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Die aktuellen Herausforderungen für das autonome Fahren

Die Automobilhersteller gehen beim autonomen Fahren mit großen Schritten voran. Doch ebenso groß erscheinen die Hürden, die noch zwischen Autoindustrie und vollautonomem Fahren stehen. Branchenexperten diskutieren, wie der Durchbruch gelingen könnte.

die aktuellen herausforderungen für das autonome fahren

Mangelnde Infrastruktur, die rechtliche Situation und fehlende Standardisierungen sind laut Experten der Grund dafür, dass die Automobilindustrie weiterhin auf den großen Durchbruch des autonomen Fahrens warten muss. (Bild: Adobe Stock /metamorworks)

Die Weiterentwicklung von Fahrerassistenzsystemen (ADAS) hin zum autonomen Fahren könnte sich in Zukunft zu einer lukrativen Einnahmequelle für die Automobilindustrie entwickeln. Zu diesem Ergebnis kommt eine neue Analyse der Unternehmensberatung McKinsey anlässlich der Consumer Electronics Show 2023. Der Markt für ADAS und autonomes Fahren werde von derzeit rund 50 Milliarden US-Dollar auf 300 bis 400 Milliarden US-Dollar im Jahr 2035 anwachsen, so die Strategieberatung.

Schon seit einiger Zeit fokussiert sich die Branche auf autonome Systeme und wirft durch neue Partnerschaften und Innovationen immer wieder die Frage auf: Welcher Autobauer hat aktuell die Nase vorn beim autonomen Fahren? Doch leider steht die Automobilindustrie trotz umfangreicher Bemühungen immer noch vor einigen Herausforderungen in diesem Bereich. Auf dem Connected Car Innovation Summit 2022 verdeutlichten unterschiedliche Experten aus der Automobilbranche, welche Stolpersteine das autonome Fahren momentan vom endgültigen Durchbruch abhalten und welche Voraussetzungen erfüllt sein müssen.

Connectivity ist Grundvoraussetzung für autonomes Fahren

Sebastian Lasek, Head of Vehicle & Autonomous Driving bei der Volkswagen AG definiert sowohl für die Realisierung des autonomen Fahrens für MaaS (Mobility as a Service) als auch für den TaaS-Bereich (Testing as a Service) vier grundlegende Voraussetzungen: Den Digital Driver, das autonome Fahrzeug, ein geeignetes Flottenmanagement und die entsprechenden Mobility Services für den Nutzer. Das Fahrzeug stellt VW selbst zur Verfügung. Gemeinsam mit Bosch und künftig in China mit Horizon Robotics soll Software-Tochter Cariad die Entwicklung des Digital Drivers im Konzern weiter vorantreiben. Das Flottenmanagement und die zugehörigen Mobility Services übernimmt Tochterunternehmen Moia.

An das Fahrzeug selbst stellen sich zudem laut Lasek weitere Anforderungen. Neben Sensoren für einen 360-Grad-Rundumblick und einem intelligenten Interior stellt er besonders die Connectivity in den Fokus. Eine stabile Verbindung zum Backend sei für die Fahrzeugflotte unverzichtbar, da ein Verbindungsabbruch im schlimmsten Fall einen ganzen Systemausfall nach sich ziehen könnte. Die verschiedenen Ansprüche und Ebenen des autonomen Fahrens sorgen dem Experten zufolge dafür, dass Abgrenzungen und Zuständigkeiten zwischen Hard- und Software immer weiter verschwimmen. Hierdurch würden Programmierschnittstellen für die Provider von Mobility Services immer mehr an Relevanz gewinnen, da sie im Hinblick auf die Connectivity für die notwendige Zuverlässigkeit sorgen.

