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Das Aus vom Verbrenner-Aus: Schafft sich die EU doch noch ein Schlupfloch?

Grüne Mobilitätswende in Europa

Das Aus vom Verbrenner-Aus: Schafft sich die EU doch noch ein Schlupfloch?

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Ein Rückzieher vom Verbrenner-Aus ab 2035 ist einmal mehr Teil des öffentlichen Diskurses. Folgt die EU tatsächlich den Forderungen zahlreicher Politiker? Und welche Rolle spielen E-Fuels?

Brüssel/Berlin – Bleibt das Verbrenner-Verbot ab 2035 tatsächlich weiter bestehen? Diese Frage geistert auch rund einen Monat nach der Wahl von Ursula von der Leyen (CDU) zur Kommissionspräsidentin der Europäischen Union durch politische Gremien und Medien. Dabei hatte die CDU-Politikerin in ihrer Bewerbung noch vollmundig versprochen, dass sie im Falle einer Wiederwahl „Kurs halten“ werde.

Konkret: Das im Rahmen des European Green Deal beschlossene Gesetz aus dem Jahr 2023 zum Verbot von neu zugelassenen Autos, die mit ihrem Verbrenner-Motor klimaschädliches CO₂ ausstoßen, bliebt bestehen. Ersetzt werden soll die Antriebstechnologie durch Autos mit Elektromotoren. Zumindest überwiegend.

Werden E-Fuels klimaneutral? Von der Leyen hält sich Schlupfloch offen

Doch noch immer hält sich von der Leyen mit einem Einsatz von E-Fuels ein Schlupfloch für den Fortbestand der Verbrennermotoren offen. Im Jahr 2026 will die Kommissionspräsidentin nun prüfen, ob Verbrenner, die mit den synthetischen Kraftstoffen fahren, weiterhin erlaubt bleiben. Gewonnen werden die synthetischen Kraftstoffe auch durch erneuerbare Energien. Gleicht sich in diesem Herstellungsprozess die später auf der Straße ausgestoßene Menge an CO₂ wieder aus, fiele diese Antriebstechnologie nach EU-Maßstäben unter das Label klimaneutral.

Dafür müsste aber das ausgestoßene CO₂ zusätzlich „Recycle-Ware“, also zuvor schon im Kontext von Industrieabgasen in die Atmosphäre gepustet worden sein. Nach Einschätzung vieler Experten ist diese Voraussetzung allerdings technisch noch nicht möglich.

Verbrenner-Aus auf der Kippe? FDP und Union sind für Ausnahmen für E-Fuels

Den prominenten Befürwortern der E-Fuels scheint dieser Umstand erstmal egal zu sein: Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) oder der CSU-Vorsitzende Markus Söder setzten sich zuletzt für synthetische Kraftstoffe als koexistierende Technologie neben den Elektroantrieben ein. Wissing war es auch, der bei der EU-Kommission zuvor die Berücksichtigung von E-Fuels „erstritt“. Und auch aus der Wirtschaft erhielt die synthetische Lösung Zuspruch von BMW-Chef Oliver Zipse, der durch den Verzicht einen Wettbewerbsnachteil für die EU im weltweiten Konkurrenzkampf sieht.

Rechtsgültig ist der Eintrag im Gesetz bezüglich einer Ausnahme zu E-Fuels allerdings noch nicht. Verhandlungen innerhalb der Kommission blieben zuletzt ergebnislos, da man sich nicht auf eine einheitliche Definition einigen konnte. Und selbst wenn es dazu käme, blieb die tatsächliche Umsetzung weiter mit zahlreichen Herausforderungen behaftet.

Preis-Leistungs-Verhältnis von E-Fuels bleibt Knackpunkt: Weite Transportwege, teurer Literpreis

Neben der technischen Komponenten beim CO₂-Recycling verursachen Autos, die auf Basis von E-Fuels laufen, rund 50 Prozent mehr Emissionen als elektrobetriebene Autos. Laut der Studie des Thinktanks Transport and Environment liege das an den ineffizienten Verbrennermotoren sowie Lücken im Herstellungsprozess.

Ursächlich sind zum Beispiel die aufwendige Elektrolyse zur Herstellung von Wasserstoff. Ein E-Auto fahre somit laut dem Thinktank Agora Energiewende mit dem gleichen Energieaufwand bis zu fünfmal weiter als ein von E-Fuels angetriebenes Fahrzeug. Auch das Preis-Leistungs-Verhältnis wirft weiterhin Fragen auf: Die wenigen Werke zur Herstellung liegen in Übersee, wie etwa Chile. Weite Transportwege erhöhen die Klimabilanz und auch den Preis. Ohnehin reichen Schätzungen bis auf einen Literpreis von 1,5 Euro – netto.

Volkswagen-Chef fordert verbindliche Gesetzgebung bei E-Autos

Was derzeit die Diskussion um E-Fuels zusätzlich befeuert, ist der schwächelnde Absatzmarkt von Elektroautos. Laut dem Handelsblatt arbeitet die EU-Kommission derzeit an einer langfristigen Revision der CO₂-Flottengrenzwertregulierung. Bei den unterdurchschnittlichen Verkaufszahlen könnten etwa VW und Renault ansonsten die zugelassenen Flottengrenzwerte in der EU unterbieten. Die Folge wären Milliardenstrafen.

Auch deshalb forderte VW-Chef Oliver Blume in der Welt am Sonntag „eine verbindliche Gesetzgebung, die klar in Richtung Elektromobilität gehe“. Dazu zähle auch, die „Wettbewerbsfähigkeit in Deutschland“ zu stärken: „Würde man die Elektromobilität straff hochfahren, gäbe es diese Probleme nicht.“ Positiv steht er zudem zu den Plänen von der Leyens, synthetische Kraftstoffe als Ausnahmen für Verbrennermotoren zuzulassen – allerdings als reines Nischenprodukt für wenige Ausnahmen.

Auto-Geschäft in China (vorerst) nicht durch Verbrenner-Verbot betroffen

Dieses Offenhalten der Verbrennertechnologie könnte aber noch ganz andere Gründe haben: In Europa produzieren und ins Ausland verkaufen wäre nach derzeitigem Gesetz noch immer erlaubt. Und selbst der künftige Einsatz der Verbrenner-Motoren in Nischen, wie etwa dem von Blume im Welt-Interview erwähnten Porsche 911er, würde seinen Zweck erfüllen. Den größten Umsatz in Märkten wie China erzielen die deutschen Autohersteller nämlich mit ihren Luxus-Karossen.

Für von der Leyen dürften die Zugeständnisse in Teilen ihrer Koalitionspartner aus Sozialdemokraten und Grüne im Europaparlament Gültigkeit haben: Die Neuzulassung von klimaschädlichen Verbrenner-Autos wird ab 2035 verboten bleiben. Allerdings könnte in Bezug auf E-Fuels das Wort „klimaneutral“ noch zum Zünglein an der Waage werden.

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