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Der Elektro-Volkswagen

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Besonders eingängig ist der Name dieses Gefährts nicht: ID.2all heißt die Studie, die Volkswagen nun präsentiert hat.

Der Elektro-Volkswagen

Mit bezahlbaren und kleinen E-Autos will der Wolfsburger Konzern zurück in die Herzen der Käuferinnen und Käufer. Bis zur Marktreife wird es aber noch dauern.

Geredet hat man bei Volkswagen schon lange von bezahlbaren Elektroautos, jetzt gibt es zumindest eins zu sehen und anzufassen – aber noch lange nicht zu kaufen. Am Mittwochabend präsentierte die Marke in Hamburg den ID.2all, einen Ausblick auf einen elektrischen Kompaktwagen im Polo-Format zu Preisen ab 25 000 Euro. Für Markenchef Thomas Schäfer hat das Auto, das in Spanien produziert werden soll, Symbolwert: „Der ID.2all zeigt, wo wir insgesamt mit der Marke hinwollen.“ Man baue das Unternehmen „schnell und grundlegend“ um.

Klimaschützer:innen fordern seit langem, nicht nur größere Fahrzeuge mit alternativen Antrieben auszustatten. Bisher setzten die Wolfsburger für die neue E-Reihe eher auf mittlere Größen, SUVs oder Limousinen – Einstiegsmodell war der ID.3, der in die Kompaktklasse fällt und mit dem Golf vergleichbar ist.

Die Modellpalette ist eine der größten Baustellen für den neuen Konzernchef Oliver Blume und den seit dem vergangenen Sommer amtierenden VW-Markenchef Schäfer. VW gehört zwar zu den Elektropionieren, aber die Konkurrenz hat schnell aufgeholt – und ist zum Teil vorbeigezogen. Die Überarbeitung und Qualitätsverbesserung am ID.3 gehörte zu Schäfers ersten Amtshandlungen. Neue Modelle und attraktiveres Design sollen möglichst schnell folgen. Nicht zuletzt deshalb hat der Konzern das Investitionsbudget für die nächsten Jahre deutlich aufgestockt.

Der Anteil reiner Stromer soll bei VW-Pkw in Europa bis 2030 mindestens 80 Prozent betragen, bis 2026 sollen zehn neue E-Modelle kommen. Damit klar ist, wohin die Reise geht, präsentierte Schäfer den ID.2 mit gehörigem Vorlauf: Erst 2025 soll die Serienversion gezeigt werden. Sollte das zur Automesse IAA im Herbst geschehen, kann es bis zum Verkaufsstart bei den Händlern auch 2026 werden. Die Zeit wird gebraucht, um ehrgeizige Ziele bei Technik und Kosten zu erreichen.

So soll die billigste Version weniger als 25 000 Euro kosten. Zum Vergleich: Den Polo mit Verbrennungsmotor gibt es zurzeit ab 20 830 Euro, die günstigste Elektroversion des Mini kostet beim Konkurrenten BMW 35 700 Euro ohne staatliche Kaufprämie. VW verspricht für das Geld bis zu 450 Kilometer Reichweite nach WLTP-Norm. Hohe Reichweite zu niedrigen Kosten soll die konzerneigene Batterie möglich machen. VW hat mit dem chinesischen Spezialisten Gotion die sogenannte Einheitszelle entwickelt, die unter anderem in Salzgitter hergestellt werden soll.

Auch sonst soll der Kleinwagen technisch vorn mitfahren. Die Technik leitet VW aus dem vorhandenen Elektrobaukasten ab, allerdings in einer Einstiegsversion „MEB Entry“. MEB steht dabei für Modularer E-Antriebs-Baukasten. „Der ID.2all wird das erste MEB-Fahrzeug mit Frontantrieb sein“, sagt Entwicklungschef Kai Grünitz. VW-Vertriebschefin Imelda Labbé verspricht „Topqualität und Verarbeitung, überzeugende Software und digitale Dienste mit echtem Mehrwert“. Und weil Motorleistung beim E-Antrieb viel leichter zu erreichen ist als beim Verbrenner, wird das Auto gut 200 PS haben.

Die Erwartungen an das kleine Auto sind groß. Es soll sich nicht nur gut verkaufen, sondern die Menschen auch wieder für die Marke einnehmen, die irgendwo zwischen Premiumstrategie, Dieselskandal und wackliger Qualität ihren Kern verloren hat. „Nah am Kunden, Toptechnologie und mit tollem Design“ sei der ID.2, sagt Schäfer – und das soll künftig für alle Volkswagen gelten.

Der Markenchef spricht gern von der „Love Brand“ – einer Marke, die auch das Gefühl anspricht. Das schafft unter den ID-Modellen aktuell nur der Elektrobulli ID.Buzz. „Bei der Marke Volkswagen bin ich besonders stolz auf den ID.Buzz“, sagte Konzernchef Blume vor einigen Tagen bei der Bilanzvorlage. Das wird man bei der Schwestermarke VW Nutzfahrzeuge (VWN) mit gemischten Gefühlen hören, denn der ID.Buzz ist genau genommen das Werk der hannoverschen Bulli-Bauer. Es sei schon bezeichnend, dass der emotionalste VW von der Transportersparte komme, lästert ein VWN-Manager.

Die Wolfsburger PKW-Kolleginnen und -Kollegen wollen das eigene Defizit schnell schließen. Eine Schlüsselrolle spielt dabei der neue Chefdesigner der Marke, Andreas Mindt. Er habe die Studie ID.2all entworfen, teilt VW offiziell mit – was erstaunlich wäre, denn Mindt ist erst vor sechs Wochen von der Konzernmarke Bentley nach Wolfsburg zurückgekehrt, um sein Amt von Jozef Kaban zu übernehmen. Mindt sieht den ID.2 als „Ausblick auf die neue Designsprache von VW, die auf den drei Eckpfeilern Stabilität, Sympathie und Begeisterung basiert“. mit dpa

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