Auch Oliver Briemle, Vice President AD Components & Connectivity, Autonomous Mobility Systems bei der ZF Group, rückt die Konnektivität in den Fokus. Als Brücke zwischen Use-Cases, Personas und Aufgabenbereichen des autonomen Fahrens ermöglicht zuverlässige Connectivity zusätzliche Technologien und Services – etwa OTA-Updates, Kartenaktualisierungen, Flottenmanagement und die intelligente Routenplanung. Des Weiteren nennt Briemle Wertschöpfungsmöglichkeiten wie Frachtenmanagement oder Lieferkettenintegration als Vorteile der Connectivity. Herausforderungen im Bereich der Konnektivität sehe ZF am stärksten in der Infrastruktur, der Regulation sowie der Cybersecurity.

Panel zum Autonomen Fahren auf dem CCI Summit

V2X-Kommunikation ermöglicht ein sicheres Verkehrsökosystem

Patricia Lorek-Kwiatkowski und Florian Zeiner von MHP stellten einen weiteren Faktor zur Erfolgsförderung des autonomen Fahrens vor: die V2X-Kommunikation. Mit Hilfe der Technologie soll ein vernetztes Ökosystem entstehen, das durch permanenten Datenaustausch zwischen unterschiedlichen Verkehrsteilnehmern sowie mit der Infrastruktur eine neue, kooperative Ebene der Sicherheit ermögliche.

„V2X-Kommunikation ist eine wichtige Ergänzung zur On-board-Sensorik“, erklärt Zeiner. Eine ausgereifte V2X-Kommunikation mit geringer Latenzzeit trage stark zur Vermeidung von Unfällen und riskanten Situationen bei. Zudem würde die Technologie eine starke Unterstützung für ADAS-Funktionen bieten und zusätzlich durch vorausschauendes und effizientes Fahrverhalten im Bereich der Emissionseinsparung für Verbesserungen sorgen, so die MHP-Vertreter. Jedoch stünden einer zuverlässigen V2X-Lösung bisher noch Herausforderungen wie die mangelnde Infrastruktur oder die schwierige Marktdurchdringung im Weg.

Infrastruktur und Politik verzögern autonomes Fahren

Eine Publikumsumfrage auf dem CCI Summit 2022 ergab ebenfalls, dass die Infrastruktur als größtes Hindernis für den Durchbruch der Technologie empfunden wird. Wolfgang Klein, Partner Automotive bei Reply, widersprach diesem Ergebnis und verwies stattdessen auf die Standardisierung von Datensätzen. Auch die rechtliche und politische Lage in Europa schaffe ein Hindernis, das etwa im Vergleich zur Situation auf dem chinesischen Markt einen klaren Nachteil bedeute. Klein schlägt beispielsweise eine eigene Abteilung für autonomes Fahren im Digitalministerium vor, um die politische Aktivität zu verstärken und so die Geschwindigkeit im gesamten Themenbereich anziehen zu können.

Autohersteller setzen auf Sensorenmix im autonomen Auto

Einig sind dich die Experten in der Frage danach, auf welche Sensoren das autonome Fahrzeug setzen sollte. „Ich bin überzeugt, dass es auf einen geschickten Mix ankommt. Allein nur auf Kameras zu gehen, ist für die nächsten Jahre nicht ausreichend“, erklärt Lasek im Hinblick auf Hersteller Tesla, der im Vorjahr angekündigt hatte, einen solchen Ansatz zu realisieren. „Wir nutzen nicht nur eine Quelle, sondern ziehen stattdessen zusätzlich auch externe Daten und Daten der Fahrzeugsensorik hinzu“, betont Philip Hubertus, Director of Product Management – Driver Assistance & Automated Driving Maps bei Here Technologies.

Die Frage, wann oder ob überhaupt ein vollständig autonomes Fahren in Deutschland möglich sein wird, beantworten die Fachleute hingegen unterschiedlich: Während Lasek an eine Verwirklichung vor 2030 glaubt und Klein ebenfalls eine deutliche Entwicklung bis zum Ende des Jahrzehnts prognostiziert, äußert sich Briemle für das autonome Fahren im PKW-Bereich eher kritisch und vermutet einen Zeitpunkt, der noch mehr als 10 Jahre in der Zukunft liegt.

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