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DS 4 BlueHDi 130 (2022) im Test: Diesel Deluxe?

Was kann der schöne Cousin des neuen Opel Astra?

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Das Durchschnittliche gibt der Welt ihren Bestand, das Außergewöhnliche ihren Wert. Oscar Wilde hat diesen Ausspruch getätigt. Und außergewöhnlich will der neue DS 4 allemal sein. Außergewöhnlich in Sachen Luxus und Design. Gelingt das auch mit Diesel unter der Haube?

Was ist das?

Vermutlich hätte Oscar der DS 4 gefallen. Viel Chrom außen und viel Leder innen kaschieren geschickt die Tatsache, dass sich der 4,40 Meter lange Wagen die Plattform mit den Neuauflagen von Opel Astra und Peugeot 308 teilt. Zudem läuft er bei Opel in Rüsselsheim vom Band. Quasi der Audi A3 von Stellantis.

Aber im Gegensatz zum Rivalen aus Ingolstadt haut der DS 4 optisch viel stärker auf den Putz. Was nicht negativ gemeint ist: Formal setzt das Design ein Statement. Markanter Grill, schmale Leuchten vorne wie hinten, dazu eine dynamische Dachlinie plus ein Schuss SUV. Dieser Cocktail schmeckt mir persönlich gut, einzig die automatisch ausfahrenden Türgriffe sind nur mäßig praktisch. 

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Auch innen präsentiert sich der Deutsch-Franzose extravagant. Und vor allem edel. In der von mir gefahrenen Rivoli-Topausstattung sorgt viel Leder für Prunk und echtes deutsches Premium-Nivau. Hier braucht sich der DS 4 nicht vor einer Mercedes A-Klasse zu verstecken, ganz im Gegenteil wirken ein A3 und ein BMW 1er beinahe schlicht. 

Doch die Konkurrenz lässt sich besser bedienen. Völlig ratlos blieb ich im DS 4-Cockpit zwar nicht zurück. Aber intuitiv und logisch ist so manches nicht. So klärte uns erst ein Youtube-Video über die Funktion des kleinen Touchscreens vor dem Automatik-Wählhebel auf: Schrifteingabe und Platz für Schnellwahl-Icons. Rätselhaft blieb auch, warum das Audiosystem einige Songs vom MP3-Stick nicht nacheinander abspielen konnte. Aber nun gut, ein ergonomisches Meisterwerk war auch das Cockpit der legendären DS ab 1955 nicht.

Opulenz können wir aber nicht unbedingt beim Platzangebot notieren. Während der DS 4 vorne angenehm geschnitten ist, wird es im Fond für manches Paar Beine schon eng. Anders formuliert: Okay, wie auch die 430 Liter Kofferraum, aber keine skodaeske Großzügigkeit. Interessant sind die vielen optionalen Massagefunktionen für die Vordersitze, sie sind aber aufgrund der weichen Polsterung leider oft nötig.

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Wie fährt er sich?

Kommen wir zum Antrieb. Und hier liegt der Hase im Pfeffer. Trägheit statt Gemütlichkeit, unnötige Straffheit statt Komfort. Was bedeutet das? Erstens der Diesel: 130 PS und 300 Newtonmeter klingen auf dem Papier toll. Auf der Straße tritt man aufs Gas, doch gefühlt sind mindestens 100 Newtonmeter im Urlaub oder im Wandler der unauffällig agierenden Achtgang-Automatik verschwunden.

Das zeigen auch die Zahlen: 10,9 Sekunden benötigt der Diesel auf 100 km/h, der Basis-Benziner mit 70 Nm weniger löst diese Aufgabe 1,2 Sekunden schneller. Zudem ist der Selbstzünder akustisch präsenter als nötig.

Zweitens das Fahrwerk: Mit an Bord war sogar das kameragestützte adaptive Fahrwerk namens “Active Scan Suspension”. Aber auch 19-Zoll-Bereifung. Insgesamt rollte der DS 4 für meinen Geschmack zu straff ab, Querfugen sind akustisch deutlich spürbar. Klar, es ist kein hydropneumatisches Fahrwerk wie einst, aber gerade von einer Marke wie DS sollte man mehr Komfort erwarten. 

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Was kostet er?

Bis hierhin wäre das Urteil “Weder Fisch noch Fleisch”. Kann der DS 4 bei Verbrauch und Preis punkten? Zunächst zum Verbrauch: 4,9 Liter im Schnitt und 5,3 Liter bei sehr schneller Autobahnfahrt gibt DS an. In der Realität waren es 6,3 Liter. Das geht immer noch in Ordnung angesichts von auch mal 150 – 160 km/h auf der Autobahn. Nicht zuletzt die Reichweite mit vollem Tank: 840 Kilometer schlagen jedes Elektroauto.

Was kostet die französische Feinschmeckerküche aus dem Hause DS? In der Tat etwas mehr: 33.300 Euro für die bereits ordentliche Basis beim Diesel, 42.300 Euro für den edlen Rivoli. Dazu 11.100 Euro an Sonderausstattung. Macht 53.400 Euro für einen Kompakten. Schluck!

Und die Konkurrenz? 38.680 Euro kostet der technisch ähnliche Opel Astra in der Topversion “Ultimate”. Bei 36.850 Euro beginnt der Audi A3 Sportback 35 TDI mit 7-Gang-DSG. Mit ähnlich opulenter Ausstattung wie beim DS 4 dürfte auch hier die 50.000-Euro-Marke geknackt werden.

Fazit: 7/10

Der DS 4 ist eine feine Alternative im kompakten Fischteich. Mit dem recht trägen Diesel sollte ihn aber nur wählen, wer wirklich viel fährt. Alle anderen Fans dieses Autos sind besser beraten, einen Blick auf die Benziner oder (mit Blick auf Prämien) auf den Plug-in-Hybrid zu werfen.  

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