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Die lustigen Schwaben sind in Berlin hängen geblieben

die lustigen schwaben sind in berlin hängen geblieben

Die lustigen Schwaben sind in Berlin hängen geblieben

Der Autoanhänger mit dem Frohsinn-Versprechen steht schon lange da. In Kontrast zum ortsüblichen Dreck hat er sich als bunter Farbtupfer am Straßenrand niedergelassen, belegt einen der umkämpften Parkplätze, neben riesigen Jeeps, Krankenpflege-, Hausmeister- und Klempnerfahrzeugen. „Wir verwandeln Ihr Fest in ein unvergessliches Theater-/Comedyerlebnis!“, steht auf dem Kasten, Fotos zeigen verkleidete lachende Leute. Die Bilder wirken nicht ganz frisch, die Kostüme deuten auf ein Schwank-Theater von anno dazumal.

Warum wird der Anhänger nicht mehr fortbewegt? Das Autokennzeichen und die Ankündigung, es gebe „schwäbischen Humor“, verraten die Herkunft. Sind die Schauspieler ohne ihren Kostümfundus längst woanders unterwegs oder haben sie sich dauerhaft in Berlin in dieser ollen Straße niedergelassen? „Von einzelnen Sketcheinlagen bis zum abendfüllenden Theaterstück können wir Ihnen alles bieten“, heißt es auf der Rückwand, die Adresse der Website steht dabei.

Lange war die Straße von Möbelgeschäften geprägt, einer hatte es vor Jahrzehnten sogar in die Radiowerbung geschafft. „Möbel-Kunz, der wohnt, das weiß ich …“ Inzwischen ist es lange her, dass Taxifahrer oder Karstadt-Mitarbeiter den Spruch aufsagten, wenn sie diese Adresse hörten. Jüngere Leute haben deren Jobs übernommen. Und der Karstadt am Hermannplatz tut nur noch so, als wäre er ein Kaufhaus. Die Stadt verändert sich, dieses Viertel und die Straße auch. Hier gab es einst Läden mit Stühlen und Tischen, Läden mit Sofas und Lampen. Heutzutage stehen verschossene Sofas, dreibeinige Stühle und bretterlose Regale einfach so auf der Straße herum, „zum Mitnehmen“.

Ein Möbel-, Antiquitäten- und Krimskrams-Geschäft hat sich gehalten, bei gutem Wetter liegen alte gemusterte Teppiche auf dem Bürgersteig davor. Die Nachbarn sehen dem Inhaber interessiert beim Straßenfegen zu: Für seine Verkaufsobjekte schafft er eine temporäre Reinheit. Und dort, wo jahrelang „Skandinavische Abhol-Möbel“ angeboten, aber selten abgeholt wurden, geht heutzutage die Tür oft auf und zu: Eine Orthopädie-Praxis hat sich in den Räumen niedergelassen. Die Rücken- und Knieleiden der Bevölkerung beleben den Kiez indirekt.

Womöglich hatte die Truppe mit dem Theater-Autoanhänger ein paar Auftritte zu Firmenweihnachtsfeiern. Vielleicht hat sich jemand die lustigen Leute aus Nostalgie in die Wohnung geholt. Wer weiß, ob nicht ein Hexenschuss sie hier in Berlin festhält.

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