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Döbeln: RKB will mit neuer Anlage Produktivität erhöhen

Das Karosseriewerk setzt neue Ideen in Sonderfahrzeugen um. Das geht nicht ohne Investitionen. Ein Umstand hemmt aber die Entwicklung.

döbeln: rkb will mit neuer anlage produktivität erhöhen

Geschäftsführer Dirk Hartmann (rechts) zeigt dem Döbelner Oberbürgermeister Sven Liebhauser eine mobile Tierarztstation mit Behandlungstisch und OP-Lampe. © Dietmar Thomas

Döbeln. Im RKB Karosseriewerk in Döbeln dürfen die Fahrzeuge auch gern ein bisschen größer sein. In der Montagehalle des Experten für Spezialaufbauten steht gerade ein großer Laster, an dessen Aufbau die Mitarbeiter arbeiten. Das Fahrzeug wird später vom Kunden noch mit einer Scanner-Anlage ausgerüstet. Der Zoll in Deutschland und Polen wird damit Fahrzeuge und Container auf der Suche nach Schmuggelgut durchleuchten. Sieben Stück davon seien bestellt worden, sagte Dirk Hartmann, Geschäftsführer der Firma.

Hartmann hatte RKB im Jahr 2017 aus der Insolvenz heraus gekauft. 2019 erwarb er noch die Firma Gamo Fahrzeugwerke in Altenburg dazu, um Synergien nutzen und größer einkaufen zu können. Hartmann hat RKB seitdem weiterentwickelt. Ohne Spezialisierung geht es nicht, sagte der Geschäftsführer.

    So werden die klassischen Verkaufswagen, die früher in großen Stückzahlen bei RKB gebaut wurden, heute nicht mehr in Döbeln endgefertigt. Die Fahrzeugkästen gehen zum Schwesterunternehmen Gamo, wo die Ausstattung eingebaut wird. „Die Zahl der Verkaufsfahrzeuge wurde immer weniger. Irgendwann geht den Mitarbeitern die Routine verloren“, so Hartmann, als er Döbelns Oberbürgermister Sven Liebhauser (CDU) und Baudezernent Thomas Hanns durchs Werk führte. Die beiden sind bei der Stadt für Wirtschaftsförderung zuständig. Seit die Corona-Lage es wieder zulasse, besuche man regelmäßig Unternehmen, um sich zu informieren, sagte Liebhauser.

    Kosten: Nachverhandlungen mit Kunden nötig

    Das vergangene Jahr sei eine Herausforderung gewesen, so Hartmann. Vor allem wegen der schlechten Materialverfügbarkeit und steigenden Kosten. „Die Preise haben sich teilweise um 30 Prozent erhöht.“ Da die Preise für die Fahrzeuge mit den Kunden fest vereinbar sind, hatte nachverhandelt werden müssen. Viele Kunden hätten ein Einsehen gehabt. Geholfen habe, dass die Firma vor zwei Jahren Überschüsse genutzt habe, um sich mit Material einzudecken.

    Das Jahr 2022 bezeichnet der Geschäftsführer als erfolgreich. RKB Gamo hatte 19 Millionen Euro umgesetzt und 550 Fahrzeuge gefertigt. In beiden Werken werden derzeit 130 Mitarbeiter beschäftigt, davon etwa 70 in Döbeln.

      Behindert wird die Entwicklung der Firma durch einen Umstand: In den Hallen ist es zu eng. Eine geplante neue Halle wurde bis heute nicht gebaut, weil der Platz für die Lagerung von Fahrgestellen benötigt wird, die von den Herstellern auch gleich mal in größerer Anzahl geliefert werden. Entspannung soll der Kauf eines Nachbargrundstücks bringen, das RKB als Abstellfläche und für den Bau einer Photovoltaikanlage für die Eigenversorgung mit Strom nutzen will.

      Fahrzeuge für Tier- und Zahnärzte

      Den größten Teil der in Döbeln gefertigten Fahrzeuge, etwa 60 Prozent, machen Wagen für Paketdienste aus, die in größeren Serien gefertigt werden. Nischenprodukte mit Alleinstellungsmerkmal sind mobile Tierarztstationen mit OP-Ausstattung und eigener Stromversorgung. Auch Zahnarztfahrzeuge sollen gebaut werden, so Hartmann. RKB sei bei der Umsetzung neuer Ideen flexibel. „Wir haben ein Grundkonzept und überlegen, was wir daraus machen können.“ Zu den Kunden gehört auch ein Hersteller für Technik zur Kanalinspektion per Kamera. „Die Firma will mit einem fertigen Produkt auf den Markt und hat die Fahrzeuge bestellt“, sagte Patrick Taube, der fürs operative Management bei RKB zuständig ist.

      Als essenziell für den wirtschaftlichen Erfolg der Firma im umkämpften Markt sieht Hartmann die Steigerung der Produktivität. So soll im März eine Anlage für die vollautomatische Fertigung sogenannter Sandwichplatten in Betrieb gehen. „Das wird die Produktivität stark erhöhen. Wir sparen bei der Fertigung zwei Drittel der Zeit ein“, sagte Hartmann. Gleichzeitig sei die Qualität gleichbleibender und die Mitarbeiter würden von einer unangenehmen Arbeit entlastet. Mit den Sandwichplatten soll dann auch das Werk in Altenburg beliefert werden.

        Bestimmte Fertigungen, wie etwa die von Blechen, werde an Firmen vergeben. „Die können das besser und billiger“, so der Geschäftsführer. Auch die Möbel für die Fahrzeuge liefere ein Unternehmen in hoher Qualität. „Früher haben wir das alles selbst gemacht.“ Zur Verbesserung der Effektivität gehöre auch, dass RKB keine Lehrlinge mehr ausbildet. „Das ist zu teuer. Wir haben den Aufwand und dann sind die Leute weg“, so Hartmann, „Dann gebe ich lieber 2.000 Euro Wechselprämie für neue Mitarbeiter aus.“

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