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DS 4 (2021) im Test: Kompakte Kochkunst für Feinschmecker

Wir sind den Bruder des Peugeot 308 und Opel Astra als Plug-in-Hybrid gefahren

ds 4 (2021) im test: kompakte kochkunst für feinschmecker

Im Prinzip sind Zutaten immer gleich. Eine Karotte bleibt eine Karotte, es gibt höchstens Unterschiede bei Qualität und Preis. Letztlich entscheidet sich aber am Koch, ob das Gericht zu Haute Cuisine oder Kantinenfraß wird. Bei Autos ist es nicht viel anders: Mit der EMP2-Plattform stellt der Stellantis-Konzern einheitliche Zutaten bereit, doch mit den Neuauflagen von Peugeot 308, Opel Astra und DS 4 ist für jeden Geschmack etwas dabei.

Was ist das?

Wir konnten jetzt den DS 4 mit Plug-in-Hybrid fahren. Schon beim Blick auf das Äußere zeigt sich: Bei DS ticken die Uhren anders. Kantig geschnitten, aber nicht im obszönen Maß verspielt (Gruß an das BMW Concept XM) zeigt sich der DS 4 im Design. Der 4,40 Meter lange Fünftürer wirkt optisch wie ein klassischer Kompaktwagen mit leichtem Hang zum SUV.

Fest steht: Seine Formgebung muss man mögen. Mir gefällt er, andere Kollegen zeigten sich eher ablehnend. Ein Hingucker im Straßenverkehr ist der DS 4 allemal. Gebaut wird der DS 4 übrigens gemeinsam mit dem neuen Opel Astra in Rüsselsheim. 

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Innen waren Premium-Köche am Werk, die feine Zutaten optisch ansprechend auf einem Teller drapieren. Bedeutet: Zwar lecker, macht aber nicht jeden satt. So können die verwendeten Materialien im Cockpit bei Qualität und Verarbeitung locker mit BMW und Mercedes mithalten, von einem VW Golf ganz zu schweigen. Im Gegensatz zu diesen wird das Thema Touch auch nicht überstrapaziert. 

Allerdings geht bisweilen die Optik vor dem Nutzen, etwa bei den zwar schicken Metalltasten, deren Beschriftung aber kaum zu erkennen ist. Insgesamt setzt der DS 4 innen auf extravagante Lösungen, die Bedienung leidet aber zum Glück kaum darunter. Gut gelungen ist das Head-up-Display ohne Bildschirm, einzigartig in der Klasse ist die Option eines Nachtsicht-Assistenten. 

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Der Stichpunkt “macht nicht satt” bezieht sich auf das Raumangebot. 2,67 Meter Radstand sind zwar gut, doch die Dachlinie schränkt die Kopffreiheit im Fond ein. Der Platz für die Beine ist okay, aber nicht opulent. Merke: Wer schön sein will, muss leiden. Kofferraum? 430 Liter, beim “E-Tense” genannten Plug-in-Hybrid immer noch akzeptable 390 Liter.

Wie fährt er sich?

Plug-in-Hybrid liefert das Stichwort für den Antrieb: Hier ein Turbo-Vierzylinder mit 133 kW (181 PS) aus 1,6 Liter Hubraum, dort ein Elektromotor mit 81 kW gleich 110 PS. Zusammen liefern beide 165 kW (225 PS) Systemleistung und 360 Newtonmeter Drehmoment. Bis zu 135 km/h sind rein elektrisch drin. 

Auf 12,4 kWh Kapazität bringt es der Akku, je nach Stecker dauert eine vollständige Ladung zwischen 7:05 Stunden (1,8 kW) und 1:55 Stunden (22 kW). Das soll für 52 bis 55 Kilometer elektrische Reichweite genügen. Bei unserer ersten Ausfahrt war der Akku praktisch leer, doch das ist halb so schlimm.

Im Menü lässt sich einstellen, dass die Batterie während des Fahrens bis 10 oder 20 Kilometer Reichweite geladen wird. Tatsächlich gelingt das recht gut, irgendwann standen bei uns 20 Prozent gleich 8 Kilometer im Display. Insgesamt wären also 40 km drin, jedoch bei winterlichen Verhältnissen. 

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Das Zusammenspiel von Verbrenner und E-Motor funktioniert reibungslos, der Benziner wirkt nie angestrengt, wozu auch die sehr fein agierende Achtgang-Automatik beiträgt. Selbst bei Tempo 160 auf der Autobahn bleibt es im DS 4 E-Tense angenehm leise. Definitiv ein Plug-in-Hybrid der besseren Sorte, auch weil hier während des Fahrens spürbar Energie zurückgewonnen wird.

Kraftvoll, aber dennoch komfortabel: So lässt sich der DS 4 E-Tense beschreiben. Sein Clou ist die “Active Scan Suspension”, ein kamerabasiertes Fahrwerk. Vereinfacht gesagt, sieht es Schlaglöcher und bemüht sich, diese nicht nach innen weiterzureichen. Da unser Testwagen auf 20-Zöllern rollte, gelang das nicht immer, doch gemessen an der großen Bereifung überraschend gut. Ein Hauch der guten alten Hydropneumatik schwingt mit. Tipp: 19 Zoll reicht …

Was kostet er?

Gibt es Kritik? Nun, die Lenkung könnte etwas mehr Rückmeldung geben. Aber das ist Meckern auf hohem Niveau. Von hohem Niveau sind freilich auch die Preise des DS 4: Los geht es bei 28.900 Euro für den 130-PS-Benziner mit ordentlicher, aber nicht gigantischer Serienausstattung. Kunden können sich aber genug austoben, so gibt es eine “Performance Line” oder einen “Cross” mit mehr SUV-Look. An die 40.000 Euro sind so machbar.

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Der DS 4 E-Tense 225 beginnt bei 37.900 Euro und hat ab Werk schon recht viel inklusive, darunter auch das Kamera-Fahrwerk. Abzüglich der PHEV-Förderprämie liegt er auf dem Niveau des Basis-Benziners. Und bevor man “Teuer!” ruft, muss man schauen, was die anderen automobilen Restaurants auf die Rechnung schreiben. Die Volksküche in Wolfsburg möchte für einen Golf GTE mindestens 42.000 Euro haben, der Stern-Koch in Stuttgart hat den A 250 e für rund 37.800 Euro auf der Speisekarte stehen.

Und das bayrische Restaurant in München? Nun, den BMW 1er gibt es nicht mit Plug-in-Hybrid. Aber einen “normaler” 118i mit 136 PS und Automatik (diese ist beim DS 4 immer serienmäßig) gibt es laut Liste nicht unter 34.400 Euro. Bevor wir es vergessen: Der neue Peugeot 308 mit 130-PS-Benziner und Automatik ist 1.300 Euro günstiger. Aber den kann ja jeder fahren …

Fazit: 8/10

Mit dem DS 4 hat die Marke ein sehr überzeugendes Auto auf die Räder gestellt. Das Design polarisiert, doch die Qualitäten sind auf Premium-Niveau. Vor diesem Hintergrund ist auch die Preisgestaltung gerechtfertigt. Der beste DS, den es in der Neuzeit bislang gab.    

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