebrauchtwagengeschäft
Vorerst gebe das Gebrauchtwagengeschäft noch “Rückenwind”, sagte Bandmann. Es seien weitere Investitionen in die Online-Plattform Heycar geplant, die außer in Deutschland inzwischen auch in Frankreich, Großbritannien und Spanien vertreten ist. “Wir wollen einer der größten Gebrauchtwagenverkäufer der Welt werden.” 2023 könnten weitere Länder dazukommen. Die niedergelassenen Händler der eigenen Konzernmarken werde man dabei eng einbeziehen, auch wegen zusätzlicher Chancen im Wartungs- und Versicherungsgeschäft.
“2022 war durch verschiedene Sondereinflüsse geprägt”, sagte Finanzchef Frank Fiedler etwa zu den Folgen des Ukraine-Krieges, dem Ende der jahrelangen Niedrigzinsphase und dem Mangel an Neufahrzeugen. Der Gewinn im laufenden Geschäft dürfte daher unter den 5,7 Milliarden Euro des Vorjahres liegen, vor allem dank hoher Restwerte vieler Gebrauchter und geringerer Risikokosten aber noch vergleichsweise gut ausfallen. “Wir werden uns irgendwo zwischen fünf und fünfeinhalb Milliarden Euro bewegen. Wahrscheinlich mehr in Richtung fünfeinhalb.”
Einen detaillierten Ausblick traut sich VWFS wegen der wackligen Konjunktur nicht zu. “Aber wir werden wohl wieder mit höheren Risikokosten rechnen müssen”, sagte Fiedler. “Alles wird teurer. Es wird nicht gelingen, dass man das alles durchpreist.” Hinzu kämen die wieder steigenden Zinsen. “Die werden uns auch im Ergebnis belasten.”
dpa/lp