Jeep

Der elektrische Jeep Avenger im ersten Test

Im Frühjahr 2023 bringt die US-Kultmarke Jeep ihr erstes vollelektrisches Modell auf den Markt. Avenger heißt das kleine SUV, und es hat einen großen Auftrag: In Europa soll es zum meistverkauften Jeep überhaupt werden. Wir konnten bereits eine erste Probefahrt unternehmen.

der elektrische jeep avenger im ersten test

Der Avenger macht den Anfang: Bis 2025 will Jeep vier weitere Stromer auf den Markt bringen, ab 2030 sollen in Europa nur noch E-Modelle verkauft werden. Hersteller

Amerikanischer als Jeep kann eine Automarke nicht sein, und raubeiniger auch nicht. Das sollte man zumindest meinen. Tatsächlich firmieren die von einer 80-jährigen Tradition geadelten Kultmodelle inzwischen aber unter dem Dach des Stellantis-Konzerns, wo sie auf Fiat, Opel oder Peugeot treffen. Und jetzt auch noch das: Jeep wird elektrisch.

Dies scheint indes als gute Nachricht aufgefasst zu werden. Für den Avenger seien schon sehr frühzeitig rund 7000 Blindreservierungen eingegangen, die meisten davon aus Deutschland, wie Antonella Bruno sagt. Die Chefin von Jeep Europa rechnet damit, dass das elektrische City-SUV in ihrem Zuständigkeitsgebiet zum meistverkauften Jeep überhaupt avanciert.

Kleiner war noch kein Jeep

Mit einer Länge von gerade einmal 4,08 Metern ist der Avenger der kleinste jemals gebaute Jeep. Prima hat ihn das Centro Stile in Turin hinbekommen, einerseits sympathisch knuddelig, andererseits bewahren große Räder, hohe Bodenfreiheit, ausladende Kotflügel, Unterfahrschutz, 360-Grad-Verkleidung sowie der typische Siebenschlitz-Kühlergrill den charakteristischen Jeep-Phänotypus.

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Gelungen ist auch die Innenarchitektur mit digitalem Fahrerinstrumentarium, einem Touchscreen, der je nach Ausstattungsstufe in zwei verschiedenen Größen installiert wird und unter anderem einem TomTom-Navi seine Heimat gibt, außerdem mit diversen haptischen Bedienelementen sowie Tastern für die Fahrstufen. Die Funktionalität, die dem Avenger ins Lastenheft geschrieben wurde, manifestiert sich allerdings nicht nur in einer Vielzahl von Ablagen – 580 Tischtennisbälle fassen sie laut Herstellerangabe, oder, in klassischer Währung, 34 Liter -, sondern auch in arg unbekümmert verbautem Hartplastik.

Antrieb aus dem Stellantis-Regal

Was die flexible e-CMP2-Plattform betrifft, so konnte sich Jeep bei der Konzernmutter bedienen, auch den 400-Volt-Antrieb mitsamt seiner Eckdaten teilt sich der Avenger mit anderen Stellantis-Modellen wie Peugeot e-308 oder Opel Astra Electric, beide sind für Anfang 2023 avisiert. Der Elektromotor leistet 115 kW/156 PS und 260 Newtonmeter an Drehmoment, ein eher kleiner 54-kWh-Akku verspricht nach Norm 400 Kilometer Reichweite, wir schätzen, dass sich im Alltag um die 300 Kilometer ergeben. Als Verbrauch werden 16,5 bis 15,7 kWh/100 km genannt. Schnellladen funktioniert mit maximal 100 kW, in 24 Minuten sei die Batterie von 20 auf 80 Prozent Ladestand gebracht, heißt es. Eine Wärmepumpe gibt es serienmäßig.

Im Fahrbetrieb benimmt sich der Avenger trotz des tendenziell straff abgestimmten Fahrwerks gar nicht jeepmäßig hemdsärmelig, sondern bleibt ganz Stadtauto, brav und verbindlich also. Deutlich spürbar sind die Unterschiede zwischen den einzelnen Fahrmodi – während es in “Eco” und “Normal” noch verhalten vorangeht, weckt “Sport” die volle Motorleistung und somit gleich mehr Munterkeit. Die Spitze liegt bei 150 km/h, das ist überschaubar, aber völlig ausreichend, das Fahrpedal wird der E-Mobilist schon deshalb ungern ins Bodenblech treten, weil er um die Reichweite bangt.

der elektrische jeep avenger im ersten test

Den Marktstart im Frühjahr 2023 absolviert der Avenger als Fronttriebler, die Allradversion 4Xe wird erst 2024 nachgereicht, die Fans jeepgerechter Stock-und-Stein-Touren brauchen also noch etwas Geduld.  Einstweilen müssen es Bergabfahrhilfe und das “Select Terrain System” mit Programmen für Sand, Schlamm und Schnee richten.

Start als “1st Edition”

Lieferzeiten sind gerade beim Elektroauto ein heikles Thema, wie man weiß, wer den Avenger jetzt bestelle, sagt Antonella Bruno, könne aber ungefähr im April mit der Auslieferung rechnen. Noch bis zum 31. Dezember läuft eine Reservierungsaktion für die “1st Edition”-Version, zum Preis von 39.900 Euro (Leasing ab 349 Euro Monatsrate) bietet sie nahezu Vollausstattung, inklusive Zweifarblackierung, vieler Fahrassistenten und einer sensorgesteuert elektrischen Heckklappe, hinter der sich ein durchschnittlich großer Kofferraum von 380 Litern verbirgt. Nach einer Anhängerkupplung durchforstet man die Aufpreisliste vergebens, zumindest aber stellt Jeep “eine Lösung für Fahrräder” in Aussicht. Das spätere Einstiegsmodell dürfte um die 35.000 Euro kosten.

Noch einmal zu Identität und Markenimage: Wirklich amerikanisch ist am Avenger letztlich nur der Familienname. Entwickelt wurde der erste Elektro-Jeep in Europa, die Produktion erfolgt im polnischen Tychy. In den USA gibt es das kleine Elektro-SUV überhaupt nicht zu kaufen.

Ulla Ellmer

Jeep Avenger in Kürze:

Wann er kommt: Im April 2023

Wen er ins Visier nimmt: Opel Mokka-e, Peugeot e-2008, DS3 E-Tense etc.

Was ihn antreibt: Elektromotor mit 115 kW/156 PS, Batterie mit 54 kWh Kapazität (brutto)

Was er kostet: “1st Edition” ab 39.900 Euro, Einstiegsmodell ab ca. 35.000 Euro.

Was noch folgt: 2024 die Allradvariante Avenger 4Xe

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