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E-Auto-Förderung: Tricks kosten Fiskus rund 240 Millionen Euro

Rund 12 Prozent der staatlichen Prämien könnten von Händlern für Geschäfte missbraucht werden

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Manche Autohändler haben eine neue Masche zum Geldverdienen entdeckt: Sie missbrauchen die staatliche Förderung für Elektroautos. Der legale Trick kostet den Fiskus jährlich dreistellige Millionenbeträge, hat nun das Center of Automotive Management (CAM) ausgerechnet.

Ein erheblicher Teil der neu zugelassenen reinen Elektroautos (BEVs) findet sich nach den Recherchen des CAM nicht im deutschen Fahrzeugbestand wieder – das heißt: Die Autos werden exportiert. So wurden letztes Jahr zwischen Januar und September 236.695 BEVs neu zugelassen, doch der BEV-Bestand stieg nur um 207.435 Fahrzeuge. 29.260 Autos oder rund 12 Prozent fehlen also in der Bilanz.

Diese Differenz könnte auf die erwähnte Masche zurückzuführen sein: Der Händler verkauft Privatleuten ein E-Auto mit dem Versprechen, es nach sechs Monaten zurückzukaufen – zum gleichen Betrag, aber abzüglich der staatlichen Förderung. Den Gebrauchtwagen verkauft der Händler dann ins Ausland weiter.

Verpuffen also 12 Prozent der gezahlten Staatsförderung? Laut CAM ist die Diskrepanz zwischen Neuzulassungen und Bestandszuwachs bei einigen Marken sogar noch größer. So beträgt die Differenz bei Tesla in den ersten neun Monaten des Jahres 2021 rund 19 Prozent, bei BMW sogar 21 Prozent (siehe Balkengrafik oben).

e-auto-förderung: tricks kosten fiskus rund 240 millionen euro Tesla: 19 Prozent Differenz e-auto-förderung: tricks kosten fiskus rund 240 millionen euro BMW: 21 Prozent Differenz

Hyundai und VW liegen mit 12 bzw. 11 Prozent ungefähr im Durchschnitt, stellte das CAM bei stichprobenhaften Untersuchungen fest. Aber auch fast 6.000 VW-Modellen gehen dem deutschen Fahrzeugbestand verloren.

Der Trick mit dem Verkauf der gebrauchten E-Autos lohnt sich aufgrund der Höhe der Förderung und des  geringen Wertverlusts – der wiederum durch die geringe Mindesthaltedauer von nur sechs Monaten zustande kommt. Zudem sind die Preise für gebrauchte E-Autos im Ausland teils höher. So zum Beispiel in Dänemark: Dort entfällt für gebrauchte Stromer (ab einem Tachostand von 6.000 Kilometern) die Luxussteuer bei der Zulassung. Das führt zu hoher Nachfrage und hohen Preisen für junge Gebrauchte.

Den Export von gebrauchten Elektroautos ins Ausland zu fördern, war wohl nicht die Absicht hinter dem Umweltbonus. Der Missbrauch kostet den Fiskus erhebliche Summen. Für die E-Auto-Förderung gab der Staat im Jahr 2021 nicht weniger als 3,1 Milliarden Euro aus. Davon dürften bis zu 240 Millionen nicht zweckgemäß verwendet werden, so eine konservative Schätzung des CAM. Mit dem Herstelleranteil, der jeweils die Hälfte der staatlichen Förderung ausmacht, erhöht sich die Summe auf rund 360 Millionen.

Angeblich plant das Wirtschaftsministerium eine Verlängerung der Haltefrist von sechs auf zwölf Monate. Stefan Bratzel vom CAM spricht sich sogar für zwei bis drei Jahre aus. Und längerfristig sollte nicht mehr die Anschaffung, sondern die Nutzung von E-Fahrzeugen gefördert werden. “Denkbar wären zum Beispiel kostenfreie Kontingente für das Laden der E-Fahrzeuge in den ersten drei Jahren,” so Bratzel.

Quelle: CAM (per E-Mail)

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